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9. Die Qual der Wahl

Nach welchen Kriterien sollten Sie nun Ihren Nahfeldmonitor auswählen?

Audio-Transparenz

Transparente Wiedergabe war schon immer das erklärte Ziel eines Studiomonitors. Leider gelingt es den Herstellern nicht immer, dieses Ziel adäquat zu erreichen. Nicht zuletzt ist das auch eine Frage des Preises. Man sollte nicht erwarten, dass ein 200 Euro Lautsprecher das gleiche Maß an Transparenz erzielt, wie ein Modell für 2000 Euro. Dennoch sollte Audio-Transparenz eines der Hauptauswahlkritierien sein.

Probehören

Wie bewerte ich nun aber die Transparenz eines Lautsprechers? Das Studieren der technischen Daten kann Dir zwar erste Hinweise geben (ein Monitor, der nur bis 100 Hz überträgt wird im Bassbereich nicht transparent klingen), letztlich solltest Du die Entscheidung aber immer auf Basis eines Probehörens treffen.

Die beste Transparenz bietet Dir in der Regel nicht der Lautsprecher, der am spektakulärsten klingt. Diese Herangehensweise wäre ein typischer HiFi-Ansatz. Achte viel mehr darauf, wie der Lautsprecher Dir bekannte Songs oder Instrumente wiedergibt. Spielst Du z. B. selbst Klavier, weißt Du vermutlich ziemlich genau, wie ein Klavier in natura klingen sollte. Nimm zum Probehören eine CD mit guten Klavieraufnahmen mit und vergleiche die Wiedergabe. Du wirst erstaunt sein, wie unterschiedlich verschiedene Modelle den Klang wiedergeben. Das Gleiche gilt natürlich auch für komplette Musikstücke, nicht nur für Einzelinstrumente. Wähle CDs mit Interpreten, die Du besonders gut kennst. So lassen sich gute Rückschlüsse auf die Transparenz eines Lautsprechers ziehen.

Platzbedarf

Auch der Platzbedarf spielt natürlich in der Praxis eine Rolle. Die beste Lautsprecherbox bringt Dir nur wenig, wenn Sie aufgrund von Platzmangel nicht optimal aufgestellt werden können. Kannst Du Deine Monitore z. B. in einem Abstand von nur 70 bis 80 cm zueinander auseinanderstellen, machen größere Lautsprecher mit 8" Chassis einfach keinen Sinn. In diesem Fall muss man den Kompromiss einer schwächeren Basswiedergabe eingehen und kleinere Monitore mit 5" oder 6" Tieftöner verwenden. Diese kann man enger zueinander stellen und man erhält dennoch ein vernünftiges Klangbild.

Budget

Suchst Du neue Nahfeldmonitore, weil Dein Homestudio entweder neu eingerichtet oder komplett aktualisiert werden soll, solltest Du nicht zu wenig Budget für die Lautsprecher einplanen. Viele machen den Fehler, sehr viel Geld für ein edles Großmembranmikrofon einzukalkulieren, haben dann aber nur noch wenig Geld für ein gutes Paar Studiolautsprecher verfügbar. Dabei wird oft vergessen, dass die Soundqualität im Wesentlichen von dem bestimmt wird, was vor dem Mikrofon passiert. Eine kluge Positionierung des Mikrofons beeinflusst die Aufnahme deutlich mehr als das Mikrofon selbst. Um dies alles zu bewerten, bedarf es aber einer sehr guten Abhörsituation, die Fehler bei der Mikrofonplatzierung überhaupt erst hörbar macht. Ansonsten kann auch das High-End-Mikrofon die Aufnahme nicht mehr retten. Behalte daher immer die gesamte Signalkette im Auge. Kaufe statt eines sehr teuren/guten Mikrofons und eines schlechten Lautsprechers lieber ein gutes und günstigeres Mikrofon - aber dafür einen guten Lautsprecher. Soll eine bestehende Abhöre ersetzt werden, spare lieber 3 Monate länger und kaufen das Modell, das Deinen Ansprüchen wirklich genügt und nicht den faulen Kompromiss. Die alte Weisheit "Wer billig kauft, kauft zweimal" trifft auf Lautsprecher besonders zu.

Genrebezogene Auswahl

Auch wenn ein Studiomonitor grundsätzlich das Kriterium Audio-Transparenz erfüllen sollte, kann man dennoch unterschiedliche Prioritäten setzen, wenn man speziell für bestimmte Musikrichtungen produzieren möchte. Das steht nicht unbedingt im Widerspruch zur klanglichen Transparenz eines Lautsprechers. Mischen Sie vorzugsweise elektronische Musik, die in Clubs wiedergegeben wird, benötigen Sie Lautsprecher, die den Bassbereich besonders kraftvoll bis zu tiefsten Frequenzen wiedergeben können. Für klassische Musik ist eine druckvolle Basswiedergabe unter Umstände weniger wichtig, als eine besonders detailreiche räumliche Stereoabbildung. Fragen Sie sich selbst, was für Sie und Ihre Musik wichtig ist.

Der persönliche Geschmack

Ein neutrales Klangbild sollte Dein primäres Ziel sein. Allerdings kann sich niemand völlig von seinem persönlichen Geschmack frei machen. Was für den einen glasklare Höhen sind, sägt kräftig an den Nerven des anderen und wird einfach nur als schrill empfunden. Letztlich ist die Hörempfindung eine sehr individuelle Angelegenheit. Dennoch sollte man den "spektakulären Klang" eines Lautsprechers immer kritisch hinterfragen. Entspricht das Klangbild wirklich noch einem neutralen Ideal oder verzerrt er die Wirklichkeit hin zu einer beschönigten Klangästhetik?

Fazit

Der richtige Studiomonitor ist derjenige, mit dem man vertraut ist. Doch wer mit dem Mischen erst anfängt, muss sich früher oder später mit einem Modell anfreunden und seine Abhöre intensiv kennenlernen. Man sollte dabei die Tipps von Fachleuten in Bezug auf Aufstellung und Einsatzspektrum beherzigen. Die Hauptsache aber: Man sollte seinen Monitor von Herzen mögen ...

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