Der langerwartete Monotron Delay beinhaltet neben der bekannten Sounderzeugung und dem von den Modellen MS10/20 entlehnten Filter (nur Cutoff einstellbar) eine Delay-Funktion mit regelbarer Tiefe (Time) und Nachhall (Feedback), sowie einen LFO mit zwei grundlegenden Wellenformen (Dreieck und Rechteck), deren Shapes über eine auf der linken hinteren Seite befindliche Stellschraube stufenlos angepaßt werden können - die Schraube hätte ich gerne als Regler auf der Oberseite. Im Gegensatz zum Duo mit seiner Skalenoption und dem original Monotron mit einer Schraube zur Einstellung des Oktavumfangs gibts beim Delay nur ein stufenloses Gleiten über vier oder fünf Oktaven, das zielgenaue Treffen einzelner Noten ist eine große Herausforderung.
Präzise musikalische Darbietungen sind aber wohl auch nicht der Haupteinsatzzweck des Delay, dessen Schwerpunkt klar auf Effekten und verspulten analogen Soundscapes liegt, wozu die Delay-Funktion natürlich wesentlich beiträgt. Wie auch seine Brüder Monotron und Duo ist der Delay mit einem Audioeingang ausgestattet, mit dem externe Signale über Filter und Delay-Effekt gejagt werden können. Dies macht ihn zu einem Mini-Effektgerät einfacher Art, das durch seinen Soul in den Schaltkreisen so manchen langweiligen Klang zum Schwingen bringen kann. Ich habe es mit verschiedenen Drummachines und Samples ausprobiert, sowie mit den anderen Monotrons aus meinem Bestand, und war über die Ergebnisse wachsend begeistert.
Möchte man den Delay im Studio verwenden, empfiehlt es sich, einen Denoiser oder zumindest ein Noise-Gate im Signalweg zu haben. Abhängig von der Einstellung des Delay-Effekts erzeugt das Gerät ein deutliches Rauschen, das in bestimmten Bereichen das des Duo oder original Monotron sogar noch übertrifft. HiFi-Fanatiker und Musiker, die ausschließlich auf digitaler Ebene mit Computern arbeiten, mögen es als zu heftig empfinden, nach meiner Erfahrung läßt sich das Nordatlantikwellen-Rauschen des Delay mit besager Technik aber gut kontrollieren. Live spielt die Sache ohnehin keine große Rolle.
Wie schon beim Original und dem Duo sind beim Delay der Audioein- und Ausgang nicht sehr haltbar auf die Platine gelötet, Spreizen der Buchsen (z. B. durch Verwendung zu dicker Kabel und/oder Adapter) kann zum Abreißen der Lötpunkte führen, bei der kleinen Platine des Monotrons kann dies (wie bei mir geschehen) zur Beschädigung einer Leiterbahn führen. Deshalb lieber nur passende Miniklinkenkabel mit dünnen Köpfen verwenden, die sich bei gleichzeitiger Besteckung beider Buchsen nicht klemmen.
Beim Delay muß man übrigens auf eine regelbare Filterresonanz verzichten, dafür ist der LFO umfangreicher als beim original Monotron ausgelegt, kann jedoch wiederum nicht das Filter modulieren. Etwas Abhilfe schafft hier das Keyboard-Tracking, das das Filter tonhöhenabhängig öffnet und schließt. Beim Duo gibt es gar keinen LFO, dafür eben die Crossmodulation (plus Keyboard-Tracking) und zwei VCOs. Daran erkennt man eine gewisse Linie, die Korg mit den Monotrons verfolgt, es sind elementare Synth-Module mit einer simplen, aber gut funktionierenden Oberfläche, die grundlegende Anforderungen abdecken und die Kreativität rauskitzeln, zumindest ist das bei mir der Fall. Der original Monotron ist klassisch aufgebaut, während der Duo modernere Klänge erzeugen kann und der Delay die effektlastige Klammer darstellt, die drei Kleinen sind griffige Werkzeuge eines in Zukunft hoffentlich noch weiter wachsenden Klangbaukastens.
Eine Aufrüstung des Delay mit CV- und Gate-Buchsen (weitere Funktionen sind ebenso abgreifbar) wertet das Gerät deutlich auf und ist daher sehr empfehlenswert. Die herstellerseitig gut beschriftete Platine läd quasi zum Aus- und Umbau ein, was auch reichlich genutzt wird, Beispiele finden sich zuhauf auf YouTube. Für die Modifikationen sind Löt-Grundkenntnisse und eine ruhige Hand nötig, die Mühe lohnt sich aber, besonders wenn man im Studio schon CV-fähige Maschinerie oder ein MIDI-CV-Interface zu stehen hat.
Ich habe den Delay mittlerweile in zwei Produktionen eingesetzt, das Teil hat mich dabei voll überzeugt. Mit seinen Eigenheiten mag er nicht für Jedermann geeignet sein, auch hört man seitens Synthiefans der alten Schule verschiedentlich Klagen, daß Korg mit diesen Quietschboxen die eigene Geschichte quasi ausverkaufen würde, stattdessen sollten sie lieber wieder einen "richtigen" Analogsynth auflegen. Das geht aber am Thema vorbei, denn sobald man den Dünkel fallen- und sich auf diese "Quietschboxen" einläßt, wird man vielleicht erkennen, daß in etwas weniger Perfektion viel mehr Kreativität liegen kann, als man denkt. Die Monotrons stellen Synthies dar, die man ohne Reue kaufen und nach allen Regeln der Kunst ausquetschen kann, ohne Scheu vor großen Namen, hohen Preisen oder überwältigender Funktionsfülle. Es macht unheimlich Spaß, sich aufs Sofa zu fläzen und die kleinen Dinger zum Singen zu bringen. Da ist mehr als nur eine Prise Punk dabei, funky Punk, oder punky Funk... egal, kaufen, schrauben, glücklich werden!