ART Voice Channel B-Stock

Alles was sich im Internet über den Voice Channel findet liest sich sehr gut. Einzig der Preis machte mich etwas stutzig. Ich hatte mich eigentlich schon für den UA Solo610 entschieden, welcher aber knapp das doppelte kostet. Gerade deswegen wollte ich dem Voicechannel aber eine Chance geben. Ich verglich also beide Geräte, um mich dann für das zu entscheiden, was mir besser gefällt.

Ich nahm diverse Sprachpassagen im Radiomoderationsstil mit männlicher und weiblicher Stimme, sowie männlichen Gesang mit Cajon und Ukulele auf. Alle Aufnahmen machte ich unter so exakt gleichen Verhältnissen wie möglich mit einem Brauner Phantom AE Mikrofon.

SOUND:
Mir viel sofort auf, dass der UA Solo610 einen dunklen und auch etwas rauen Klang hat, der sehr erwachsen und gediegen klang. Hörte ich dann die Aufnahmen mit dem Voice Channel fing plötzlich alles an zu strahlen, klang sehr prall und fett. Ich muss gestehen, dass mir auf Anhieb die Aufnahmen des Voice Channels besser gefielen. Ich verglich aber objektiv weiter.
Je mehr ich verglich desto mehr fand ich den UA Solo "interessant" und "speziell", den Voice Channel einfach nur "toll". Immer mehr empfand ich den Voice Channel als das Bikini Modell, das einfach immer und überall eine tolle Figur macht, der UA Solo die charaktervolle und interessantere Schönheit, die man aber mögen muss.

Es gab aber auch Aufnahmen, bei denen der Sound der beiden Geräte kaum auseinanderzuhalten war. Je länger ich aufnahm und die Geräte gut zu nutzen wusste, desto ähnlicher klangen sie. Oft liest man, dass der Voice Channel eher clean klingt und der UA Solo mehr färbt. So krass kann man das finde ich nicht ausdrücken.
Ich mache hauptsächlich Musik im elektronischen Bereich oder Hip Hop und fand da den Klang des Voice Channels passender.
Ich entschied mich also FÜR den Voice Channel und freue mich über das gesparte Geld.

FEATURES
Dazu kommt ja noch, dass der Voice Channel ein kompletter Channel Strip ist, der wesentlich vielseitiger ist und überhaupt Möglichkeiten bietet, am Klang zu schrauben. Diese EQ, Dynamic Sections usw. habe ich aber noch nicht getestet.

Der UA Solo bietet zwar je einen XLR Eingang und Klinke als DI Box, es ist aber immer nur eins davon nutzbar :-( Also Sänger mit Gitarre mit Tonabnehmer aufnehmen wird nichts.

Der Impendanceregler beim Voice Channel macht einen klanglichen Unterschied, weiter aufgedreht klingt der Sound straffer und ledriger. Bei dem Schalter Tube Voltage high/low gestehe ich noch keinen Unterschied zu hören.

HAPTIK/VERARBEITUNG:
Hier muss ich den UA Solo610 den Sieger nennen. Das Gerät sieht cool aus, ist kleiner/leichter und somit besser für unterwegs, die beiden großen Regler machen einfach Spaß. Der Voice Channel hat kleine und viele dicht beieinander liegende Regler. Es ist aber trotzdem alles robust und straff, nichts wackelt oder dreht sich zu leicht.

Der Voice Channel ist also:
1. trotz niedrigem Preis wirklich Klasse und braucht den Vergleich zum UA Solo nicht scheuen
2. nicht so clean wie oft behauptet, denn so färbend im Vergleich wie erwartet fand ich den UA Solo jetzt nicht.

Dieser Channel Strip hat meine Aufnahmekette wirklich bereichert. Vocals sind jetzt sofort gut im Mix. Aber auch ein direkt eingespielter Bass kommt gut rüber. Der EQ greift gut und unaufdringlich. Die Kompression ist schon bei der Aufnahme prima einsetzbar. Die Röhrensättigung ist (wenn gewollt) auch gut hörbar.
Nur ein kleiner Negativpunkt. Das Gerät ist so "breit" gebaut, dass es wegen 1 mm nicht in mein 19' Millenium-Rack passt. Das finde ich dann doch sehr schade.

Die Ausstattung des Voice Channels lässt kaum noch Wünsche offen. Man kann die Eingangsimpedanz des Preamps stufenlos anpassen und auch die 12AX7-Röhre mit zwei verschiedenen Spannungen betreiben, was den Klang beeinflusst. Eine Kompressor-Limitereinheit mit De-Esser, ein Expander oder Noisegate und ein 4-Band EQ mit zwei parametrischen Mittenbändern und schaltbaren Bass- (50Hz/150Hz) und Höhenfrequenzen (5KHz/15KHz) verrichten die ihre Arbeit vorbildlich.

Der Kompressor kann auch vor oder nach dem EQ geschaltet werden. Man hat dadurch eine Vielfalt an Klangbearbeitungsmöglichkeiten. Ich habe noch u.a. zwei andere Röhrenvorstufen aus dem Hause „ART“ mit denen ich sehr zufrieden bin, aber der Voice Channel ist mein Liebling geworden.