Bandinterview: Lasting Traces

02.10.2015
Musikvideo und Interview mit Lasting Traces

Interviu

Auf der Suche nach verwertbaren Spuren bezüglich eurer Herkunft (Stadt, Ort Region oder Land) stoßen wir auf ein großes graues Niemandsland. Die Vornamen sind deutsch. Das war’s dann aber auch schon. Deswegen müssen wir hier die Schleier der Unwissenheit lüften: woher kommt ihr?

LASTING TRACES: Ist doch eigentlich besser, wenn sich Mythen und Legenden um die Herkunft von uns ranken, oder?! Seriös gesagt ist unsere Homebase mittlerweile in Mainz. Daniel und ich (Thomas) kommen aus dem Großraum Freiburg, also badischer Herkunft. Felix und Julian sind “Idstein-Boys” und Yannick ist Mr. Bon Jovi aus Bingen am Rhein.


Klingt gut :-) Wenn man das Gründungsdatum 2007 mit eurer aktuellen Website in Verbindung setzt, dann muss man den Eindruck gewinnen, dass ihr mit dem neuen Album “You & Me”, welches am 4. September über REDFIELD DIGITAL veröffentlicht wird, einen Neubeginn oder so etwas wie einen ‘Reset’ im Auge habt. Anders ist das für uns kaum zu erklären, dass man keine Infos über euren Werdegang bekommt, dafür aber mehr Merchandising Pakete eurer Memorabilia als harte Fakten. Ist das so, oder sind wir auf völlig falschen Pfaden unterwegs???

LASTING TRACES: Von einem Reset oder Neustart würde ich nicht sprechen, wir sind uns ja unserer Wurzeln bewusst und diese prägen uns nach wie vor. Allerdings haben die letzten 2-3 Jahre einige Änderungen in unserem Line-Up mit sich gebracht und auch eine musikalische Wandlung wurde vollzogen. Es wurde also ein neues Kapitel in unserer Band-Geschichte hinzugefügt. Wir wollen uns einfach auf die Zukunft konzentrieren und diese mit Leben und Musik füllen. Die Vergangenheit war schön und gut, aber für uns zählt das Hier und Jetzt und natürlich auch die Zukunft.


Wie kam es zum Band-Namen LASTING TRACES (soviel wie: Bleibende Spuren)? Ist das der Anspruch, den ihr an das Musik machen bzw. an eure eigenen Musik hegt. Spuren hinterlassen? Der Vergänglichkeit eine Verlängerung abtrotzen? Nicht vergessen werden, auch wenn man nicht mehr da ist?

LASTING TRACES: Wenn man eine Band gründet und sich um die Namensfindung kümmert, gibts doch fast immer zwei Kriterien: Der Bandname soll "geil klingen" und ein Mindestmaß an Bedeutung haben. So war es auch bei uns. Der Name klang griffig und knackig. Spuren zu hinterlassen für die Nachwelt, Platten
aufzunehmen und, dass sich in 10-20 Jahren noch der ein oder andere an die Band erinnert und man nicht vergessen wird, das war unsere Intention.


Mit der Bezeichnung Post-Hardcore führt ihr eine im Musikjournalismus seit Jahren bestehende Transformation der Begrifflichkeiten fort: Post-Punk, Post-Rock usw. Wir finden es spannend von den Protagonisten der jeweiligen Gattungen diese Bezeichnungen erklärt zu bekommen, denn gerade bei ganz jungen Musikliebhabern besteht bei diesen Post-Bezeichnungen großer Nachhol- und Aufklärungsbedarf. Also, was genau ist Post-Hardcore, worin unterscheidet er sich im Vergleich zum gewöhnlichen ‘Hardcore’? Gibt es da auch Unterschiede in der Mode, Partykultur, etc.?

LASTING TRACES: Also ganz ehrlich, mir fällt es mittlerweile sehr schwer bei all den Genre-Namen den Überblick zu behalten. In meinen Augen passt Post-Hardcore definitiv besser als Post-Rock. Das Problem ist, dass wir (ich spreche von der Allgemeinheit) immer alles klassifizieren und in Schubladen packen
müssen. Ich persönlich finde Popcore sehr lustig und auch nicht ganz unpassend. Songs mit Pop-Schema und drückenden Gitarren. Vermutlich wird aber auch hier der Stempel Popcore eher mit negativen Assoziationen verknüpft. Als klassischen Hardcore würde ich unsere Musik definitiv nicht bezeichnen, da sich der klare Gesang, doch deutlich davon abhebt und einem bei Hardcore eher Bands wie Terror und Madball in den Sinn kommen. Unsere Roots sind zwar durchaus im HC und Punk zu finden, allerdings begründen wir ja kein neues Genre mit unser Musik, sondern wir klingen eben wie wir klingen.


[B]Das wunderschöne Cover eures neuen Albums “You & Me” ziert eine Blume, und sie ist unserer Meinung nach ein spannender Kontrast zum Sound, den ihr macht. Wie kam es zur Wahl dieses Blütencovers? Denn bei dem fetten Sound, der einen ins Gesicht bläst, hätte man ja auch martialischere, eine dem
Klang eurer Musik näher stehende Symbolik verwenden können…[/B]

LASTING TRACES: Eine Blume/Blüte für das Cover zu nutzen war eine ganz bewusste Entscheidung. Das Ganze hat nämlich damit zu tun, dass “You+Me” ein Album über Selbstreflexion ist. Also haben wir etwas gebraucht um den Ist-Zustand zu verdeutlichen. Jeder hat in seinem Leben gute und schlechte
Entscheidungen getroffen und jeder hat Menschen kennengelernt die kürzer oder länger in seinem Leben waren. All diese Erfahrungen und die Zeit die vergeht, machen dich zu dem der du bist. Die Blume auf unserem Cover ist in ihrer Unperfektheit mit den kleinen Macken so die Verbildlichung des
Protagonisten-Ichs. Geprägt durch die Zeit und die gesammelten Erfahrungen.


Wie seid ihr die Produktion von “You & Me” angegangen? Großes Studio, erfahrener Produzent, analog vs. digital? Oder eher DYO und Homerecording?

LASTING TRACES: Wir haben sehr, sehr lange darüber diskutiert wo wir unsere neue Platte aufnehmen sollen. In den Studios, wo wir vorher waren, sind wir auch immer wahnsinnig zufrieden gewesen. Felix hatte dann irgendwann den Namen “Arkadi Zaslavski” ins Spiel gebracht. Den kannte er von einer früheren Zusammenarbeit bereits. Auch der Sound, den Arkadi abliefert war für uns ideal und natürlich ein wichtiges Argument. Des Weiteren war die räumliche Nähe zu Mainz auch ein wichtiges Kriterium, da wir die Aufnahmen auf mehrere Wochenenden verteilen mussten (ca. 6 x 3–4 Tage). Daniel und Felix haben Arkadi vor der Entscheidung besucht und mit ihm alles bequatscht, bis sich dann herausgestellt hat, dass er unser "Mann" sein wird. Wir wollten jemanden haben, der sich nicht nur ums reine Recording kümmert, sondern mit uns Song für Song vorab durchgeht und uns seine Meinung mitteilt. Der Kerl hat einfach ein wahnsinniges Musikverständnis und wir konnten durch seine Mithilfe die Platte auf ein ganz anderes Level bringen. Zudem sind wir menschlich auch sehr gut klargekommen. Es war definitiv die richtige Entscheidung.


Was erwartet den geneigten Hörer auf “You & Me”? Was ist für euch das totale Highlight des Albums, der magische Moment, den ihr selber nie für möglich gehalten hättet (und warum :-)?

LASTING TRACES: Das ganze Album ist pure Magie und der Wahnsinn. David Copperfield wäre neidisch! Es ist immer etwas schwer, reflektiert und neutral vom eigenen Album zu sprechen. Ich betrachte es einfach in der Gänze, weil ich natürlich zu jedem Song eine Verbindung habe, damit etwas verknüpfe und mich darin wiederfinde. Für mich ist es einfach ein sehr rundes Album, welches ruhigere Songs wie “Dark Matter” und “Summer Dress” beinhaltet, aber auch wieder ordentlich nach vorne geht und zum Schweinepogo einlädt. Für mich fühlt es sich auf jeden Fall sehr authentisch an und wir sind auch super happy mit dem Ergebnis. Wenn für mich etwas heraussticht, dann vielleicht der Break vom ruhigen Song "Summer Dress" zum letzten Song des Albums "Sentenced To Live". Das Thema des Älterwerdens beschäftigt mich weiterhin sehr und die Reflexion von mir selbst insbesondere. Das finde ich einen passenden Schlussakkord für das Album.


Auf welches Equipment setzt ihr bei Produktion und Performance, um eure fantastische ’wall of sound’ zu kreieren? Gebt uns bitte einen Einblick!

LASTING TRACES: Ein ganz wichtiges Kriterium ist, dass wir z.B. viele Gitarren-Spuren doppelt oder sogar dreifach eingespielt haben und wir relativ lang an den verschiedenen Sounds getüftelt haben. Des Weiteren haben wir uns den Luxus gegönnt, einige Test-Mixes von verschiedenen Studios anzufordern, damit wir genau den Sound finden den wir wollen. Schlussendlich haben wir uns dann für Patrick Damiani (www Punkt tidalwave Punkt de) entschieden, der einen hammermäßigen Job gemacht hat. Ich hätte mir nie erträumt, dass unsere Musik so klingen kann. Für das Master haben wir uns an Christoph Brandes(www Punkt iguana-studio Punkt de) gewandt. Auch er hat einen phänomenalen Job gemacht. Wir sind wirklich
glücklich uns so entschieden zu haben und können die beiden Herren herzlichst weiterempfehlen.


In eurem gelungenen Videoclip mäandert der Protagonist durch urbane Tunnel und satte Sommerwiesen und begegnet dabei sowohl einem identisch aussehenden Bettler und einem ebenfalls identisch aussehenden Mann, der gerade um die Hand seiner Herzensdame anhalten will. Beide, Penner und Verliebter, halten in ihrer jeweiligen Aktion inne (betteln und verloben) und brechen diese ab bzw. kommt es zu einem Sinneswandel. Danach kehrt der Wanderer in sein trautes Heim, wo er von seiner Frau/Freundin liebevoll empfangen und in die Arme genommen wird. Wie stehen die Begegnungen des Mannes mit der finalen Heimkehr in Verbindung? Oder schlicht und ergreifend: was wollt ihr uns damit sagen? Wie ist hier der “Goldene Käfig” zu verstehen?

LASTING TRACES: Golden Cage ist ein Song in dem es darum geht, dass es gewisse Situationen im Leben gibt, in denen man getroffene Entscheidungen in Frage stellt, auch wenn es einem eigentlich so wie es ist ganz gut geht. Bereits Entschiedenes zu hinterfragen ist und bleibt aber eine Sache vor der wir nicht flüchten können. Uns war es wichtig aufzuzeigen, dass man vor großen Entscheidungen keine Angst haben muss, weil niemand sagen kann was danach passiert. Egal ob du dich so oder so entscheidest. Die Moral von der Geschichte: Es kommt immer darauf an, was du daraus machst.


Mit wem habt ihr diesen Clip umgesetzt? Schon Ideen für das ‘follow up’?

LASTING TRACES: An der Umsetzung haben wir mit Alexander Klier, einem Freund von Daniel gearbeitet. Entspanntester Typ ever! Obwohl wir fast 14 Stunden in einer alten Lagerhalle gedreht haben, hatten wir wahnsinnig viel Spaß. Wenn ihr also mal jemanden für ein Video-Dreh braucht, dann sagt uns Bescheid. Wir vermitteln gern. Bezüglich eines “Follow-Up’s” haben wir uns natürlich schon ein paar Gedanken gemacht. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aber noch keine konkreten bzw. nennenswerten Pläne.


Ihr habt bis Dezember 2015 eine amtliche Tour auf die Beine gestellt! Wie bereitet man sich für einen solchen Kraftakt vor und wie hält man sich fit, damit einem nicht auf halber Strecke die Puste ausgeht

LASTING TRACES: Wir freuen uns auf jeden Fall wahnsinnig auf die anstehenden Shows und wieder einige Kilometer auf den Tacho zu bringen. Bei fünf Leuten, wo jeder Job, Uni, private Verpflichtungen etc. hat, ist das gar nicht einfach alles auf einen Nenner zu bringen. Planung ist alles, und es müssen eben auch Abstriche gemacht werden. Einige von uns regenerieren nach Konzerten gerne mit einem Hopfentee oder Vollkornsprudel. Aber sonst gibt es kein Geheimnis oder besondere Vorbereitungen, außer natürlich regelmäßiges Proben. Wenn der erste Song beginnt, ist man eh in seinem Element und dann läuft das schon.


Die LASTING TRACES All-Time-Top-Five:

LASTING TRACES:
Thomas: AFI – Sing The Sorrow
Daniel: Alexisonfire – Old Crows/Young Cardinals
Julian: Nirvana – In Utero
Felix: Wu-Tang Clan - Enter the Wu-Tang (36 Chambers)
Yannick: Bon Jovi – Bon Jovi


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