Lange hab ich auf das ZOOM F8n Pro warten müssen, nun ist es da und ich hatte schon erste Anwendungen sowohl als Aufnahmegerät als auch als netzunabhängiger Mischer. Erst mal das Postive Fazit: Klanglich ist das ZOOM F9n Pro astrein, sowohl bei den Aufnahmen auf die SD-Karte als auch als Audioschnittstelle zu meinem Cubase und Wavelab auf dem Laptop.
In die verschiedenen Bedienmenüs muss man sich intensiv einlesen und sich damit befassen, sonst kommt man nicht zurecht, da es keinen idiotensicheren Einfach-Modus gibt. Nach einer Weile bedient man jedoch das Gerät intuitiv, wenn man sich zuvor mehrmals durch alles Menus geklickt hat und ungefähr weiß, wo man suchen muss. Das Farb-Display ist übersichtlich gestaltet und gut abzulesen. Die Bedienung der Menüs erfolgt fast ausschließlich via Dreh-/Drück-Encoder und ist nach gewisser Einarbeitungszeit einigermaßen intuitiv zu erledigen.
Ein passendes USB-Kabel wird nicht mitgeliefert (das mit dem trapezförmigen mini-USB-Kleinstecker wäre das Richtige) und auch für die Main-Ausgänge mit den ungewöhnlichen kleinen XLR-Buchsen muss man unbedingt noch den Kabelsatz ZOOM TXF-8 mitbestellen, sonst kann man das Gerät nur über eine 3,5mm-TRS Stereo-Klinke vom SUB-Out oder den 6,3mm-TRS Kopfhörerausgang an eine Verstärkerlösung anschließen.
Was mich an diesem Gerät besonders interessiert hat, ist die Möglichkeit, netzunabhängig (ein 12V-Alarmanlagen-Bleiakku o.ä. mit passendem Kabel reicht für viele Stunden) auch die 8 Eingänge abmischen und in eine Akku-betriebene PA-Box einzuspeisen. Dafür muss man sich erst mal in das Aussteuerungskonzept einarbeiten.
Da es keine Gain-Regler für die Preamps gibt (das Gerät nimmt einfach über den gesamten, exorbitant weiten Empfindlichkeitsbereich der Eingänge in 32Bit float auf, unabhängig von den Einstellungen des Mixers. Später muss man dann alle aufgenommenen Spuren in der DAW normalisieren, um damit vernünftig arbeiten zu können. Die normalisierten Spuren klingen dann aber astrein und ohne jegliche klangliche Veränderung oder Verzerrung, wenn man beim Normalisieren entsprechend aufpasst. Das ist halt der Vorteil von 32 Bit float, dass es praktisch nicht übersteuern kann und auch sehr niedrige Pegel ohne Informationsverlust handeln kann.
Der eingebaute Mixer hat für alle 8 Kanäle jeweils einen digitalen Fader, der bis zu 24 dB Regelbereich hat. Zuvor muss man via digitalem Trim-Regler alle Spuren auf einen vergleichbaren Pegel bringen, um mit den Möglichkeiten des Mixers auszukommen. Es gibt ja keinen Gainregler, mit dem man das üblicherweise machen würde.
Das interne Routing der 1/2-Main-(L/R)-Kanäle und der 1/2-Sub-Out-Kanäle muss man auch erst mal einstellen, bevor an den jeweiligen Ausgängen das gewünschte Signal rauskommt. Für jeden der 8 Kanäle gibt es Limiter, Hochpassfilter, Panoramaregler und einzeln schaltbare 48V Phantomspeisung und vielleicht noch ein paar mehr Funktionen, die ich noch nicht gesucht/gebraucht habe. Man kann jeweils 2 benachbarte Kanäle auch paarweise zu Stereo-Kanälen (wahlweise R/L oder M/S) zusammenschalten, sowie das Gerät auch in einen Ambisonics-Modus versetzen, falls man ein dafür vorgesehenes Mikrofon besitzt.
Insgesamt hat das Gerät als akkubetriebener Mischer an meiner EV Everse 8 ein ganzes Grillfest mit etwa 50 Besuchern über mehrere Stunden ausreichend mit akustischer Live-Musik beschallt und damit seine Feuerprobe als netzunabhängiger Mischer mit Bravour bestanden.
Jetzt hab ich auch den ersten Konzert-Livemitschnitt über ein Stereo-Mikrofon aufnehmen können. Das ist natürlich äußerst praktisch und auch sehr sicher für das Gelingen einer Aufnahme, dass man das Mikrofon nicht auspegeln muss, weil die Bandbreite des 32bit-Float-WAVE-Datenformats eben alle denkbaren Signalpegel verarbeiten und verzerrungs- und verlustfrei aufzeichnen kann. Der Aufbau von Mikrofon und Aufnahmegerät war in wenigen Minuten erledigt. Natürlich sollte man das schon mal ausprobiert haben, damit man die notwendigen Einstellungen möglichst schon im Gerät getätigt hat und sich nicht erst durch die vielen Menüpunkte klicken muss, um zu den korrekten Einstellungen zu gelangen. Die Tonqualität ist wirklich über alles erhaben und rein von der Qualität des Mikrofons bestimmt.
Insgesamt ist es ein mächtiges Gerät mit sehr vielen Funktionen, die wohl eher in der Profiliga benötigt werden und die Bedienung schnell etwas aufwendig und unübersichtlich erscheinen lassen; also eher nicht geeignet für jemanden, der mal schnell eine Performance mitschneiden möchte, ohne sich mit den vielen Funktionen des Geräts vertraut gemacht zu haben, auch wenn man sich aufgrund des Konzepts des 32bit-Float Aufnahme-Datenformats zumindest keine Mühen mit dem Auspegeln machen muss.