Besitze den Polybrute jetzt gut 1 Woche. Deshalb noch kein vollständiges Review.
Gleich am 2. Tag bootete er nicht mehr. Das neuste Betriebssystem überspielt und seitdem ist alles 100% zuverlässig. So etwas sollte eigentlich nicht passieren. Schwamm drüber.
Fakten:
Das Konzept zwischen 2 verschiedenen Soundeinstellungen morphen zu können ist simpel und genial, damit sollte man sich zuerst vertraut machen. Dank der erweiterten Filtersektion sind hier KLangmodulationen möglich, die ich so bisher bei keinem anderen Synth bewerkstelligen konnte. Ist der Polybrute mit der Editorsoftware auf dem Rechner verbunden lässt sich gut erkennen, welche Parameter verändert werden. Pro Sound werden 2 Einstellungen, A und B angelegt, zwischen denen gemorpht werden kann.
Von warm voll, breit und weich, bis hart, krank, zwitschernd, hauchend und fauchend geht hier alles und zwar in einem Sound überblendend. Wahnsinn! Man bräuchte 4-5 Hände normalerweise.
Das ist kein analoges 70/80s Revival zum Drücken analoger Flächen oder 100 mal gehörter Leadsounds, obwohl auch das der Polybrute beherrscht: hier kommt die analoge Klangerzeugung im 21. Jahrhundert an. Absolut großartig.
Das Beste ist der 3 dimensionale Morphee Controller. Hier lassen sich tolle Klangverläufe modellieren. Zusätzlich kann diesem auch gesagt werden ob der nach dem Loslassen in die Ausgangsstellung zurück soll oder den letzten Wert beibehalten soll.....genial...hier wurde echt mitgedacht.
Ähnliches beim Ribboncontroller dem man auch verschiedenes Verhalten zuweisen kann.
Nur Eines stört mich: warum ist der nicht genau 1 oder 2 Oktaven breit oder besser 4 ? Melodien spielen ginge so leichter...so muss man sich erst einspielen und kann die unter ihm liegenden Tasten nicht zur Orientierung nehmen. Das macht der Hydrasynth wesentlich besser.
Tastatur spielt sich gut, der ab Software Version 2 duophone Aftertouch ist ein Fortschritt...aber auch hier liegt die Messlatte des Hydrasynth in scheinbar unerreichbarer Ferne.
Interne Effekte, insbesondere der Hall und Delay sind Oberklasse und lassen sich im direkten Zugriff gut bedienen.
Den Sequenzer habe ich nur rudimentär probiert, macht seinen Job zuverlässig und clockt zuverlässig wenn auch leicht verzögert.
Matrix: super...hier hat man fast Direktzugriff auf alle Soundpresets, muss nicht ewig scrollen oder tippen wie bei anderen Synths und als Modulationsmatrix großartig. Stehe ich aber auch noch am Anfang.
Verarbeitung und Haptik sind für mein Empfinden auf höchstem Niveau. Robust und schwer und optisch eher konservativ. Passt auch gut ins Wohnzimmerstudio :-)
Fazit: durch und durch überzeugender Synth für dreidimensionale Klangverläufe im Livemodus. Gebe ich nicht mehr her.
5 Sterne satt !
Update 10.1.22
Die PolyBrute Connect Software bietet eine übersichtliche Möglichkeit Sounds zu editieren und zu verwalten. Einzelne Sounds lassen sich komfortabel laden, verschieben oder löschen.
Unter Software Version 2 gibt es großartige neue Sounds, zusätzlich gibt es 11 neue kostenlose Soundbänke, die zum Teil sehr inspirierend sind und Basis für eigene Kreationen sein können.
Und das Beste ist: man kann sich aus jeder Bank nur die Sounds laden, die man gebrauchen kann. Perfekt !
Dass diese erst verzögert (1-2 Tage) und nicht sofort in der Software erschienen, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Reagiere als Profi immer sensibel wenn ich das Gefühl habe Zeit zu vergeuden.....ja, das ist mit fast 60 anders als mit 25.....
Trotzdem: der erste gute EIndruck des Instruments bestätigt sich sich.
Wird zu einem meiner wichtigsten elektronischen KLangerzeuger.
Update 20.2.22 ...kann das wahr sein: das Gerät kann seine gesendeten Controlerdaten die über den Morphee und den Ribbon ausgegeben werden bei der Wiedergabe über Midi nicht verarbeiten...???!!! Damit kann man diese wichtigen KLangverläufe nicht aufzeichnen....klar: die Controller lösen feiner auf als es Midi mit seinen 128 Steps erlaubt...trotzdem: ein NOGO ! Ein Punkt Abzug
Update 25.4.22
Nach nun knapp 4 Monaten:
wieder volle Punktzahl: die Spielfreude und tollen KLangverläufe, auch durch traditionelles Schrauben an Filtern und neuartige analoge Sounds, die im Verlauf auch nach Minuten nicht langweilig werden und sich sämtlichst als Midi Controller Daten aufzeichnen lassen, rechtfertigen keinen Punktabzug.
Den Morphee Controller sollte man daher als reines Liveperformance Tool nutzen.....oder gleich das Gesamtergebnis in einer Audiospur festhalten.
Deshalb wieder volle Punktzahl...Asche auf mein Haupt und sorry Arturia....vieleicht schafft ihr es in einem Update auch den Morphee ins Midi Setup zu integrieren :-) Dann müsste es 6 Sterne für die Möglichkeiten der Liveperformance geben. Da reicht momentan kein anderes Gerät ran, was die Modulationsmöglichkeiten eines einzelnen Sounds betrifft.
Nachtrag 14.5.22
Die klassische Soundfülle der alten analogen Klassiker von Oberheim, Moog oder Roland darf man vom Polybrute nicht erwarten.
Er eignet sich eher für Sounddesigner, die klanglich auf der Suche sind und Neuem gegenüber offen sind.
Trotzdem kann er warm und voll klingen, hat aber in den Bässen nicht die Wucht wie ein OB6 oder ein Moog Sub 37.
Der Polybrute spielt für mich in einer eigenen Liga. Zu dem Preis ist er momentan absolut konkurrenzlos.
Mag sein, dass der Synth im momentanen Vintage Hype „ Perlen vor die Säue“ ist.
Ich liebe ihn jeden Tag mehr.