Das Instrument besorgte ich mir als Backup für meine edle, handpolierte, klassische Fichte/Palisander Meistergitarre, welche gelegentlich zum Aufpolieren zum Gitarrenbauer muß. Außerdem mußte es eine echte Spanierin aus Massivholz sein. Auch gibt es eine Menge Anwendungen, wo es viel zu riskant wäre, mein Meisterinstrument einzusetzen, wie z.B. Geburtstagspartys, BBQs, Klassik-Rock Fusions, oder Open Air Konzerte. Die Alhambra 7PA ist für solche Zwecke genau die Richtige und genügend widerstandsfähig. Sie klingt sehr schön und sieht zudem mit ihrer schlanken Taille richtig super aus. Die Geometrie ähnelt sehr dem Torres-Original.
Die Auswahl der Hölzer und die Verarbeitung sind hervorragend. Die hochglänzende Nitrolackierung ist sehr widerstandsfähig gegen mechanische Beanspruchung und Körperschweiß.
Die Saitenlage am 12. Bund war mit 3 mm (e) / 4 mm (E) bis auf einen halben Millimeter fast perfekt eingestellt. Durch Abfeilen des Steges um 0,8 mm wurden die Idealwerte 2,5 / 3,5 mm erreicht.
Die Mechaniken laufen nicht so präzise wie die gewohnten Schaller Grand Tune des Meisterinstruments. Aber das ist wirklich ein unfairer Vergleich und führt nicht zum Abzug. Man vergleicht auch keinen VW Käfer mit einem 911er Porsche, obwohl sie technisch identisch sind. Schließlich kann die Alhambra damit trotzdem ordentlich gestimmt werden, auch wenn es etwas knackt.
Der Klang ist sehr ausgewogen, keine Dämpfer, keine Knaller. Die massive Fichte/Palisander/Cedro Konfiguration liefert den für diese klassische Bauart typischen Klang mit runden Bässen, lieblichen Höhen und dezenten Mitten, im Gegensatz zu Red-Cedar Decken mit mehr Mittenbetonung. Das ist aber reine Geschmackssache.
Ebenso typisch ist, daß diese Gitarre, wie alle Instrumente mit massiver Fichten-Decke, ihren endgültigen Klang erst nach einer gewissen Einspielzeit entwickelt. Hier hatte es ca. 5 Tage gedauert, bei 3 Stunden täglich. Manche Gitarren brauchen länger und Solche, welche längere Zeit nicht mehr bespielt wurden, sind wieder neu einzuspielen. Warum das nur bei der Fichte so ist, das hatte mir bis heute niemand, kein Gitarrenbauer und auch kein Geigenbauer erklären können. Vielleicht liegt es daran, daß es das einzige harzhaltige Tonholz ist und daß Harz viskos und plastisch verformbar ist. Die nach dem Einspielen deutlich wahrnehmbare, doch schwer zu bescheibende Änderung des Klangs ist derat, daß der Klang runder und singender wird, die Töne harmonieren mehr miteinander, ohne Brei zu werden. Aber keineswegs wird ein zuvor schon schlechter Klang danach gut.
Grundsätzlich hilfreich zum Einspielen ist, gelegentlich chromatische Tonleitern von der tiefsten bis zur höchsten Note im Fortissimo zu spielen, also ziemlich laut, ohne daß es schäppert. Das Tempo ist egal. Das ist zwar musikalisch eher ätzend, aber es verkürzt die Prozedur erheblich. Auch hilft die gelegentliche, offene Exposition bei satter Rock / Fusionmusik bei ordentlicher Lautstärke, vor allem Instrumente, die nur sporadisch gespielt werden, werden so schwingungsfähig gehalten.
Das Sustain der Alhambra 7PA ist sehr gut. Damit klingen auch sehr langsame Stücke recht ordentlich. Ab dem 17. Bund der hohen e-Saite (!) bricht es allerdings ein, wobei ich bis heute nur sehr wenige Meisterinstrumente bespielt hatte, die das da oben, wo nur äußerst selten gespielt wird, noch wirklich gut können.
Die Tasche ist ziemlich stabil und hochwertig. Sie hat eine starke Polsterung und bietet im Ggs. zum Koffer mehr Stauraum für großformatige Notenblätter. Sogar ein handlicher Klappständer zum Aufstellen der Gitarre findet Platz, damit das kostbare Instrument nicht auf den Boden gelegt werden muß. Auch meine alte Tappert-Stütze paßt rein. Ich verwende allerdings eine Brettstütze, die mit 3 Saugnäpfen am Bodenrand befestigt wird und ziemlich groß ist. Auch diese paßt rein. Diese wichtigen Zubehörteile passen in keinen einzigen meiner Koffer. Darum nehme ich dieses Etui auch zum Transport für meine anderen Gitarren.
Mitgeliefert wird auch ein Herkunftsnachweis der Hölzer und eine Produkt ID, mit der man seine Gitarre auf der Internetseite (spanisch/englisch) von Alhambra zur Diebstahl-Sicherheit registrieren lassen kann.
Wie beim Tiki-Taka Fußball überlassen auch die spanischen Gitarrenbauer von Alhambra nichts dem Zufall, gehen bis in kleinste Details und zementieren ihre Führungsrolle beim Bau von Klassikgitarren, nicht nur bei den Meisterinstrumenten.
Einziger Kritikpunkt wäre das Material von Sattel und Steg aus Hart-Kunststoff. Da das Instrument trotzdem einen schönen Klang entwickelt, führt auch das zu keinem Abzug und wäre Jammern auf allerhöchstem Niveau. Das Instrument ist mir mittlerweile als Arbeitstier ans Herz gewachsen. Darum werde ich etwas investieren, vom Gitarrenbauer Sattel und Steg aus Knochen anfertigen lassen und die Auflagen der Mechanik-Rollen im Wirbelbrett mit Wirbelseife behandeln lassen, damit sie beim Stimmen weniger knacken.
Fazit: Klare Kaufempfehlung mit hervorragendem Preis-/Leistungsverhältnis.
PS.: Das Knacken der Wirbel konnte auf einfache Weise behoben werden. Vermutlich handelte es ich um einen Montagefehler des Mechanik-Lieferanten:
Die Saiten werden komplett entspannt. Danach wird an jeder Einzelnen der 6 Wellen die zentrale, schwarze Schraube herausgedreht und das Zahnrad abgenommen. Vorsicht, dahinter befindet sich ein schmaler Federring. Auch dieser wird herausgenommen und gewendet. Wichtig: Der Federring ist gewölbt und muß derart eingesetzt werden, daß die Schüsselung nach außen zeigt; also die Talseite auf der Grundplatte der Mechanik aufliegt und der Schüsselrand etwas darüber hinausragt. Danach wird das Zahnrad auf den Sechskant der Welle aufgesetzt, die Schraube wieder eingedreht und nicht allzu fest angezogen. Wenn der Federring verkehrt eingesetzt wird (mit dem Schüsselrand zur Grundplatte), entsteht zu viel Reibungsmoment an der Grundplatte und der Wirbel knackt beim Drehen. In die Fuge zwischen Grundplatte und Zahnrad wird ein Tropfen hochwertiges Nähmaschinen- oder Waffenöl aufgetragen. Auf keinen Fall Kriechöle wie WD40 verwenden, weil diese bis ins Holz eindringen und es beschädigen.
Damit laufen alle Wirbel hervorragend ohne zu knacken.