Auf der Suche nach einem echten Röhrenverstärker mit Vintage Sound und Feel, der auch zuhause gut spielbar ist, bin ich auf den Tone King Gremlin gestoßen, der meine Anforderungen bravourös erfüllt.
Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Der wunderbare Tweed, der dieses 70th Anniversary Modell ziert, ist perfekt verklebt und gibt dem Amp gleich die richtige Vintage Anmutung. Schutzecken gibt es keine, was aber für meine Einsatzzwecke als Bedroom-Amp (auf der Bühne spiele ich einen Kemper) kein Thema ist. Auch ansonsten merkt man die makellose Handarbeit.
Die Bedienung ist mit zwei Eingängen und den beiden Reglern Volume und Tone sehr übersichtlich. Auf der Rückseite findet sich noch der - sehr effektive - Iron Man Attenuator; das war's dann auch an Bedienelementen.
Wer jetzt denkt, damit ist die Soundauswahl sehr eingeschränkt, liegt hier tatsächlich daneben. Durch die beiden Eingänge und die interaktiven Regler ist die Soundvielfalt tatsächlich groß. Und während andere Amps einen sweet spot haben, klingt dieser Amp tatsächlich in verschiedenen Einstellungen hervorragend. Gekauft habe ich ihn eigentlich für den Sound eines aufgerissenen Blackface. Den macht er - über den Rhythm-Eingang - auch hervorragend dank einer wunderbaren Endstufensättigung der KT-66-Röhre mit einer tollen Kompression, zu der eigentlich nur solche Amps ohne Master Volume fähig sind. Im Lead Kanal wartet der Verstärker dann mit einem wunderbaren Tweed-Sound auf. Dafür hatte ich ihn gar nicht gekauft und eigentlich sind mir Tweed Sounds auch oft zu kratzig, dieser hier ist aber wirklich großartig. Er erinnert mich stark an die frühen ZZ-Top Alben (die m.E. z.T. auf einem Brown Face eingespielt wurden).
Und was auf beiden Kanälen wirklich beindruckend ist, ist die Reaktion des Amps auf die Anschlagsdynamik, die nur ein guter Röhrenamp leistet; da kommt wirklich Spielfreude auf.
Obwohl ich das nicht nutze halte ich den Amp - zumindest wenn er abgenommen wird - auch für absolut bühnentauglich; 5 W können schon verdampt laut sein. Und Pedale nimmt er auch gut an.
Was man noch wissen sollte:
- die Kanäle produzieren eine unterschiedliche Lautstärke, da muss man ggf. etwas an der Gitarre nachregeln oder Lead eben nur für Soli nehme
- Kanalumschaltung geht nur durch Umstöpseln oder einen - nicht mitgelieferten - AB(Y)-Switch.
- Kein Reverb (da müsste man dann tiefer in die Tasche greifen und sich den Tone King Imperial Mk II holen)
- Kein Effekteinschleifweg
- Kein Schnäppchen, aber dafür erhält man im Grunde einen Blackface und einen Tweed Amp in Boutique Amp Qualität sowie einen Iron Man Attenuator, der alleine soviel kostet wir der halbe Amp.
Wer damit leben kann und einen tollen kleinen Röhrenamp mit amtlichen Sounds und kontrollierbarer Lautstärke in toller Optik sucht, der liegt hier genau richtig. Ich gebe ihn jedenfalls nicht mehr her.