Es ist meine erste elektrische.
Da ich wieder zurück auf die Bühne will und die Dinger nun mittlerweile bezahlbar sind, kam ich an der Kaufentscheidung zur elektronischen Geige schlecht vorbei. Gerade im Rockbereich ist eine akustische Violine schwer zu Händeln. Ich hab vorher alle möglichen Tonabnehmer ausprobiert. Aber wirklich zufriedenstellend war da nichts. Wenn´s wirklich laut wird, biste mit einer akustischen verloren. Soviel zur Vorgeschichte und nun genug geschwafelt.
Die Geige ---- schon beim ersten Stimmen fällt die Leichtgängigkeit der Wirbel sofort auf. Das ermöglicht ein sehr schnelles präzises Stimmen, so dass man die Feinstimmer eigentlich nicht wirklich braucht. Leichtgängigkeit heißt in diesem Fall keinesfalls lose. Mir ist bei den ersten Stimmungen zweimal die E-Saite wieder zurückgeschmiert. Danach nie wieder.
Die Feinstimmer tragen ihren Namen auf jeden Fall zu Recht. Viel mehr als eine halbe Note ist hier nicht zu korrigieren, was aber durch das einfache Stimmen über die Wirbel nicht wirklich stört. Hier auf jeden Fall ein sehr großer Pluspunkt gegenüber der akustischen.
Die Yamaha steht im Handling und vom Gewicht her, einer akustischen in nichts nach. Die Kinnauflage ist angenehmer als bei all meinen Akustischen. Sie hat selbst unverstärkt, ohne Kopfhörer, eine für mich sehr zufriedenstellende Resonanz, um bei leiser Begleitmusik mitzuspielen. So kann man das Teil auch in einem Mehrfamilienhaus nach 22 Uhr ohne großen Firlefanz sofort gebrauchen. Das hat mich sehr überrascht, weil ich das überhaupt nicht erwartet habe. Ich hab diese Eigenschaft von Anfang an sehr genossen und es zaubert Grinsen beim Spielen. Du kannst es richtig krachen lassen, ohne wirklich was auf den Ohren zu haben. Hier tritt dann die nicht ganz so prickelnde Verarbeitung des Instruments zu Tage.
Wenn man die `Trocken` richtig durchrockt, knackt das Teil. Also rein mechanisches Knacken. Ich persönlich empfinde diesen Effekt als positives Feedback von ihr. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Einen Einfluss auf die Stimmungsstabilität hat das Knacken jedenfalls überhaupt nicht. --- so viel zum unverstärkten Einsatz.
Der dazugehörige Preamp. ---- hat die beiden Room/Hall Einstellmöglichkeiten. Kurz gesagt. Effektlos direkt und mir bisschen zu kratzig /und/ eine schöne Effektmischung, die mit guten Kopfhörern bestimmt richtig Spaß macht. Ich hab leider keine, deshalb kann ich das nicht beurteilen. Ich spiele sie auf einem Gitarrenverstärker. Aber auch mit ganz normalen Earsticks hat sie einen recht respektablen, realitätsnahen Klang.
Im Hallmode ist sie grundsätzlich sehr warm, voluminös und kommt vom Klang her eher an eine Viola. Etwas ärgerlich ist, dass die E Saite etwas leiser abgenommen ist. Kann gewollt sein, ich find`s doof.
Die mitgelieferten Daddario Zyex Saiten harmonieren recht gut und sind bei Zimmertemperatur auch sehr schnell stimmungsstabil.
Grundsätzlich finde ich es fast unmöglich, die Klangfarbe einer elektronischen Geige zu beschreiben, weil natürlich durch nachgeschaltete Equi und Effekte eben jeder Sound möglich ist. Ich spiele sie auf einem Marshall MG50FX und bin mit der Harmonie sehr zufrieden. Hier liegt es eher an der Combo und Experimentierfreudigkeit des Virtuosen, aus ihr das optimale Ergebnis für die jeweilige Anwendung herauszukitzeln. Das mechanische Knacken überträgt sich im Übrigen 0,0 auf den Audioausgang.
Was mir sehr sehr gut gefällt, das durch die direkte Stegabnahme, Stimmgeräte sofort in Echtzeit funktionieren. Ich benutze das Rockboard ST01. So habe ich ständige Kontrolle über Ungenauigkeiten während des Spielens. Das ist für Schüler ein ganz gewaltiges Hilfsmittel. Eine völlig neue Form des Übens. Der Ton wird in Echtzeit visualisiert. Einfach nur herrlich.
Kurz um.
Zum lernen, für die Rockbühne und zum leise spielen ist sie der perfekte Lebenspartner.
Letzten Endes ist das Ding elektrisch. So richtig wird es nie so sein wie mit einer echten.