Ban­din­ter­view: Pedro & Kalma

05.01.2016
Musikvideo und Interview Pedro & Kalma

Interview

Hej Pedro. Auf dich sind wir gestoßen, wie der Mittellose auf einen Sechser im Lotto: durch Zufall, reines Glück‚ und dann hat sich deine Musik - auf deinem Soundcloud-Profil - vor uns entblättert wie ein Sternenregen. Wie hat das angefangen, mit dir und deiner Musik?

PEDRO: Servus. Angefangen hat das mit mir und der Musik zur Schulzeit - um genau zu sein in der 5. Klasse. Seitdem habe ich Schlagzeug-Unterricht genommen und auch früh begonnen, das Gelernte in verschiedenen Band- und Orchesterprojekten anzuwenden. Nachdem der Unterricht aber im Hinblick auf das Abitur pausieren musste, blieb es am Ende nur bei dem Vorsatz, hin und wieder die Drums zu spielen und den Unterricht später wieder aufzunehmen. Stattdessen setzte ich mich seitdem mit digitaler Musikproduktion auseinander. Darauf brachte mich mein Cousin, der damals recht erfolgreich im für mich zunächst ziemlich abschreckend wirkenden Gabba- und Hardcore-Bereich unterwegs war. :D


Das eben benannte Soundcloud-Profil zeigt Produktionen der letzten fünf Jahre, darunter den Absoluten-Gute-Laune-Song DO YOU REMEMBER von Pedro & Kalma, Pop-House der allerbesten Güte. Wie kam es zu dem Song?

PEDRO: Das ging echt erstaunlich fix: Der Track entstand kurz nachdem ich Lutz Rode kennengelernt hatte. Das Instrumental stand zu dem Zeitpunkt bereits. Kurz mal per Email rübergeschickt, nur wenige Tage später ein Vocal zurückbekommen, ein bisschen Hokuspokus und der Track war fertig. So einfach kann's gehen.


Für DO YOU REMEMBER habt ihr auch ein amtliches Video gedreht. Das bezahlt man für gewöhnlich nicht aus der Portokasse. Wie hast du das als Unsigned Producer realisiert und wie sieht die Verwertungskette für diesen Song aus, um die Unkosten wieder rein zu bekommen?

PEDRO: Dadurch, dass uns unsere Freunde unterstützt haben und Oldbulli Berlin uns den fancy Bulli geliehen hat, hielten sich die Kosten für den Dreh in Grenzen. Es fällt ja auch ziemlich schnell auf, dass es kein sonderlich professionelles Musikvideo ist. Aber dafür, dass es das erste Videoprojekt war, bin ich dennoch ganz zufrieden. Eine Verwertungskette gibt es noch nicht. Allerdings soll der Track so bald wie möglich noch offiziell veröffentlicht werden.


Die Bandbreite, die du in petto hast, ist wirklich sehr vielschichtig: auf der einen Seite klingen die Songs wie Kultproduktionen der Berliner Masterminds um Basic Channel, auf der anderen Seite schüttelst du House- und Popproduktionen aus dem Arm, die sich in internationalen Charts ganz vorne tummeln müssten. Wie sind die Reaktionen auf diesen Facettenreichtum? Und bekommst du mehr und mehr ein Gefühl dafür, wohin die Reise in Zukunft für dich gehen wird?

PEDRO: Kritische Stimmen zu den verschiedenen Facetten gab es bisher eigentlich noch nicht. Ich weiß auch, dass man sich irgendwann für eine Richtung entscheiden sollte. Dennoch sehe ich mich immer noch in einer Phase der Orientierung und gebe mir noch etwas Zeit, um meinen persönlichen Stil zu definieren. Ich denke, dass jedes Projekt, an dem ich arbeite und jedes für mich neue Genre, in das ich eintauche, einen ziemlich wichtigen Beitrag dazu leistet. Durch die Arbeit an der neuen EP von Lutz Rode, die ich produziere, habe ich beispielsweise einige technische Kenntnisse dazu gewinnen können, durch die ich die Qualität meiner Songs im Allgemeinen steigern kann.


Die aktuellste Produktion von dir LEHN DICH ZURÜCK präsentiert den Berliner Sänger Lutz Rode auf einem famosen Pianohouse-Track mit einer Hook, die einem nicht mehr aus dem Ohr gehen will, zumal die Stimme des Sängers auf diesem Song lange noch ihre Wirkung zeigt. Solche Tracks verbindet man für gewöhnlich mit UK- oder US-Produktionen. Den muss die Welt hören :-) Wie läuft das Marketing dafür? Bringt das eine größere Plattenfirma in alle nötigen Kanäle? Ins Radio, in die Streaming-Dienste, etc. oder bewältigst du sowas im Ein-Mann-Torpedo-Alleingang?

PEDRO: Bisher versuche ich, alles rund ums Marketing, also die Pflege meine Social Media Kanäle etc. allein in den Griff zu bekommen. Leider sind die Kapazitäten und die Zeit dafür natürlich begrenzt. Viel lieber nutze ich die Zeit, die mir zur Verfügung steht, natürlich, um an neuen Werken zu arbeiten. Aus genau diesem Grund habe ich mich bis dato auch noch nicht darum gekümmert, meine Musik zu vertreiben. Ganz im Gegenteil: Die meisten meiner Songs biete ich sogar zum kostenlosen Download an. Das macht momentan mehr Sinn, denke ich.


Apropos Lutz Rode und Berlin: du bist auch ein Berliner, was auf den zahlreichen Thumbs zu den einzelnen Songs und deinen Social Media Profilen deutlich zutage tritt. Was macht für dich den Reiz dieser Stadt aus? Wie wirkt die Metropole in dein Leben als Produzent?

PEDRO: Genau, ich bin Berliner und ich liebe diese Stadt, ihre Vielfältigkeit, die schönen wie die hässlichen Ecken und die unbegrenzten Möglichkeiten, die sie zu bieten hat. Es ist völlig egal wer und wie man ist, wie man aussieht oder wo man herkommt. Als Künstler wie auch als Student weiß ich das enorm umfangreiche Netzwerk zu schätzen, das Berlin als Musik- und Startup-Metropole zu bieten hat.


Wie sieht das Set Up für deine Produktionen aus? Mach mit uns einen Rundgang durch deine heißbeliebte Hard- und Software…

PEDRO: Für meine Produktionen nutze ich ausschließlich mein MacbookPro mit Ableton als DAW, sowie ein Mittelklasse-Interface und ein Midi-Keyboard der Marke M-Audio. Um die Ideen, die ich in Abletons Session-Ansicht gesammelt habe abschließend in ein Arrangement zu übertragen, nutze ich oft mein Akai APC40 und ein Novation Launchpad Mini, welche auch die zentralen Bestandteile meines Live-Setups sind. Für das Recording verwende ich mein nagelneues Neumann TLM Mikrophon. Und auf der Einkaufsliste steht aktuell eine Bass-Gitarre, die meinen kleinen Bestand an Instrumenten erweitern wird.


Du bist zum einen ein unabhängiger Produzent, zum anderen DJ. Geht das heutzutage Hand in Hand, das heißt ist das eine ohne das andere denkbar und existentiell überhaupt noch möglich? Oder muss jeder DJ mittlerweile auch das 1x1 der Produktion bedienen können, um beim Booking für wichtige Gigs nicht übersehen zu werden?

PEDRO:Interessante Frage. Ich denke zwar, dass die eine Disziplin die andere auf keinen Fall voraussetzt. Allerdings bin ich mir sicher, dass sich beide Bereiche gegenseitig super ergänzen. Denn es ist beispielsweise von großem Vorteil, als DJ Ahnung von Frequenzen, dem EQing oder anderen technischen Bereichen der Musikproduktion zu haben und andersherum als Produzent zu wissen, wie man einen Song möglichst gut strukturiert und arrangiert, um Spannung aufbauen und die Zuhörer damit packen zu können. Wo, wenn nicht live, lernt man das am besten!?


Hast du sowas wie einen Business Plan für dich? Wo willst du in fünf Jahren stehen?

PEDRO: Wer braucht schon einen Business Plan, YOLO! Nein, Spaß, darüber sollte ich mir vielleicht mal Gedanken machen.


Wie kommt es zu einer Zusammenarbeit mit dir? Bucht man dich als Produzent, Co-Autor oder Autor? Ergibt sich das im Umfeld der Gigs, Clubs und Festivals? Und wie entlohnt man deine Arbeit? Wird das über Tageshonorare im Studio geregelt, Co-Autorenschaft der Werke, Gigs im Club, etc.?

PEDRO: So viele Fragen auf einmal. Oft ergeben sich Kollaborationen von allein - man lernt hier und da jemanden kennen, der jemanden kennt, der… und so weiter und sofort. Kontaktieren kann man mich aber auch immer gerne über meine Email-Adresse oder über über meine Social Media Kanäle - Facebook, Twitter etc. Ich freue mich über jede Anfrage und bin immer offen für neue Projekte und Zusammenarbeiten. Vor allem bin ich immer auf der Suche nach neuen Sängern / Sängerinnen.


Wie sieht ein ganz normaler Tag im Leben von Pedro in Berlin aus?

PEDRO: Ein ganz normaler Tag in meinem Leben ist in der Regel ganz klar strukturiert und eng getaktet. Manchmal ist es natürlich extrem stressig, Studium, Arbeit und die Musik unter einen Hut zu bringen und stets den Kontakt zu Familie und Freunden nicht zu kurz kommen zu lassen. Andererseits bin ich im Hinblick auf die Musik erfahrungsgemäß viel produktiver, wenn ich aufgrund einer Deadline unter Druck stehe oder anderweitig Stress habe, was ziemlich erstaunlich ist. Wobei man das Prinzip ja von Prüfungsvorbereitungen etc. kennt.


Und wenn du unterwegs bist, zu einem Gig: wie läuft die Vorbereitung? Mit welchen Tools präsentierst du deinen DJ-Gig?

PEDRO: Mit meinem Kai APC40 und dem Launchpad bediene ich für meine Live-Sets ebenfalls Ableton als Software. Begonnen habe ich das DJing damals mit Traktor, habe mich damit aber schnell eingeschränkt gefühlt. Natürlich ist die Oberfläche viel intuitiver und auch sonst bringt Traktor so einige Vorteile mit sich. Aber was ich an Ableton liebe, ist die unbegrenzte Freiheit, Musik so zu präsentieren und Lieder modulieren zu können, wie man möchte. Allein schon die Tatsache, dass man sich seine Effekte selbst programmieren und zusammenstellen kann, ist der Burner - meiner Meinung nach. Nachteil ist natürlich der größere Zeitaufwand für die Vorbereitung der Lieder und des gesamten Settings - ganz im Gegensatz zum Auflegen mit CDs beispielsweise. Damit möchte ich mich - genau wie mit dem traditionellen DJing mit Vinyl - auch ganz bald auseinandersetzen.


Nur ein paar Tage vor dem Massaker in Paris warst du auch in Frankreich. Wie hast du die Stimmung in dem Land wahrgenommen und was hast du gedacht, als du die Bilder der Freitagnacht wahrgenommen hast?

PEDRO: Wie wohl jeder Andere war ich total schockiert über einen Terroranschlag solchen Ausmaßes in unmittelbarer Nähe. Gleichzeitig bin ich aber auch sprachlos darüber, wie groß der weltweite mediale Fokus auf die Vorkommnisse war und ist. Man sollte sich stets vor Augen führen, dass so etwas weit weg von uns Alltag ist und dass diese Gefechte dort mit unseren Waffen ausgetragen werden. Ich bin gespannt wie jetzt politisch auf die Geschehnisse reagiert wird. Drastisch wäre es, mit ihnen noch flächendeckendere Bombardements in den entsprechenden Regionen zu legitimieren. Ohnehin verlieren dabei schon Hunderte unschuldiger Zivilisten täglich das Leben. Allet grausam. :-(


Wie sehen die nächsten Highlights in deinem Kalender aus? Worauf freust du dich besonders?

PEDRO: In naher Zukunft steht erstmal nur in der Uni Vieles an. :D Allerdings freue ich mich darauf, bald meine Arbeit an einer eigenen EP aufnehmen zu können. Immerhin stehen sehr viele Projekte kurz vor dem Abschluss und verdienen es definitiv gehört zu werden.


Und zum Abschluss: Auf deinem Smart Phone haben diese fünf Songs einen Startplatz für die Heavy Rotation ;-)

PEDRO: Bunt gemischt:
Oliver Schories - With Me (Original Mix)
Klangkarussell - Netzwerk (Super Flu ReDings)
Mirco Caruso - Siren (Original Mix)
Tez Cadey-Seve (Original Mix)
London Grammar - Metal & Dust (Friend Within Remix)
Ich

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