Mu­sik­vi­deo: Amity in the Fame

23.06.2016
Musikvideo und Interview mit Amity in the Fame

Interview

Wir haben euch vor einer gefühlten Ewigkeit schon einmal interviewt, und zwar im Frühling 2010! Wir müssen das natürlich aufarbeiten :-) Was habt ihr in den vergangenen sechs Jahren so getrieben?

AMITY IN FAME/Michael: Wir freuen uns, dass wir das Gespräch nach dieser kurzen Pause fortsetzen können ;-) Wir haben nach unserem relativ rasch nach Band-Gründung veröffentlichten Debütalbum ("Dinner for One") ein zweites Studioalbum produziert und veröffentlicht ("Through"). Das erste Album hat für uns noch immer einen rauen Charme. Das zweite Album ist jedoch um vieles ausgereifter. Wir haben einige Musikvideos herausgebracht und konnten im Internet eine für uns unglaublich hohe Anzahl an Hörern erreichen.

AMITY IN FAME/Fil: Erstmal danke fürs Herantreten an uns! Auch mir kommt es schon wie eine halbe Ewigkeit vor, ich werde aber versuchen die Kalkschichten aus meinem Gehirn zu verlagern und ein paar Erinnerungen auszugraben :-) Ab 2010 ging es sehr turbulent zu, nach der Album-Release hatten wir sehr viele positive Rückmeldungen, auch international, was mich sehr stolz macht. Ein Konzert mit Long Distance Calling in Traun oder ein Auftritt in Mailand waren danach für mich Höhepunkte. Die Videoproduktionen von "The Kraken" oder "Burning the Witch" fand ich außerdem höchst interessant und sehr gelungen.


Eure Discographie weist seit eurem achtjährigen Bestehen zwei Albumproduktionen auf, das bereits genannte "Dinner For One" (2008) sowie "Through" (2012). Wenn wir ein bisschen Mathematik und Statistik anwenden, kann der geneigte Fan erkennen: Alle vier Jahre ein Album. Bedeutet: in 2016 wäre es dann wieder soweit. Zumal in einem facebook-Posting vom März 2016 zu lesen ist: "Good news guys. we are currently working on new songs."

AMITY IN FAME/Michael: Das mit dem Album in 2016 wird etwas knapp. Tatsächlich haben wir aber drei Songs schon beinahe fertig aufgenommen und gemischt. Wir wollen in 2016 jedenfalls ein paar Songs veröffentlichen; wieviele es letztendlich wirklich werden, steht noch in den Sternen.

AMITY IN FAME/Fil: Ich hörte mir meine gesamten Demoaufnahmen seit 2005 durch. Aus diesem Song-Material und neuen Aufnahmen zu alten Riff-Ideen wurden bisher drei fertige Songs. Ein Gitarrenriff davon existiert - wie gesagt - bereits seit 2005. Ich finde es sehr cool, neue mit alten Ideen zu vermischen, quasi die Urkraft mit Erfahrung zu fusionieren. Einen tatsächlichen Release-Plan gibt es derzeit keinen.


Ist die Besetzung in all den Jahren im Wesentlichen stabil geblieben?

AMITY IN FAME/Michael: Nein. Wir haben tatsächlich im Laufe der Jahre mit vielen Musikern zusammengearbeitet. Natürlich schauen wir da auch etwas wehmütig auf die ersten Jahre und die Gründungsformation zurück. Am neuen Album arbeiten jedenfalls drei der fünf Gründungsmitglieder mit (Filip - Gitarre, Judith - Gesang und Michael - Gesang) und auch ein viertes wäre für das Recording verfügbar (Roman - Bass).

AMITY IN FAME/Fil: Wir hatten nach dem Release von "Through" große Besetzungsprobleme. Der ursprüngliche Schlagzeuger, Willy, hatte ja noch vor Release des zweiten Studioalbums verkündet, dass er nicht mehr so viel Zeit mit der Band verbringen könne. Dies führte zu einer langen Schlagzeuger-Suche, die sich folglich etwas schwierig gestaltete. Wir hatten zwar ein paar sehr gute Schlagzeuger im Proberaum, hatten aber einerseits sehr hohe Ansprüche, da unser Live-Set ja schon fix einstudiert war, jedoch keiner 1:1 den Stil von Willy ersetzen konnte oder auch wollte. Anderseits konnten wir jedoch weder eine fixe Gage noch eine fixe Tour für Profischlagzeuger bieten. Nach der langen Suche nach einem passenden Ersatz war die Luft jedoch bei mir und den Gründungsmitgliedern raus, wir hatten ehrlich gesagt alle Energie in die Release und die Fertigung von "Through" gesteckt. Momentan funktioniert die Band als Studioprojekt, was sich um einiges unkomplizierter gestaltet.


Interessanterweise findet man euer Debütalbum auf iTunes, nicht aber das zweite, "Through". Das wiederum gibt es nur auf Amazon. Wenn wir Spotify öffnen, bekommen wir schließlich alles zu hören, sogar "Through" in einer "Deluxe Edition" mit acht weiteren Tracks. Wie kommt dieses unterschiedliche Angebot zustande?

AMITY IN FAME/Michael: Gut recherchiert! Wir hatten für "Through" einen Vertriebsvertrag, den wir nach drei Jahren jedoch nicht erneuert haben. Wir haben nach Auslaufen des Vertrages vor kurzem die Deluxe-Edition mit zusätzlichen Songs neu herausgebracht. Das Album sollte auch bald wieder über iTunes verfügbar sein.


Ihr beschreibt eure Musik als "powerful acoustic rock". Stimmt das für 2016 immer noch? Und habt ihr mittlerweile nicht auch mal Sehnsucht, nach einer 'stinknormalen' Stromgitarre?

AMITY IN FAME/Fil: Ich hatte es sogar probiert, bei den neuen Aufnahmen eine verzerrte Gitarre zu 50% in den Mix zu mischen. Dadurch wäre aber der gesamte Sound, der ja einen Wiedererkennungswert hat, verloren gegangen. Bei den neuen Aufnahmen, sowie auch bei "Through", wurden ja Solo-Passagen verzerrt bzw. auch der Bass bei härteren Parts. Dies, finde ich, ergibt ein neues spannendes Klangbild. Meist werden ja nur die Gitarren gezerrt, wobei der Bass immer solide clean bleibt. Zusätzlich spielen viele elektronische Sounds mit, die Bezeichnung Akustik, ergibt sich also nur rein aus der Position der Gitarre. Bei dem Song "Cyranoia" kann sich ja jeder selbst den kurzen Part anhören, der demonstriert, wie Amity in Fame mit verzerrten Gitarren klingen würde :-) Ob es immer so bleiben wird, kann ich nicht versprechen, ich bin für alles offen. Jedenfalls soll sich die Gesamtkonstellation aller Instrumente gut ergänzen und dabei ein perfektes Gesamtes ergeben. Schön ist für mich jedenfalls Abwechslung, Veränderung und kein Monolog. Wir sind und werden immer eine experimentierfreudige Band bleiben und darauf bin ich auch stolz.


Was macht für euch die Faszination des "powerful acoustic rock" aus?

AMITY IN FAME/Michael: Die Eigenständigkeit des Sounds. Wir haben mit unserer Musik sicher nicht das Rad neu erfunden; die Einflüsse bestimmter Bands oder musikalischer Genres sind klar erkennbar. Für uns hören sich unsere Alben und Songs dennoch nicht abgedroschen an und dieses Feedback haben wir auch von vielen Hörern auf der ganzen Welt bekommen. Die Idee, so hart wie nur möglich mit einer akustischen Gitarre zu spielen, hat für uns eine gewisse Faszination und lässt einen recht eigenständigen Sound entstehen.

AMITY IN FAME/Fil: Die unterschätzte Kraft der dunklen Saite aus der akustischen Gitarre :-)


Gab es innerhalb Band auf mal die Bestrebung nun endlich auf E-Gitarren und -Bässe umzusteigen?

AMITY IN FAME/Fil: Klar, und wird es immer weiter geben. Es muss für mich jedoch der Sound von Amity in Fame erkennbar bleiben, ansonsten ist es ein neues Projekt.


Gibt es mehr von "euch" in Linz bzw. Österreich? Vielleicht sogar eine Acoustic Rock Szene?

AMITY IN FAME/Michael: Es gibt sehr viele Szenen und Nischen in Österreich. Insbesondere im Indie-Bereich, im Folk, im Metal und Underground passiert da sehr viel. Wir selbst haben allerdings nie einer speziellen Szene angehört. Es hat uns aber immer interessiert, was es an österreichischen Bands gibt und wir verfolgen das auch aktuell. Im Akustik-Rock oder etwas härterem Akustik-Rock ist uns momentan keine Band aus der Gegend bekannt, die etwas Ähnliches macht. Im akustischen Bereich geht das meist eher in Richtung Folk.


Auf welchen Instrumenten spielt ihr eure neuen Songs ein bzw. werdet ihr eure neuen Songs einspielen? Nehmt uns mal mit ins Studio und zeigt uns eure Goodies...

AMITY IN FAME/Fil: Jeder Prozess, einen Song zu komponieren, gestaltet sich neu. Einmal spiele ich mit der Gitarre zum Entspannen und habe plötzlich eine Song-Idee. Viele Lieder entstehen so, viele gehen auch verloren. Es ist derzeit ein experimenteller Prozess, teilweise bastle ich zwei Jahre an einem Lied, manchmal dauert es nur wenige Stunden wie für "Dinner for One". Ich bin überzeugt davon, dass ein richtig gutes Lied nicht lange benötigt, um "gut" zu sein. Ich hörte mal, dass ein jeder Hit am Lagerfeuer genauso gut klingen muss wie auf der Aufnahme - dem schließe ich mich an.

AMITY IN FAME/Michael: Beim neuen Album hieß es gewissermaßen 'back to the roots'. Wir arbeiten da sehr reduziert und Fil bastelt da ganz alleine an sämtlichen Instrumenten. Die Basis bildet ein Gitarrenriff oder ein Piano, dann wird viel herumgebastelt mit Drums, Effekten, zusätzlichen Instrumenten. Am Schluss gibt die Gesangsfraktion noch ihren Senf dazu. In der Vergangenheit wurden live schon zusätzliche Instrumente ausprobiert und auch im Studio haben wir mit digitalen Instrumenten den Sound ergänzt. Das wird auch bei den neuen Songs ähnlich sein. Bei "Through" war der Songwriting-Prozess ein anderer als bei den aktuellen Songs. Damals haben wir im Proberaum die Songs gemeinsam erarbeitet und der Bass und die Drums waren da sehr stark mit tonangebend. Es wurde viel experimentiert und diskutiert. Bei den neuen Songs ist sowohl der Prozess als auch der Output etwas linearer, ähnlich dem ersten Album.


Wenn ihr etwas aus den Produktionen eurer beiden Longplayer gelernt habt: was würdet ihr beim dritten auf jeden Fall wieder so machen? Was würdet auf keinen Fall mehr so haben wollen?

AMITY IN FAME/Michael: Wenn es das Budget erlauben würde, hätten wir beim dritten Album gerne wieder den hervorragenden Produzenten des zweiten Albums (Vlad Avy aus Kanada bzw. ursprünglich aus Russland). Was der aus dem Album herausgeholt hat, ist für uns einmalig. Wir achten beim aktuellen Recording etwas mehr darauf, bereits frühzeitig Recording-Fehler zu vermeiden und schöpfen ein wenig aus der Erfahrung vorhergehender Aufnahmen. Wir gehen das Recorden jetzt auch recht locker und ohne Zeitdruck an.

AMITY IN FAME/Fil: Ich werde weiter das machen, was mir Spaß macht und nicht das, was man von uns hören bzw. sehen will. Es soll die Freude an der Musik hör- und spürbar sein, dann hat es Potential, etwas zu vermitteln. Klangtechnisch würde natürlich eine teure Produktion nochmal mehr rausholen. Jedoch gilt die Lagerfeuertheorie :-)


Worum gehts im Song "The Kraken" und welchen Konflikt tragen die Protagonisten im Clip miteinander aus?

AMITY IN FAME/Michael: "The Kraken" ist im Prinzip eine Metapher. Im Stile von Terry Pratchett wird hier ein Phänomen oder ein größeres System in Form einer Kreatur dargestellt. Dieser Ansatz soll eine Reflexion von einem etwas anderen Standpunkt ermöglichen und möglicherweise Erkenntnisse über das beschriebene Phänomen bringen, die ein rein wissenschaftlicher Zugang nicht bieten kann. Im Groben gesagt, steht die Krake für das wirtschaftliche System, welches sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat. Im Text wird dieses System, isoliert von den Menschen und dem Umfeld, in welches es eingebettet ist, als eigenständiges Wesen beschrieben. Besser gesagt, ist der Text aus Sicht dieses Wesens geschrieben, welches - vereinfacht ausgedrückt - erklärt, dass es sich zwar bemüht, auf andere Lebewesen Rücksicht zu nehmen, aber im Grunde nicht anders kann, als alles aufzufressen und zu zerstören. Die Frage ist, ob diese naive Erklärung in gewisser Weise zutreffend ist. Und daran anschließend stellt sich die Frage, wie die Menschheit als Kollektiv auf ein solches Wesen reagieren sollte. Das Musikvideo hierzu erzählt wiederum eine ganz eigenständige Geschichte, wenn das Thema auch im Wesentlichen das gleiche ist. Die Handlung ist recht kafkaesk und auf den Punkt gebracht folgende: Der am Schreibtisch sitzende Protagonist des Videos ist eine Art Buchhalter, dessen Aufgabe es ist, die "Vorteilhaftigkeit" unseres Wirtschaftssystems regelmäßig zu errechnen. Hier werden in einer sehr zynischen und technokratischen Rechnung verschiedene materielle und ideelle Faktoren gegeneinander aufgerechnet. Der zweite Darsteller bringt dem Buchhalter eine Liste, in welcher der Wert menschlichen und tierischen Lebens plötzlich eine viel Höhere Gewichtung hat. Der Buchhalter merkt sofort, dass aufgrund dieser Änderung die Rechnung nicht mehr aufgehen kann, das etablierte wirtschaftliche System also rechnerisch keine Berechtigung mehr hätte. Die darauf folgende Diskussion zwischen den beiden dreht sich um diese Tatsache.


Schon Ideen oder sogar Storyboards für neue Clips?

AMITY IN FAME/Michael: Ein paar der neuen Songs haben das Element Wasser als gemeinsamen Nenner. Beim nächsten Video könnte dieses Thema eine Rolle spielen.


Haben euch die überraschenden Tode von David Bowie und Prince in diesem Jahr berührt? Spielten diese Musiker und ihr Schaffen eventuell eine besondere Rolle in eurem Leben?

AMITY IN FAME/Michael: David Bowie hat uns persönlich beeinflusst und er hat unzählige Bands beeinflusst, die für uns wiederum eine Inspiration darstellen. Auch der Einfluss von Prince ist nicht wegzudenken.


Welche (noch lebenden) Künstlern sind für euch wie Idole, deren Schaffen auch immer in euch etwas zum Leuchten bringt?

AMITY IN FAME/Fil: Der Musiker/Komponist/Produzent, der mich momentan am meisten beeinflusst, ist Steven Wilson.

AMITY IN FAME/Michael: Jene, mit denen man persönlich in Kontakt kommt.


Wenn Amity In Fame drei Wünsche frei hätte, sähen sie so aus...

AMITY IN FAME/Michael: Mehr Zeit für: die angenehmen Dinge im Leben, das Schaffen von Neuem, Menschen die einem wichtig sind.


LINK: c-tube Profil von AMITY IN FAME

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