Vorab: Die Tadel in einigen Testberichten wegen zu schwacher Kerbungen der Saitenreiter kann ich nicht bestätigen. Ich glaube, man muss die Brücke nur "richtigrum" installieren, mit den Schrauben zum Hals hin. Dann laufen die Saiten von hinten auf die ansteigenden Reiter und legen sich in die gekerbten Führungen. Vorn ergibt das eine saubere Startkante für die Schwingung, die Saiten haben ausreichend Halt. Bei mir ist noch nix rausgesprungen oder verrutscht. Und ich haue auch mal ordentlich in die Saiten!
Jetzt zum eigentlichen Test:
Ich denke, viele Musiker suchen nach einem Replacement für Harley-Benton-Hardware. Dieses Teil ist meiner Meinung nach die beste Möglichkeit (neben einem Austausch des Sattels), das Klangpotenzial einer Standard-Harley-Benton hörbar zu machenen. Außerdem werden Optik und Einstellbarkeit stark verbessert.
Das Problem bei den HB-Gitarren ist - zumindest bei den Standardmodellen - die recht mindere Qualität der Hardware - was bei einem Preis von 120 Euronen für die ganze Gitarre ja auch nicht verwundern sollte. Leider stimmen die Maße der Brücken meistens nicht mit den angebotenen Replacements der einschlägigen Marken überein. Die meisten Tune-o-matic-Harleys haben einen Sockelabstand von ca. 72,5 mm an der Brücke, die Marken-Replacements fast immer 74 mm. Was tun? Ich habe mir mehrere in Frage kommende Bridges bestellt und bin letztendlich bei dieser gelandet. Sie ist aus massivem Messing (?) und ist trotzdem nicht so teuer wie z. B. ABM oder Tone Pros (Wäre ja auch irgendwie verrückt, wenn die Brücke soviel kostete wie die ganze Klampfe, oder?), die Verarbeitung der Gotoh-Brücke ist über jeden Zweifel erhaben. Die Aufnahme der Sockel ist auch hier ein wenig zu breit, aber mit einer 5,5-mm-Rundfeile aus dem Baumarkt (7,-) konnte ich die 6-mm-Löcher je 0,5 mm sauber nach innen erweitern, die Brücke passt nun gut auf die Sockel (die sich übrigens in die vorhandenen HB-Innengewinde im Body sauber einschrauben lassen). Die gefeile Korrektur sieht man nur bei genauem Hinsehen. Hinweis: Bitte die Löcher so weit auffeilen, dass die Brücke *locker* draufpasst, nichts sollte hier gezwungen werden.
Der Klanggewinn ist in meinem Fall spektakulär. Im Beispiel der HB 450 plus (Paula) ist das ein um Klassen besseres Einschwingverhalten, mehr Dynamik, mehr Brillanzen, mehr Sustain. Man kann sagen, das Instrument ist tonal auf eine neue Stufe gehoben worden. Ein Kumpel von mir spielt eine echte G-Paula, er sagt, das Schwingungsverhalten meiner HB-Paula sei besser als seine. Zumindest unverstärkt. Ich kann das nur bestätigen und freue mich jetzt noch mehr über das Schnäppchen. Vielleicht baue ich irgendwann noch bessere Pickups rein ...
Als ergänzende "Pimpung" der HB sollte auf jeden Fall noch ein guter Sattel aus Knochen oder in meinem Fall aus Tusq sein (Gibson-Mechaniken hab ich auch noch spendiert)!