Wer ein Musikinstrument für einen dreieinhalbjährigen sucht, der möchte in der Regel nicht unbedingt ein Vermögen ausgeben. Zudem sollte das Instrument der Körpergröße angepasst sein, und eine gewisse Stabilität mitbringen. In meinem Fall beobachtete ich, dass der Sohnemann in der letzten Zeit immer häufiger auf allerlei Kisten trommelte und dabei ein für sein Alter erstaunliches Rhythmusgefühl an den Tag legt. Da war es nicht weit zu der Idee, eine Cajon anzuschaffen.
Die meisten Cajons sind für Kinder dieser Größe schlicht zu groß. Man könnte natürlich eine normalgroße Cajon nehmen, und diese einfach quer legen. Aber das würde die Benutzung wie bei einem Erwachsenen voraussetzen. Kinder in diesem Alter schleppen ihre Dinge aber gerne durch die Gegend, und hier wäre eine ausgewachsene Cajon unpraktisch für den Nachwuchs und gefährlich für die Wohnungseinrichtung.
Bei Thomann bin ich auf die Junior 3 Cajon gestoßen. Die Maße von 30 x 31 x 27 cm passen perfekt für diese Körpergröße. Das Gewicht von 3 Kg stellt für meine Sohn auch kein Problem dar, und bei einem Preis von 35 ¤ kann man auch nicht allzu viel falsch machen, selbst wenn die Begeisterung für Percussion schnell wieder nachlassen sollte.
Der Korpus dieser Cajon ist aus Birke, die Schlagfläche aus Weidenholz gefertigt. Die Verarbeitung ist akzeptabel. Es gibt durchaus eine Reihe von Ungenauigkeiten bei der Fertigung. An zwei Stellen sind auch kleine Macken im Holz des Korpus zu finden.
Aber hier sollte man sich nichts vormachen; es werden nicht die einzigen bleiben.
An der Unterseite sind große Gummifüße angebracht. Wenn man durch das Schalloch an der Rückseite schaut, kann man erkennen, dass innen Saiten auf die Schlagfläche gespannt sind, die den typischen ?Snaresound? der Cajon bilden. Ferner ist noch ein Steckloch im Inneren zu finden, in dem ein Schlüssel zum Nachspannen der Saiten seinen Platz findet. Diesen sollten die Großen sicher verwahren, denn dort wo er standardmäßig seinen Platz hat, wird er bei Kindern vermutlich nicht lange bleiben. Oder ist das nur bei meinem Sohn so? Gut Papa nimmt auch alles erstmal auseinander und der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm?
Nicht so schön finde ich den für mein Empfinden übergroßen Thomann-Aufdruck auf der Schlagfläche. Weniger wäre hier ästhetisch mehr gewesen. Den neuen Besitzer stört das aber scheinbar nicht die Bohne.
Die Cajon kommt ohne Bedienungsanleitung. Das ist ein wenig schade. Zumindest hätte ich mir einen Hinweis auf den Spannschlüssel gewünscht. Ich hatte zunächst wirklich keine Idee, wofür dieser ?Metallstift? gut sein soll. Allerdings hatte ich auch bisher nur gelegentlich auf solch einem Instrument gespielt. Ein Anruf in der entsprechenden Abteilung des großen T lüftete das Geheimnis.
Noch bevor das Instrument an den Filius übergeben wurde, verschaffte sich zunächst Papa einen Eindruck davon: Es klingt tatsächlich nicht schlecht. Für die Größe ist erstaunlich Bass vorhanden. Ein leichtes Slaping (heißt das so?) mit den Fingern bringt die gespannten Seiten gut zum Klingen. Schläge auf die Seiten des Korpus bieten eine differenzierte Ergänzung zum Bass der Schlagfläche. Kurz: Es funktioniert und ist tatsächlich als Instrument zu gebrauchen.
Viel wichtiger jedoch ist ja die Frage, wie die Cajon dem eigentlichen Besitzer gefällt. Begeisterung pur! Nur kurz habe ich ihm gezeigt, wie man darauf sitzen kann, und wie man der Kiste unterschiedliche Töne entlockt. Tja, und seit dem haben unsere Nachbarn zusätzlich zu dem Klavier meiner Frau und meinen Gitarren eine neue akustische Bereicherung. Er singt ein Lied nach dem anderen und begleitet sich dazu auf der Cajon. Es ist nicht immer einfach ihm zu vermitteln, dass dies morgens um sechs Uhr noch keine gute Idee ist. Entsetzen bei meiner Frau löste des jüngsten Vorschlag aus: ?Papa, wir müssen da einen Pizzo [sic!] einbauen, wie bei der Stompbox.? Woher hat der Junge das nur?