Das Herzstück des Behringer Radar liegt im Verborgenen, nämlich unter dem Radar-Symbol. An dieser Stelle befindet sich hinter der Frontplatte ein Kontaktmikrofon, das Vibrationen, die durch Berührung ausgelöst werden, in Gate-, Hüllkurven- und Audiosignale umwandelt. Damit lassen sich andere Module triggern, CV-steuerbare Parameter modulieren und sogar Klänge erzeugen. Dank seines regelbaren Verstärkers, der einen sehr weiten Bereich abdeckt, kann das Modul auf leichtes Antippen ebenso gut reagieren, wie auf kräftiges Klopfen. Selbst mit einem Kratzen auf der Oberfläche löst man Signale aus, denn das Radar-Symbol ist nicht nur ein Aufdruck, sondern eine unebene Fläche. Damit lädt Radar zum physischen Kontakt mit dem Modularsystem ein, um zu improvisieren, experimentieren und modulieren.
Die Vibrationen, die das integrierte Mikrofon aufnimmt, werden an drei unterschiedlich arbeitenden Ausgängen parallel ausgegeben. Über Gate werden Trigger-Impulse generiert, mit denen man Drum-Module, Hüllkurven u.ä. ansteuern kann. Zum Signal des Envelope-Ausgangs gehören zwei 3-fach-Schalter für Attack und Decay, mit denen sich eine einfache Hüllkurve einstellen lässt, die sich zum Beispiel für die Modulation einer Klangfunktion eignet. Über den mit Out bezeichneten Ausgang kann der direkte "Klang" des Kontaktmikrofons abgenommen werden, um ihn etwa in komplexe Effektketten einzuspeisen. Alternativ zum integrierten Mikrofon kann auch ein externes Signal über den Audio-Eingang genutzt werden. Mit der Gain-Funktion, mit der eine Verstärkung des internen oder eines externen Signals bis zu 50 dB erreicht werden kann, lässt sich der Pegel weiträumig anpassen.
Vom einfachen Triggern bis zum Erschaffen von Klangwelten – wer seine Finger nicht stillhalten kann, hat mit diesem einfachen Modul vielfältige Möglichkeiten. Wenn man gern spontan, intuitiv und kreativ mit seinem Modularsystem interagiert, kann mit einem oder mehreren Radar-Modulen manuell in das Klanggeschehen eingriffen werden. Für viele Anwendungen lohnt es sich, nicht nur ein Radar im System einzusetzen. Ob direkt nebeneinander oder an verschiedenen Stellen strategisch platziert, hängt natürlich vom Einsatzzweck und den persönlichen Prioritäten ab. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Anwendung für eine Performance, auch wenn das naheliegend ist. Ebenso erlaubt das Modul Spontanität beim Entwickeln von Klängen oder dem Aufnehmen von Sessions, die man anschließend in der DAW zurechtschneidet.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Radar lässt sich als spielbare Kontaktfläche einsetzen, quasi als "Keyboard" mit nur einer Taste. Bei Berührung wird ein Gate-Signal generiert, das eine Hüllkurve startet und somit ein ganzes Patch auslösen kann Oder man nimmt zwei oder mehr Radar-Module, um damit ein Drumkit manuell zu spielen. Mit dem Trigger lässt sich auch eine Sequenz intuitiv weiterschalten, indem man den Gate-Ausgang mit dem Clock-Eingang eines Step-Sequenzers verbindet. Das Envelope-Signal von Radar eignet sich hingegen eher für Modulationen. Per Fingerdruck kann die Steuerung von Pitch bei einem Drone-Sound, die PWM eines VCOs oder die Cutoff eines Filters eine kurzzeitige Modulation erhalten. Das Audio-Signal von Radar ist gutes Futter für lange Delays und Reverbs. In Kombination mit weiteren Effekten lassen sich mit dem Fingernagel, einem Pinsel o.ä. große Klangwolken und Soundscapes erzeugen.