Viele Jahre zähle ich mich nun schon zu den zahlreichen und vielleicht auch etwas eingefahrenen Gibson Usern. Durch die Nutzung von meist mit Humbucker bestückten Gitarren, hat sich über die Jahre bei mir der Wunsch ergeben auch mal etwas anderes zu spielen.
So kam ich zu den P90, die ich vor einem Jahr auch erstmalig in einer Gibson Custom Shop ’63 SG Special Antique Pelham Blue VOS verwirklicht habe. Diese Gitarre ist auch eine super Vergleichsmöglichkeit zur Yamaha Revstar.
Nun aber eben genau zu dieser Gitarre:
Wie bei vielen war auch bei mir meine erste E-Gitarre eine Yamaha Pacifica 112. Der Name also definitiv bekannt und auch in anderen musikalischen Bereichen ist Yamaha wohl kaum ein No-Name. Dennoch setzt der meist auf Vintage und historisch korrekt getrimmte Gitarrenfan doch oft auf die großen Marken mit G und F. Warum eigentlich?
Genau das frage ich mich nun auch wenn ich dieses Brett von Gitarre, Made in Japan, vor mir habe.
Optik und Verarbeitung:
Ich habe mich für die Sunburst Variante entschieden. Einfach mal was ganz anderes als Gold, Schwarz oder Rot. Aber eben auch komplett anders als ein Burst bei Gibson. Das macht sie einzigartig.
Wirklich ein Hingucker.
Von der Verarbeitung ist sie perfekt. Ein seidenmatter Hals lädt zum genussvollen Spielen ein. Der Hals mit etwas kräftigerem Profil (dennoch kein Prügel wie es bei meiner 57er Reissue Les Paul der Fall ist) liegt super in der Hand.
Das war auch ein Grund weshalb ich mich u.a. für die japanische und nicht die kostengünstigere indonesische Variante entschieden habe. Ich mag stärkere Hälse. Nicht nur vom Spielgefühl, sondern bin auch der Meinung, dass einiges an Ton über den Hals kommt.
Ansonsten sucht man vergebens nach schlechter Lackierung, Leimrückständen, wackeliger Buchse etc. Alles in bester Verarbeitungsqualität.
Einzig die beiden Potis eiern beim Drehen, was ich auch nach Abziehen des Knopfes und erneutem Aufsetzen nicht wirklich ändern konnte. Kein Beinbruch, aber eben nicht Erstklassig zur Auslieferung.
Daneben sieht man bei genauem Hinsehen am Hals-PU an der Fräsung einen minimalen Ausbruch der Kante, was bereits vor Lackierung geschehen sein muss. Auch hier kein Beinbruch und sicherlich auch nicht bei jedem Modell der Fall. Dennoch ziehe ich dafür in Summe einen Punkt ab, auch wenn ich persönlich gut damit leben kann und ein Umtausch für mich nicht nötig ist.
Technik:
Trotz des "chamberns" wiegt die Gitarre genauso viel wie meine 57er Les Paul (3,860kg). Für Mahagoni und Ahorndecke aber vollkommen ok und ich bin es ja auch gewohnt.
Die beiden verbauten P90 klingen super. Ein späterer Austausch kommt für mich nicht in Frage. Meine Referenz sind die Gibson P90 (hatte auch schon mal SD Antiquities darin verbaut, die aber wieder gehen mussten). Schön drahtig, dennoch voluminös und rockig klingend.
Und das ist auch ein guter Zeitpunkt um die Yamaha mit meiner SG zu vergleichen.
Ich finde man nimmt die Ahorndecke der Revstar wahr. Die SG klingt auch drahtig, aber in Summe sehr warm, bluesig. Die Revstar setzt diesem warmen Grundton ein Glitzern oben drauf, was es noch lange keine Jazzmaster o.ä. werden lässt, aber es klingt einfach nochmal drahtiger und direkter als die SG.
Der verbaute Boost bzw. EQ den man durch Ziehen des Tone-Reglers zuschalten kann, nutze ich nicht. Hier mag es sicherlich Anwendungsfälle geben, mir ist es aber zu dumpf und tiefmittig.
Ein Schmankerl sind die beiden Zwischenstellungen am 5-Wege Schalter. "Out of Phase" mit Hals oder Bridge. Klingt speziell, daher auch nicht für jeden Tag, aber durchweg zu gebrauchen um mal einfach anders zu klingen.
Mein Highlight neben dem Grundsound der P90er ist das Spiel mit dem Volumen-Poti. Beim Runterregeln wird der drahtige Sound nochmal so richtig schön präsent, verliert aber dennoch seinen warmen Grundklang nicht. An meinen Marshalls klart die Gitarre dadurch wunderbar auf, reduziert das Gain (wie man es eben auch haben will) und kann ohne Kanalumschaltung etc. ins Clean wechseln.
Marshall ist auch ein wichtiger Punkt. Bevor ich auf der Suche nach P90 zur Revstar gekommen bin, hatte ich diverse Jazzmaster in der Hand. Schöne Gitarren, aber gerade am Steg so kaum spielbar. Die Höhen sind nur durch starke Anpassung des Tone-Potis zu ertragen und damit ändert sich dann aber auch leider der Grundcharakter etwas. Kurzum, um in meinem Set-Up eine JM zu spielen, müsste ich so viel an der Klangregelung umstellen, dass ein fliegender Gitarrenwechsel auf der Bühne keinesfalls für mich möglich wäre.
Generell geht die Revstar mehr in Richtung Les Paul, was sicherlich auch an der Mahagoni/Ahorn Kombi liegt. Optisch wiederum eine Art größere SG. Wobei die Form so noch nicht dagewesen ist. Ich vermute, die Revstar mit Humbuckern nimmt sich mit der Les Paul nichts. Im Gegenteil, durch den flacheren Body, den super bespielbaren Hals und die gute Erreichbarkeit der hohen Lagen, könnte sie der großen Les Paul vielleicht auch den Rang ablaufen. Vielleicht wird die nächste Revstar ja eine mit HH Bestückung :-).
In Summe haben wir es mit einer bis auf ein, zwei kleinen Themen perfekt verarbeiteten Gitarre zu tun, die klangmäßig zwar klassische Gitarrenformen Paroli bieten kann, dennoch durch zusätzliche Schaltoptionen und Design noch ihr ganz eigenes Klangbild formt.
Last but not least, zu einem Preis für den man bei anderen Herstellern vergebens nach all diesen Eigenschaften sucht.