Der Club-Bass von Höfner aus der in China hergestellten HCT-Serie präsentiert sich in gediegener Optik und vermittelt zunächst für uns heutige Zeitgenossen ein Gefühl der Verwunderung. Dieser schnuffige Viersaiter soll ein Bass sein; der ist doch so groß wie eine Les Paul? Aber der Reihe nach...
Eigenschaften:
Der Club-Bass hat einen eingeleimten, mehrstreifigen Hals und verfügt über einen Hohlkorpus mit Sustainblock. Das Instrument hat die typischen kleinen Stimmwirbel der Höfnerbässe, die damals der Einfachheit halber von den Gitarren auf den Bass transferiert wurden. Die zwei Staplehumbucker werden ebenfalls von einer höfnerschen Spezialität verwaltet; von der anno dazumal als deutsches Gebrauchsmuster angemeldeten Elektronik. Diese entspricht der des Violinbasses. Dazu aber später mehr.
Noch zu erwähnen wären die Eigentümlichkeit des Nullbundes auf einem recht handlichem Hals, die hölzerne Brücke und die für Hollowbodys typische schwebende Saitenaufnahme. Es versteht sich von selbst, dass der Höfner ein Shortscale-Bass ist.
Verarbeitung:
Das Instrument macht einen edlen Eindruck und strahlt eine gediegene Eleganz aus. Alles glänzt und blinkt und der Lack hat so ein warmes Sunburst, als säße man vorm Kamin im Winter. Gute Verarbeitung für einen Chinabass. Man meint man hielte eine fesche Les Paul in den Händen, nur mit vier Drähten bei einem spottleichten Gewicht. Sehr schön gearbeitet!
Sound:
Was soll ich sagen? Dieser Retrobass macht mit den Fingern gespielt einfach Plopp, wobei das enge Stringspacing dieser Spielweise aber wenig entgegenkommt. Komfort ist anders, aber für diese Technik war der Höfner ja auch nicht gedacht. Mit dem Daumen von oben angeschlagen erhält man einen sonoren, bassigen Ton, der einfach trägt. Mit den teuren Flatwounds von Höfner verstärkt sich dieser Eindruck natürlich noch. Die werksseitig aufgezogenen Roundwounds geraten gerade beim Plektronspiel doch eine Spur zu räudig.
Denn gerade das Anschlagen mit dem Plektrum ist die Paradedisziplin des schmucken Halbakustischen. Mit Flats bespannt und mit dem Plättchen beackert gibt es wohl keinen zweiten Bass, der solch ein klassisch tieftönendes Timbre zu erzeugen weiß (abgesehen vom 500/1). Der Bass trägt die Band, ob sie nun Jazz, Rock and Roll oder ganz alten Soul macht. Ein Spezialist für klassische Stile, vor allem beim Recording ist er eine Macht! Das heißt aber auch Rock, Metal und Funk haben Hausverbot, vielleicht ist ihm noch ein sphärischer Triphop abzuringen.
Zur Elektronik: Die ist, wie alles bei Höfner, eben speziell. Es gibt einen Regler für den Halstonabnehmer und einen für den Steg. Ein Schiebeschalter läßt zwischen Solo (laut) und Rhythm (leiser) wählen. Dann gibt es noch zwei Schiebeschalter, die einmal den Stegtonabnehmer allein und zum Zweiten den Halspickup solo anwählen. Mit den Volumenpotis für die beiden Pickups mischt man nach Belieben den Sound so zurecht, wie man ihn mag. Mit dem Soloswitch boostet man das entstandene Signal nochmal. Will man den einen oder anderen Pickup nun alleine fahren, braucht man nur den betreffenden Schiebeschalter aktivieren. Aber Vorsicht, hier lauert die Gefahr! Hat man den vorderen TA an und schaltet dann z. B. Treble on dazu: hört man nichts mehr. Was ist passiert?
Der Schiebeschalter Treble on mutet einfach den vorderen TA und Bass on den stegnahen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn beide Pickups auch hochgedreht sind.
Fazit:
Trotz des Sustainblocks und der aufgezogenen Roundwounds wird aus der edlen Erscheinung kein moderner Allroundbass. Aber in seiner Nische ist der Clubbass unangefochten mit seinem älteren Bruder, dem Violinbass eine tieftönende Autorität. Als Erstbass ist er nur Retromusikern und Tüftlern zu empfehlen, für den Aku-Gig taugt er natürlich auch. In seiner Domäne steht er aber für das schmale Budget in guter Qualität als Platzhirsch da.