Manche Dinge glaubt man ja erst, wenn sie wirklich eintreten. Früher jedenfalls machten sich immer andere Menschen Sorgen um mein Kreuz, als ich die schweren 4x10er-Boxen oder die Subwoofer der PA herumwuchtete. Ich tat das leichtsinnig mit den Worten ab, wer fett klingen will, muss sich schinden. Heute weiß ich's besser. Leider...
Gut, weder die Veranstalter noch das eigene Ego verlangen mittlerweile nach einem fetten Bassturm im Rücken. Zuerst wurde das Röhrentop ersetzt, später die Boxen, und jetzt DAS!
Aus welch geheimen Material das Gehäuse dieser Markbass-Serie gefertigt ist, weiß ich nicht. Und ehrlich gesagt habe ich anfangs ein bißchen mit der propagierten biologisch Abbaubarkeit gekämpft. Nicht weil ich jene nicht gutheiße, aber wann würde sich wohl das Gerät anfangen zu zersetzen...?
Egal, die Vernunft hat gesiegt. Und so, wie ich noch vor vielen Jahren Bedenken gegen Class-D-Amps hegte (die sich letztendlich zerstreuten), so hab ich auch hier meine Vorbehalte aufgegeben. Und was soll ich sagen, der Rücken dankt es mir.
Diesen Combo nimmt man stets mit einem Lächeln in die Hand. Er wiegt gefühlt nichts, wirklich NICHTS!
Jede (volle) Bierkiste ist schwerer! Und unhandlicher...
Aber das Lächeln kommt nicht alleine vom lächerlichen Gewicht, sondern in erster Linie daher, was der kleine Quader rausdrückt; selbst ohne Zusatzbox.
Sauber und ohne Mucken liefert er einen stabilen und starken Ton bis in hohe Lautstärken. Da machen die Speaker schon ordentliche Hübe, aber das Ding bleibt auf der Spur, bis zur tiefen H-Saite.
Vom Sound her ist er eindeutig der Marke zuzuordnen. Ein lebendiger, mit Mitten gesegneter Ton (manche nennen das quäkig oder blechern), wenn er flat eingestellt ist. Mir fast zu mittig, da bin ich versucht am EQ ein wenig nachzuhelfen. Einerseits. Mit Fretless oder auch mit Kontrabass kommt er andererseits auch in Neutralstellung sehr definiert und durchsetzungsfreudig rüber.
In der "Badewannen"-Einstellung, die ich bevorzuge, wirkt alles sehr clean und aufgeräumt, fast schon dezent; aber das täuscht. Wenn man die Lautstärke anhebt, drückt es ordentlich in der Magengrube.
Und mit meiner aktiven Klangregelung am Bass ist der Ton super formbar (am Amp ist dabei alles auf Neutral gestellt).
Auch der passive Preci kommt charakterstark und verlangt rein vom Grundsound her keine Korrekturen. Das ist sehr gut, denn so bleibt genügend Spielraum beim EQ für Anpassungen an die Umgebung.
Thema Membran-Fläche. Zwei 10er alleine, die noch dazu so viel Alarm machen, reichen für kleine und mittelgroße Gelegenheiten aus, vor allem wenn der Amp nicht allzu weit entfernt steht. Ansonsten gibt es immer noch die Möglichkeit, eine 8-Ohm-Box nach Wahl anzuschließen; am besten eine 15er, wenn unten rum mehr Wumms gefragt sein sollte. Dann bietet der Amp auch seine volle Leistung. Für größere Events sicher empfehlenswert, wenn man auf den eigenen Amp baut. Alles andere regelt sowieso die PA.
Steht man nahe am Amp, ist, wie bei jedem Combo, eine erhöhte oder schräge Positionierung vorteilhaft; so bekommen nicht nur die Knie etwas ab. Und dabei spielen dann die präzisen 10er-Speaker all ihre Trümpfe aus. Egal, was die Damen und Herren Kollegen so dahernudeln, der Basston bleibt für einen selbst stets konkret, griffig und klar. Spitze.
Zur Peripherie: der XLR-Lineout (natürlich mit Groundlift-Schalter) ist auch an der Oberseite und noch dazu in seinem Level regelbar. Besser geht's wirklich nicht.
Cooles Feature: die Input-Buchse ist beleuchtet. Fein, wenn man mal im Dunklen umstecken muss.
Ach ja, und dann gibt's ja auch noch das Markbass-typische Vintage-Poti, das den Klang Richtung Oldschool verschieben soll. Ja. Nett zu haben, auch wenn es nicht oft zum Einsatz kommt, aber ehrlich gesagt ist mir jenes sogar lieber als das klassische Tonpoti meiner passiven Bässe, weil es gleichmäßiger und damit kontrollierbarer agiert.
So. Conclusio.
Jede(r), die/der lange genug "im Geschäft" ist, kennt unzählige Halbwahrheiten, die, ja, einerseits irgendwo einen wahren Kern beinhalten, die sich andererseits aber auch leicht relativieren lassen. Alles immer eine Frage der Perspektive.
Wir wissen, ein Class-D-Amp wird nie den Sound eines Vollröhren-Boliden ersetzen, vor allem nicht das physische Erlebnis. Eine 1X12er Leichtbaubox wird nie den Schub und den Druck einer 4x10er bringen. usw. usw.
Was aber, wenn ich keine Lust oder auch nicht mehr die Kraft habe (vom Personal ganz zu schweigen...), solche schweren Gerätschaften zu bewegen? Was aber, wenn FOH-Techniker oder Veranstalter regelmäßig Beschwerde bezüglich Lautstärke einlegen?
Dann wird es wohl Zeit, umzudenken und neue Wege zu gehen.
Ich mach's jetzt so: das Röhrentop bleibt im Proberaum. Da darf man manchmal die Kolleg*innen ärgern. ;)
Und für unterwegs gibt's dieses Teil von Markbass. Sauberer, gut formbarer Ton, genügend Lautstärke und Druck für die meisten Geschichten und vor allem keine Rückenschmerzen mehr (zumindest nicht vom Schleppen...).
Kommentare, wie Senioren-Amp oder der Amp für Altrocker... , sollte man geflissentlich überhören. Pfff! Da stehen wir doch drüber. Schließlich kommt der Ton immer noch aus den Fingern, und der Markbass MB58R CMD 102 Pure Combo ist ein kongenialer Partner, wenn es darum geht, diesen Ton umzusetzen. Punkt.
Probiert ihn aus!