Aus klangästhetischen aber auch pragmatische Gründen bevorzuge ich eher minimalistische Mikrofonierungen am Drumkit im Stil von Gabriel Roth oder Glyn Johns. Die Bass Drum habe ich bisher mit einem SM57 abgenommen, was sogar erstaunlich gut funktioniert, aber letztlich keine adäquate Lösung für jedes Projekt darstellt. Ein Upgrade musste her: Die Klassiker 52A und D112 waren zunächst in der engeren Auswahl, wobei ich mich nach Anhören des Mikrofon-Shootouts eines amerikanischen Musikhauses für das hier rezensierte Mic entschieden habe. Das mir bis dahin unbekannte Audio Technica ATM250 überzeugte im Blindtest mit seinem ausgewogenen Klang, weil es genau die richtige Mischung aus Bassanteilen und den Schlägen des Beaters einzufangen schien. In der Praxisanwendung zu Hause konnten meine Hoffnungen bestätigt werden: Die Aufnahmen meiner Tama-Kick mit Mikrofonierung am Loch im Resonanzfell klingt schon ohne weitere Bearbeitung sehr amtlich. Das Mic verträgt sehr laute Pegel, hat aber auch genügend Empfindlichkeit um nuancierte Spieltechniken abzubilden. Die Hypernierencharakteristik bietet eine gute Isolierung der Bassdrum vom Rest des Drum Kits. Ein gewisser "Bleed" vom Rest des Kits lässt sich in meinem Setup aber nicht vermeiden. Da das ATM250 bis 15000 Hz aufzeichnet, ist für alle, die eine maximale Isolation der Kick anstreben, wahrscheinlich das Konkurrenzprodukt von Shure die bessere Wahl. Mich stört es aber gar nicht, zumal das Gate-Plugin in meiner DAW bei Bedarf auch Snare und Becken hervorragen ausblenden kann. Mir gefällt, dass das Mikrofon mit der mitgelieferten Klemme direkt einsatzbereit ist und auch ein Aufbewahrungsetui beiliegt.
Fazit: Für die Kick Drum gibt es viele gute dynamische Mikrofone im Bereich bis 250€. Das Audio Technica ATM250 war mir den Aufpreis gegenüber den günstigeren Klassikern wert, da es aus meiner Sicht eine sehr gut gewählte Frequenzkurve aufweist. Es gibt Anhebungen im Tiefbassbereich und in den Hochmitten, die ein sinnvolles Pre-EQing und eine guten Grundsound ergeben. Die Anhebungen bei etwa 70 und 4000 Hz sind aber nicht zu extrem und somit bleibt genug Spielraum, um die Kick noch nachträglich mit dem EQ zu formen. Das Mikrofon bietet also das beste beider Welten und hat vermutlich auch Potenzial an der Stand Tom und dem Bassverstärker.