ich bin Keyboarder in ein Coverband und benütze normalerweise entweder ein Nord Stage 2/88 oder ein Hammond Sk1/88 als Bühneninstrument. Üblicherweise spiele ich sitzend in der „zweiten Reihe“ hinter unseren Gitarristen. Als ich nun vor einiger Zeit in einer Musikzeitschrift das Roland AX-Edge sah, reifte der Gedanke, auch als Keyboarder den einen oder anderen Song stehend mit den Gitarristen an vorderster Front zum Besten zu geben.
Vor etwa 2 Wochen habe ich nun ein bei Thomann bestelltes Roland AX-Edge erhalten und möchte nachstehend einige erste Bemerkungen dazu abgeben.
Optik / Haptik:
Obwohl mir optisch die schwarze Ausführung besser gefällt, habe ich mich für die weiße Variante entschieden, da aus meiner Erfahrung auf schwarzen Instrumentenoberflächen die Spuren verschwitzter Finger und das unvermeidliche Hautfett deutlichere Spuren hinterlassen als auf weißen und mir auf diese Weise abgegriffene Instrumente nicht gefallen. Die Oberflächen des Instrumentes sind angenehm anzugreifen und auch die Bedienelemente und deren Anordnung verdienen keine Kritik. Die Tastatur und auch den Anschlag empfinde ich sehr angenehm und mit vier Oktaven auch ausreichend groß. Das Instrument ist relativ groß, was aber bei meiner Körpergröße von 188 cm kein Problem darstellt, auch das Gewicht von deutlich über 4 kg werte ich nicht als Nachteil, da ich auch bei einem Konzert nicht 2 Stunden ununterbrochen damit auf der Bühne umherlaufen werde, sondern nur jene Songs damit spiele werde, die sich für einen Einsatz eines derartigen Instruments auch anbieten und man auch optisch ein wenig Abwechslung auf die Bühne bringt. Die vier möglichen Punkte für die Gurtanbringung sind gut gewählt und lassen für jeden Spieler eine geeignete Trageweise zu.
Sounds:
Die 320 vorinstallierten Sounds sind vernünftig in 10 Gruppen angeordnet, wobei sehr viele Sounds dabei sind, die ich niemals brauchen werde. Vielleicht sind es irgendwann um die 20 bis 30 Sounds, auf die ich regelmäßig zugreifen werde und die sich sauber und einfach in den Favoriten-Banks abspeichern lassen. Aber das sind natürlich nur meine persönlichen Bedürfnisse. Die Sounds selbst sind nach meinem Empfinden von brauchbarer Qualität, gut gefallen mir die Sounds in den Banken Lead, Pad, Poly und Brass, bei den von mir oft verwendeten Piano-, E-Piano und Hammondsounds würde ich mir noch die eine oder andere Soundvariante wünschen. Vielleicht gelingt es mir in der nächsten Zukunft, wenn ich die internen Tongestaltungsmöglichkeiten des Instruments besser kennengelernt habe, mir diese Sounds noch zu generieren.
Bedienung:
Dieses Kapitel möchte ich zweiteilen, nämlich in die unmittelbare Bedienung über die am Instrument vorhandenen Bedienelemente und die mittelbare Bedienung über die Editor-App.
Die unmittelbare Bedienung am Gerät ist einfach und gelingt schnell, solange man nicht über die am Gerät befindliche „Menü-Taste“ in die Tiefen des Instruments vorzudringen beginnt. Hier nimmt für jemanden wie mich, der von seinem Nord Stage 2 verwöhnt ist, für jede Funktion EINEN Knopf oder EINE Taste zu haben, die Komplexität und Unübersichtlichkeit dramatisch zu. Nach 2 Wochen Auseinandersetzung mit dem Instrument habe ich beschlossen, auch nicht tiefer in dieses vorzudringen.
Das ist aber noch nicht das Ende des Kapitels Bedienung. Wesentliche Sound-Gestaltungsmöglichkeiten sind nur über ein Mobiltelefon mit Hilfe einer Editor-App via Bluetooth möglich. Zwei Beispiele/Anwendungen, die ich selbst oft brauche:
Einen Split auf der Tastatur einzustellen, geht nur über das Mobiltelefon !
Einen Pad-Layer unter einen Pianosound zu legen, geht nur über das Mobiltelefon !
Das sind für mich zwei Funktionen, die ich sehr gerne auf kurzem Weg direkt auf dem Instrument durchführen können möchte, der nötige Platz für die dazu erforderlichen, wenigen Bedienelemente wäre auf dem Instrument noch leicht vorhanden gewesen, Nord zeigt es vor. Diese für mich wichtigen Möglichkeiten werde ich mir mit Hilfe auch der verfügbaren Anleitungen auf youtube beibringen und die entsprechend gestalteten Sounds als Favoriten abspeichern. Für einfach und elegant halte ich das nicht.
Über die Editor-App ist noch eine Unzahl weiterer Möglichkeiten der Soundgestaltung zugänglich, welche aber meinen Bedarf, mein Interesse, meine diesbezüglichen intellektuellen Möglichkeiten und vor allem meine Geduld bei weitem überfordern. Wenn man alle Möglichkeiten, die dieses Instrument bietet, voll ausnützt, kann man damit vermutlich auch zum Mond fliegen.
Ich bitte diese Einschätzung als meinen bisherigen („wir haben uns erst vor 2 Wochen kennengelernt“) persönlichen Approach zu diesem Instrument zu sehen.
Fazit:
Das Roland AX-Edge ist ein gutes und überaus potentes Instrument, welches aus meiner Sicht viel mehr Möglichkeiten bietet, als die meisten Anwender brauchen. Eine einfachere Variante mit einer etwas einfacheren Bedienung in u.a. jenen Funktionen, die ich ober angesprochen habe (Split, Layer) wäre mir lieber gewesen. Ich werde dieses Instrument nicht zurückgeben, da es für die Bühne toll geeignet ist, man kann gelegentlich sein Keyboard verlassen und an der Gitarristenfront mitgeigen, die Gestaltung gewisser Funktionen indirekt über ein Mobiltelefon wird mir noch etwas Geduld abfordern.