Auf der Suche nach einem kleinen feinen Instrument habe ich inzwischen mehrere Modelle einer Lyre harp ausprobiert.
Im Folgenden etwas zu den Eigenschaften, die sich für mich nach ausgiebiger Testung als die entscheidenden herauskristallisierten und in Klammern meine Beurteilung des Thomann-Modells.
– Stimmbarkeit / zuverlässige Stimmwirbel (+)
Die Saiten waren schon etwas "vorgespannt" und im Vergleich zu den anderen getesteten Modellen nach recht kurzer Zeit stimmstabil. Die Stimmwirbel geben auch nicht nach. Das Problem hatte ich tw bei anderen Lyren der gleichen Preisklasse. Das nervt schon sehr, wenn das Stimmen eher nach dem "Glücksprinzip" abläuft.
– Saitenabstand (+/-)
Der sollte nicht zu eng und nicht zu weit sein. Es gibt Modelle mit mehr Platz, die Thomann-Lyre liegt bei denen, die ich probiert habe, in der Mitte. Man muss hier schon ein bisschen aufpassen, dass die schwingenden Nachbar-Saiten beim Spielen nicht an den Fingernägeln anstoßen und es dann "schrammelt".
Dafür kann man sehr gut Dreiklänge und Terzen zupfen, wenn die Saiten nicht allzu weit auseinander sind.
Vermutlich ist das aber vor allem Übungssache. Ich persönliche komme trotz recht schlanker Frauenfinger besser mit noch etwas mehr Saitenabstand zurecht.
– Erreichbarkeit der Saiten (+)
Das ist hier gut gelöst. Es gibt Modelle, wo man die tiefste Saite nur von vorn erreicht, was das fließende Zupfen von Dreiklängen meiner Meinung nach arg behindert. Die Akkorde A-C-E und G-H-D sind als Begleitung mit der zweiten Hand recht oft gefragt und da nervt es, wenn man die G-Saite von hinten so schlecht erreicht, wie bei so manchem anderen Modell.
Bei dem Thomannmodell kommt man sehr gut an alle tiefen Saiten heran.
– Optik (0)
Das ist natürlich immer Geschmackssache... das Thomannmodell kommt sehr schlicht daher – ich finde das hübsch.
ABER: da es sehr clean ist, fällt es anfangs schwer, auf Anhieb immer die richtigen Saiten zu finden. Bei Modellen mit noch etwas Verzierung bspw. ums Schallloch herum hat man grad bei den mittleren Saiten meist durch das Muster noch ein zusätzliche optisches Element, was einem da ein wenig bei der Orientierung hilft.
– Verarbeitung (+)
Da gibt es hier nichts zu meckern!
– Preis (+)
Auch dazu muss man nicht viel schreiben, das ist recht wenig Geld für ein brauchbares Instrument.
– Nachhall (0)
Auch wieder Geschmackssache, aber all zu viel Nachhall stört schon ganz schön. Das Thomannmodell schneidet hier im Vergleich ganz gut ab. (ein bisschen weniger Nachhall im Korpus könnte es noch sein...)
– andere störende Geräusche (+)
Bei manchen Modellen klappern die tiefsten beiden Saiten etwas, wenn man sie stark anzupft, meiner Beobachtung nach ist das aber nur ein Problem der Modelle mit Metallauflage. Hier ist es ja Holz, da vibriert und stört nichts, was nicht vibrieren soll.
– Klang (+/-)
Die tieferen und mittlere Saiten klingen sehr schön, ich würde sogar sagen besser als bei den meisten anderen Modellen.
ABER: Ich muss leider sagen, dass mich der dumpfe Sound der hohen Saiten stört. "Obenrum" klangen alle anderen Modelle, die ich ausprobiert habe, schöner. Ganz besonders "kristallklar" klingen die Modelle, wo die Saiten eine Metallauflage haben. Beim Thomanmodell ist es sowohl zu beobachten/fühlen, als auch zu hören, dass die hohen Saiten nur sehr kurz schwingen und sich recht schnell "totlaufen". Das geht sehr auf Kosten des "kristallenen" Klanges der hohen Saiten, den ich persönlich für wünschenswert, weil sehr schön finde.
Man hört eine mit tiefen Tönen begleitete Melodie dann auch besser.
Hier ist mir der Klang der hohen Töne insgesamt etwas zu leise und zu dumpf.
– Zubehör (0)
Die mitgelieferte Tasche ist zwar sehr schön stabil, hat aber kein Zubehörfach, wie das die Taschen einiger andere Anbieter haben. So fliegt der Stimmhebel leider lose im selben Fach wie das Instrument herum.
Finde ich nicht gut – vielleicht sollte man da wenigstens ein Stoffbeutelchen dazulegen, damit der metallene Stimmschlüssel zumindest etwas gepolstert und vom Instrument getrennt ist und es nicht zerkratzen kann, wenn die Tasche mal etwas erschüttert wird.
Abschlussfazit:
Ich hatte bei meiner Testerei recht schell mein Lieblingsinstrument gefunden – das war nicht das von Thomann, sondern eines mit Metallauflage der Saiten und dem gewünschten "Kristallsound" in den höheren Bereichen.
Weil das Spielen auf den Lyren aber so extrem viel Spaß macht und C-Dur nicht immer passt, habe ich dann schnell beschlossen, aus all meinen Testobjekten noch eine zweite Lyre zu behalten, damit ich nicht immer erst so viel umstimmen muss, wenn mal G-Dur oder D-Dur gefragt ist. (Bei der zweiten stimme ich die F-Saiten einfach auf Fis und wenn ich Cis brauche muss ich dann immerhin nur noch 2 Saiten umstimmen)
Das Thomanmodell war zunächst in der engeren Auswahl als "Zweitinstrument", gerade auch, weil es einen etwas andere Sound hat (in den tiefen Lagen wie gesagt sehr schön!), aber nachdem ich nun noch ein anderes Model (eines mit Metallauflage) gefunden habe, was insgesamt schöner klingt, geht das Thomannmodell nun doch zurück.
Das Klangempfinden ist natürlich individuell, aber meiner Meinung nach gibts da Lyren, die noch schöner klingen, als dieses.
Aber wer nicht den direkten Vergleich hat, wird sicher trotzdem glücklich mit der Lyre harp von Thomann.