Roth & Junius RJCE 4/4 AS Student Cello Set

Als Anfänger (auf dem Cello, Gitarre spiele ich seit 40 Jahren), der ich sogar noch nie ein Cello in der Hand gehalten hatte, wollte ich nicht mehr als 1.200 Euro ausgeben. Aber auch nicht weniger, da die Abstriche die man bei Material und Verarbeitung bei günstigeren Instrumenten machen muss, mir schon bewusst waren. Massivholz statt Sperrholz, Ebenholz statt eingefärbtem Hartholz (inklusive schwarzer Finger), gute Saiten und Bespielbarkeit, nicht zuletzt eine ansprechende Optik sollten es schon sein. Da wird die Auswahl klein.

Wirklich sehr hilfreich bei der Entscheidungsfindung sind die hochwertigen Fotos der Instrumente, immer aus den selben Perspektiven, in die man tief hineinzoomen kann, um sich die Details der Verarbeitung anzusehen. Das schafft eine sehr gute Vergleichbarkeit.

Hinter Roth & Junius steht der Hersteller Hora aus Rumänien, der auch deutlich teurere Instrumente produziert. Das Model entspricht wohl in etwa dem C100.

Das Instrument ist perfekt verarbeitet, die Farbe ist etwas rötlicher als auf den Fotos. Die leicht matte Optik ist edel. Für mich noch schöner, als erwartet.

Cello online kaufen klingt gewagt, aber das Versprechen Thomanns, die Instrumente vorher entsprechend zu prüfen und einzustellen, wurde eingelöst.

Das Cello klingt etwas dumpf mit den montierten Jargar Classic Saiten. Auf Verdacht habe ich die C Saite gegen eine Larsen Magnacore ausgetauscht und werde mir den kompletten Satz bestellen. Macht sehr viel aus.

Tolles Cello, toller Kauf - würde ich wieder so machen.

Nach vielen Jahren Cellopause wage ich den Wiedereinstieg. Dazu brauchte ich auch ein neues Instrument, da ich damals alles verkauft habe.
Da ich nicht weiß, ob ich dauerhaft dabei bleibe, wollte ich zunächst nicht so viel Geld ausgeben. Früher bin ich immer zum Geigenbauer gegangen, deshalb erschien mir der Kauf über das Internet erstmal suspekt. Aber die Optik und der Klang in den Beispielen hat mir gefallen, und so habe ich es gewagt und dieses Cello bestellt. Und ich bin nicht enttäuscht worden, ganz im Gegenteil!
Das Cello kam bestens verpackt und unbeschädigt an. Man sollte etwas Geduld mitbringen, die Einstellung in der Streicherwerkstatt und der Speditionstransport dauern natürlich, bei mir etwa zwei Wochen.
Das Instrument ist wirklich sehr schön, die Fichtendecke ist recht engjährig und ohne Makel, der Ahornboden ist entgegen der Artikelbeschreibung sogar leicht geflammt. Das hätte ich nicht erwartet! Hals und Zargen sind ungeflammt. Die Ebenholzteile sind tiefschwarz, das habe ich bei günstigen Instrumenten schon ganz anders gesehen.
Der Wirbelkasten ist übrigens naturfarben, was eine sorgfältige Bearbeitung erfordert. Bei geschwärzten Wirbelkästen wird so manche Ungenauigkeit überdeckt. Erstaunlich!
Die Birne ist leider aus Kunststoff, aber funktioniert bestens, der Stachel ist aus Edelstahl. Vielleicht tausche ich Birne und Stachel gegen eine Ebenholz-/ Karbonkombi aus, nötig ist es aber nicht.
Der Steg ist sogar ein Markensteg von Despiau und wurde in der Streicherwerkstatt von Thomann sehr gut angepasst. Ein schönes Detail! Die Lackierung ist sehr gleichmäßig und nicht zu dick, die seidenmatte Oberfläche in einer dunklen Antikimitation gefällt mir persönlich ausgezeichnet, aber das ist ja Geschmackssache und nicht objektiv zu bewerten.
Die Einstellung des Instrumentes ist tadellos, Steg und Sattelkerben sind gut abgerichtet, die Wirbel gleiten sauber und greifen gut. Ein Tipp: Etwas Graphit (Bleistift) in Sattel- und Stegkerben hilft beim Ausrichten des Steges und beim Stimmen. Die Saiten gleiten dann besser. Die Kerben sind jedoch zumindest bei meinem Instrument erstklassig bearbeitet, da klemmt nichts! Feine Arbeit, Thomann!
Die Kombination aus Ebenholzsaitenhalter und eingeschraubten Feinstimmern sieht man heute eher selten, meist sind ja Kompositsaitenhalter mit integrierten Feinstimmern verbaut. Ich finde jedoch den klassischen Stil optisch ansprechend.
Der mitgelieferte Bogen ist aus Brasilholz mit runder Stange und mit einem Ebenholzfrosch mit Pariser Auge, Abalone-Schub und Zwickel sowie einem dreiteiligen Beinchen ausgestattet. Die Behaarung ist gut ausgeführt. Der Bogen ist von einfacher Qualität und ungestempelt, hat aber eine gerade Stange und spielt gut. Ein typischer Einsteigerbogen, aber von guter Qualität. Die Tasche ist funktionell, mit einfacher Rucksackgarnitur und zwei aufgesetzten Zusatztaschen ausgestattet und in der zweifarbigen Verarbeitung auch optisch ansprechend. Für den vorsichtigen Transport ist sie sicher gut geeignet, Kinder würde ich damit eher nicht losschicken. Aber das gilt ja eigentlich für alle Taschen, seien sie noch so gut gepolstert. Bei häufigem Transport sollte man in ein Case investieren oder das Geld für den Geigenbauer beiseite legen. ;-)
Kolophonium war übrigens keines dabei, das sollte man also mitbestellen. Ein mittelhartes Markenkolophonium sollte ausreichen.
Zum Klang: Das Cello klingt mit den Jargar Classic Saiten im tiefen Register leicht gedeckt, aber nicht dumpf. Das hohe Register klingt schön offen und strahlend, aber in keiner Weise metallisch. Die Saiten sind sehr ausgewogen und gut spielbar. Da ich früher auch diese Saiten gespielt habe, freue ich mich über die Auswahl. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die silberumwickelten tiefen Saiten von Jargar den Klang etwas öffnen können. Wer also der Klang des tiefen Registers zu dumpf findet, kann durch den Austausch der C- und G-Saite etwas mehr Brillanz erreichen. Bei der Bewertung des Gesamtpaketes sollte man bedenken, dass allein dieser Saitensatz rund 100,-€ kostet! Hier wird Qualität geliefert, die in keiner Weise mit den Chinadrähten auf den günstigeren Instrumenten vergleichbar ist. Bei solchen billigen Instrumenten sollte man zum Kaufpreis auf jeden Fall einen anständigen Saitensatz und einen Besuch beim Geigenbauer zwecks Einstellung dazurechnen!
Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Instrument zum angemessenen Preis, nicht billig, aber preiswert! Gute Verarbeitung, schöner Lack, ordentliche Saiten und eine sehr gute Einstellung durch die Thomann-Geigenbauer haben meine Erwartungen weit übertroffen! Der Klang ist jetzt schon schön und wird sich mit dem Einspielen dank Massivholzbauweise sicher noch entwickeln. Das Instrument mit einem Meistercello für viele tausend Euro zu vergleichen, verbietet sich von selbst. Ich bin aber sicher, dass Anfänger und auch Fortgeschrittene mit diesem Cello lange Freude haben werden.
Hier liefert Thomann ein Gesamtpaket, das sofort spielfertig ist und bis auf das Kolophonium keine weiteren Investitionen verlangt. Ich empfehle das Instrument aus voller Überzeugung und vergebe fünf Sterne in allen Kategorien.

Man merkt, dieses Cello ist für Spieler gedacht, die eine gute Grundqualität haben wollen, ohne dass viel vom Kaufpreis in die Optik wie geflammte Hölzer gesteckt wird.

Dafür ist die Verarbeitung recht gut. Das Griffbrett ist zwar geschwärzt, denn das Holz des Griffbretts ist etwas streifig. Aber ansonsten findet man keine durch Farbe überdeckten Verarbeitungsmängel wie häufig in der Einsteigerklasse zu sehen.

Der seidenmatte Lack ist sehr schön gleichmäßig aufgebracht, ohne Lacknasen oder ähnliche Kennzeichen eines nachlässigen Lackauftrags

Der Klang ist akzeptabel, wenn auch etwas flach. Die Eigendämpfung der verwendeten Hölzer ist wohl recht hoch, weshalb der Klang teils ein wenig Obertöne und Variabilität vermissen lässt. Für die Preisklasse ist das aber vollkommen in Ordnung.

Die Saiten D und G sind beim verbauten Saitensatz jedoch etwas spitz im Klang.

Insgesamt ist das Cello seinen Preis wert, weckt aber halt wenig Emotionen. Es ist mehr ein solides Arbeitstier mit guter Ansprache für Einsteiger denn eine zickige Schönheit. Und das ist durchaus ein Lob.