Für das Geld ist das NT5 eigentlich gar nicht schlecht, es hat den typisch-präsenten Sound der Kleinmembran-Nieren so beliebt macht und die Verarbeitung läßt nichts zu wünschen übrig. Man sollte sich aber keine Illusionen machen - ein ausgesprochenes Studiomikrofon ist das nicht und gerade dem Versprechen der Rauscharmut sollte man vielleicht nicht in allen Fällen trauen:
Das NT5 ist sicher ein sehr brauchbares Mikrofon für die Bühne und zur Aufnahme ausreichend lauter Instrumente mit gleichzeitig niedrigem Dynamikumfang auch im Heimstudio zu gebrauchen. Für pressreife Aufnahmen von sehr leisen bzw. dynamischen Quellen oder Sprache ist es aber eher nicht geeignet, dafür kommt einfach zu wenig raus aus dem Ding: Das NT5 hat eine Empfindlichkeit von 12mV bei 94 dB SPL und 16dB(A) Eigenrauschen, ein professionelles SDC hat hier typisch 15mV bei 12-13 dB(A) und das macht sich bei leisen Quellen und Sprache ziemlich bemerkbar.
Ich habe es zufällig mit einer "Colette" (Schoeps) verglichen, weil das Mikro als Stand-in herhalten mußte bis das NT5 geliefert wurde und ich mußte den Preamp voll aufdrehen um mit dem NT5 den gleichen Pegel zu erhalten, mit entsprechenden Folgen für das SNR. Mit anderen Worten, es rauschte auf einmal ziemlich hörbar im Kopfhörer, mit entsprechend häßlichen Rauschfahnen beim Gating etc., so sehr daß ich eine Weile überlegte ob es vielleicht defekt geliefert wurde - bis ich noch mal die Specs studierte und den Preis auf der Rechnung in Relation setzte: Für das Geld bekam man früher höchstens ein Elektret-Mikrofon das noch mehr gerauscht hätte.
Abgesehen von etwas unfairen Vergleichen mit 10x teureren Mikrofonen ist es für die richtigen Einsatzgebiete sicher empfehlenswert und bei Verlust/Defekt muß man nicht in Depressionen verfallen.