Ich persönlich habe lange damit gehadert, mir dieses (also ein derartiges) Gerät anzuschaffen. Es gibt sicher andere Baustellen, in die die Investition mehr lohnt, als eine Hardware die einfach nur den Griff zur Maus, bzw. Tastatur ersetzt.
Also vorneweg: Das Teil kann nichts, was Maus und Tastatur nicht auch könnten. Inklusive Platz wegnehmen und schön leuchten.
Und hier werde ich jetzt nicht mit technischen Details, wie 1024 Faderpunkte, etc. pp. um mich werfen, die technischen Details sollte jeder kennen, der über 400 Euro in die Hand nimmt... Also: Ich hab's gern etwas haptischer und intuitiver und wenn mich etwas in all den Jahren, die ich mich damit nun schon mit dem Thema DAW auseinander setze, stets gestört hat, dann der Griff zur Maus oder Tastatur, um irgendwas zu tun, wenn die Hand nicht eh schon da liegt. Wer sowas vielleicht auch aus einem Studio kennt, der vermisst das doch schon, wenn er (oder sie :-) ) es nicht hat. Insbesondere "mal fix" etwas leiser oder lauter machen, mal eben einen Bus/Channel lauter oder leiser schieben, Cycle an, Cycle aus. Alles cool, wenn man die Hände eh schon an Maus und Tastatur hat, aber mit der, als Beispiel, Gitarre in der Hand, 1.5m vom Platz weg, fand ich das immer etwas nervig. Genauso beim Mixing hatte ich stets das Gefühl, dass Kleinigkeiten länger dauern, als sie müssten.
Ersetzt der Faderport also meinen kompletten Workflow? Nein, irgendwie nicht. Ich hab das Gerät jetzt zugegebenerweise auch erst in etwa eine Woche, also kann von einem Langzeittest hier auch noch nicht die Rede sein - allerdings hab ich ihn lieb gewonnen, kaum war er angeschlossen. Für mich persönlich sind die Haupt-Kontrollen (Play, Stop, Spulen, Zoomen, Spur wechseln, Marker setzten, Lautstärker ändern, etc.) so intuitiv, dass ich damit nach 10 Minuten blind arbeiten konnte. Die unterschiedlichen Farben der Beleuchtung des Controllers helfen auch bei einem kurzen Seitenblick sofort den Status zu sehen. Das Drehrad mit der Zoom-Funktion find ich einfach super, so viel intuitiver als diese Mausschieberei... Tiefer Funktionen, die muss ich noch lernen blind zu bedienen, aber das kommt ja alles mit der Zeit.
Alles Gold? Naja, Ich habe "nur" den Faderport 8, da mir für den 16er spontan der Platz gefehlt hätte und ich auch nicht so wirklich mit mehr als 8 Spuren gleichzeitig rumhantiere - und wenn doch, dann sind's auch mehr als 16 von einem kompletten Recording. Das... ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da stets zu wissen, auf welchen Channeln man nun genau ist. Vielleicht brauch' ich da aber auch einfach noch etwas mehr Erfahrung mit.
Aber Schwamm drüber, das kommt.
Treiberinstallation ging völlig problemlos (Windows 10, 1809), Firmware-Update dauerte 5 Minuten, danach sind die Fader noch locker 2 Minuten verrücktgespielt - was aber wohl die Selbsttest-Funktion ist - gut zu wissen ;-)
Die Einbindung in Cubase war eine Sache von einer Minute, super erklärt in der Bedienungsanleitung (und auch irgendwie selbsterklärend, mal vom Start mit dem Funktionswechsel abgesehen - Standardmäßig startet das Teil mit dem Studio-One Modus) und soweit ich bisher gesehen habe, scheint auch alles soweit mit Cubase zu funktionieren, wie ich das erwarte - habe aber noch nicht jede Funktion getestet.
Nun, als Fazit, wie schon gesagt kann das Ding nichts, was Maus und Tastatur nicht auch könnten. Vieles geht damit - für mein Verständnis und meinen Geschmack - schneller, einfacher und irgendwie fluffiger von der Hand. Man fühlt sich mehr wie im Studio statt als Mausschubser zuhause. Der Heilsbringer ist das Teil aber auch nicht.
Wenn ich eh schon mit den Händen an Maus und Tastatur sitze, ist es einfach eine Spur mit shortcuts zu muten oder solo-en, statt erst zu dem Faderport zu greifen, und dann wieder zurück. Channel oder Bus-Lautstärke ist mit den Hardware-Fadern einfacher und genauer eingestellt, finde ich.
Beim Mixing (auf meinem niedrigen Niveau versteht sich) allerdings nutze ich nur noch den Faderport, irgendwie klappt das haptisch besser. Es wurde hier auch schon in die Reviews geschrieben - und das finde ich auch - man hat irgendwie ein anderes Gefühl für die Musik und kann sich besser auf Nuancen konzentrieren und Nuancen anpassen, wenn man die Fader in der Hand hat und einfach fix auf den M oder S Knopf drückt. Das mag irgendwie ein psychisches Ding sein, aber für mich funktioniert's!
Ebenso find ich's super, dass, wenn ich nun Gitarrenriffs oder -ideen einspiele, da den Faderport ein Stück vor zu ziehen und Cubase nur darüber mit einer Hand schnell zu bedienen. Geht mir fluffiger von der Hand als dann immer zur Maus zu greifen und dann auf dem UI zu suchen, was ich machen will - oder entsprechend zur Tastatur.
Empfehle ich das Ding vorbehaltlos weiter? Jein. Wenn Du denkst, es passt in Deinen Flow und Dir fehlt irgendwas, was der Faderport erfüllen kann - dann ja, lies Dich ins Thema ein und probier's aus. Die Chancen sind gut, dass Du das Teil lieben wirst.
Du hälst sowas doch eher für unnütz? Dann besser nicht. Ist zu teuer, um dann nur Staub zu sammeln und ab und zu mal einen Fader geschoben zu bekommen.