Ich habe mit Bässen selten was zu tun. Sie sind mir zu unhandlich und zu grobschlächtig. Ab und an ist es aber ganz praktisch einen zur Hand zu haben um der Vorstellungskraft auf die Sprünge zu helfen.
Vor vielen Jahren schon habe ich mich, bei gutem Wind, von meinen alten Fernost Fender P-Bass getrennt. Nun haben wir zu Hause Rocksmith für die ganze Familie wiederentdeckt und da fiel die Wahl auf einen Shortscale Bass, mit dem alle umgehen können.
Gemeinsam wurde dann die Entscheidung getroffen, diesen sehr schönen Bass zu probieren, der technisch sehr einfach gehalten ist. Damit nicht schon wieder auf einer weiteren Kopfplatte Ibanez steht und weil wir im Laden schon einige Shortys angespielt hatten (Bronco, Mini-P und Epiphone SG-Bass), die aber deutlich "billiger" wirkten.
Nach dem Auspacken, Stimmen und einer knappen Stunde Beschäftigung damit sind bisher erstmal fast nur positive Endrücke zu vermelden:
Im Vergleich zu den 90ern bekommt man heute um < € 200,- ein mehr als brauchbares Instrument.
Stabiler Hals (!, das war früher nicht üblich), sauber und gewissenhaft bundiert, sauber arbeitende Mechaniken, allgemein gut brauchbare Saitenlage auch gut eingestellt, Einzelreiter, die mehr nutzen als stören (war auch früher oft so eine Sache), störfreie, wenn auch etwas schwergängige Potis und last, but not least, einen überraschend guten Ton, sowie wirklich tolle Verarbeitung und beeindruckende Optik.
Die Saitenlage ist gut (G kann vlt. sogar noch ein paar 1/10 runter) und die Bundreinheit absolut in Ordnung. Die aufgezogenen Saiten sind brauchbar, wenn auch etwas weich für meinen Geschmack, was aber kein Nachteil sein muss, speziell wenn die ganze Familie damit "lernen" möchte.
Trocken klingt der Bass sauber, obertonreich und präzise. Das unlackierte Holz trägt auch zum guten Ton bei. Sehr angenehm. Angeschlossen an den PC, über Amplitube und Kopfhörer, sieht das Bild nur minimal anders aus. Die Buche ist übrigens ordentlich eingearbeitet und tut sehr gut Dienst. Im verstärkten Betrieb merkt man, dass wohl der Tonabnehmer noch am ehesten seiner Preisklasse entspricht. Es wird recht wenig von dem reichen Obertonspektrum übertragen und ich hätte mir auch ein wenig mehr Output oder zumindest Attack erwartet, aber auch das wird im Alltag kein Fehler sein, mit "moderner" Technik (modeling) ist da ja viel zu machen. Sustain ist fast schon zu viel da für einen Bass.
Was meine Sorge zur Mensur angeht: Die war praktisch ungerechtfertigt. Die Shortscale Vorteile überwiegen klar.
"Kritikpunkte" sind also nur die "wenigen Features" - im Grunde bleibts ein P-Bass was die Klangregelung angeht, der etwas schwache, detailarme Pickup und die etwas schwergängigen Potis.
Auch wenn es fies klingen mag, aber hier haben eindeutig Sq u. Epi das Nachsehen. Schon die Halsverschraubung ohne widerliche, störende Platte, die makellose Laser-Fräsarbeit, aber auch ganz einfache, praktische Dinge, wie die einfache Brücke mit Einzelsaitenreitern und der angesetzte Sattel, der so einfach angepasst oder ersetzt werden kann.
Also für einen Bass unter € 500,- passt alles. Für einen unter € 200,- ist es schon beeindruckend, dass es keinen deutlichen Kritikpunkt gibt.
Mal sehen, wie er sich in den nächsten Monaten und Jahren schlägt.
Dann noch ein Wort zum guten Service hier: 1A eingestellt, gut verpackt und wie immer schnell geliefert.