Squier Mini Jazzmaster MN OW

Ich habe diese Gitarre nicht für ein Kind, sondern für mich selbst gekauft - ich spiele seit 20 Jahren Gitarre. Seit einiger Zeit habe ich eine Baritongitarre die auf G gestimmt ist, und ich wollte eine Shortscale, für 1 Oktave höher - also quasi die Standardstimmung, nur drei Halbtöne höher. Das klappt mit der Stimmung sehr gut - Shortscales wurden dafür gemacht, höher gestimmt zu werden! Dann muss man auch nicht auf dickere Saiten wechseln oder den Sattel austauschen, wie man es in einigen Reviews und Modding-Berichten liest. In E Standard sind die Werks-Saiten nämlich definitiv zu labberig.

Die Verarbeitung ist erstaunlich gut, nix wackelt, nix ist falsch gefräst, CNC macht's möglich - das habe ich sogar bei Fender schon schlechter gesehen. Ich habe mich darauf eingestellt, ein Instrument zu bekommen, das an einigen Ecken überarbeitet werden muss - ein bisschen Bundstäbchen schleifen, Brücke und Mechaniken und Sattel austauschen - aber nö, ist nicht nötig.

Was ich geändert habe:
* neue Pickups eingebaut - ich habe die original Humbucker gespielt und ganz ehrlich, sie klingen grässlich. Aber damit habe ich gerechnet. Das sage ich jetzt mit 20 Jahren Erfahrung - meine allererste E-Gitarre (Pacifica 112) klang auch so und das hat mich ja auch nicht vom Spielen abgehalten, Anfänger*innen merken das noch nicht so sehr, sie müssen das Gehör für Details erst entwickeln. 2 humbucker-sized P90s passen problemlos ins Fach. Aber das Pickguard ist zu klein! Hier musste ich was abfeilen. Das Plastik ist zum Glück billig = weich und das geht mit ner billigen Schlüsselfeile ganz gut (ist nur ne heftige Sauerei).
* CTS-Pots - passen auch problemlos. Verbaut sind ab Werk übrigens Alpha-Pots. Die Bohrungen vom Pickguard musste ich auch etwas feilen, damit der Poti-Schaft durchpasst.
* Security Locks - hier habe ich mich sehr geärgert, denn die Schrauben der Gurtpins sind eine Nummer dünner als die der Schaller S-Locks. Beim Reindrehen der Schaller-Schrauben ist leider der Lack gerissen/geplatzt! Ist für mich jetzt nicht tragisch. Hätte aber trotzdem nicht sein müssen, Squier!
* Schirmung - Hier mal ein Lob an Squier, denn im Gegensatz zu meinen CV-Modellen ist das Elektronik-Fach der Mini Jazzmaster geschirmt! Ich habe nur sehr wenig Kupfer-Klebeband verwendet, um hier und da noch ein bisschen was zu verbessern.

So ist eine schöne kleine (und wunderbar leichte) Lead-Gitarre draus geworden. Es macht mir viel Spaß, einen Bass-Part aufzunehmen, mit ner LP ein paar Chords rüberzulegen und auf der Mini Jazzmaster cremige Lead-Parts zu improvisieren. Ich überlege sogar, noch eine zu kaufen, um sie nochmal anders zu modden. Es ist eine sehr gute Modding-Basis. Out of the box ist die Gitarre eher so meh, aber man kann was gutes draus machen, für sehr wenig Geld. Kann ich empfehlen.

Habe die Gitarre für meine Tochter gekauft, deren Ambitionen noch nicht ganz klar sind. Dafür ist die Gitarre ziemlich ideal. Sollte nichts draus werden haben wir nicht zuviel Geld verbrannt, sollte sie dran bleiben kann ich mir auf dieser Gitarre auf jeden Fall die ersten ein, zwei Jahre vorstellen - und dann wäre vermutlich irgendwann ohnehin eine normal große Gitarre angesagt.

Sie ist nicht die Stimmstabilste, was ich bei dem Preis auch nicht erwartet hätte. Da braucht das Kind etwas „Stimm-Disziplin“ damit der Spaß nicht wegen eines schlecht gestimmten Instruments auf der Strecke bleibt.

Wenn es wirklich sicher ist (bzw. der Wunsch so groß, dass es sehr wahrscheinlich ist) , dass das Kind bei der Gitarre dran bleiben wird, also mit Unterricht geplant wird oder das Kind schon in einer Band spielt, würde ich mehr Geld in die Hand nehmen.