An den Sound von Piezos an Akustikgitarren hat man sich leider längst gewöhnt und man nimmt es eben hin, dass sie oft quäkig und eigentlich nicht wie die Gitarre selbst klingen. Beim AD-2 hatte ich die Hoffnung, dass ich bei meinem Einsatzzweck (Akustikgitarre über kleine PA, ohne Akustikverstärker und ohne sonstige Effekte) einen feineren und definierteren Klang haben würde.
Einfach genug ist das Gerät, drei Regler, mehr braucht es nicht. Dass es, wie ich es von Boss seit Jahrzehnten kenne, für die Ewigkeit gebaut ist, muss man nicht extra erwähnen. Die beiden Ausgänge sind praktisch, denn mit dem DI-Out betreibe ich es direkt am Mischpult, auch ohne hochohmigen Eingang.
* Ambience *
Der für diesen Einsatzzweck optimierte Raumhall ist mir fast zu dezent, ich muss den Regler sehr weit aufdrehen, um den Effekt auch zu hören. Er ist keineswegs breit oder "nass", sondern eher unauffällig, aber das soll er wohl auch sein. Ich gebe lieber übers Pult ein bisschen Raum auf das Signal, was dann auch besser zu den anderen Instrumenten passt.
* Notch *
Greift ordentlich ins Geschehen ein und eliminiert Rückkopplungen effektiv. Bei tiefen Frequenzen wird der Klang dadurch natürlich entsprechend dünner, dafür pfeift es nicht mehr.
* Acoustic Resonance *
Schon dieser Regler alleine würde einen Kauf des Pedals rechtfertigen, denn hier passiert tatsächlich ein kleines Wunder: Selbst günstige Gitarren (wie meine alte Harley-Benton-Roundback) klingen auf einmal voll und erwachsen. Der Effekt ist heftig und bearbeitet Frequenzen und Dynamik des Signals, man kann es auch leicht übertreiben. Wenn man dann seine Einstellung gefunden hat (bei mir meist zwischen 12 und 2 Uhr der Reglerstellung), eine Weile spielt und den Effekt dann ausschaltet, kommt die Überraschung, wie langweilig und mittig die Gitarre vorher geklungen hat. Am besten lässt man ihn einfach angeschaltet. ;-)
An meiner Takamine klingt das Pedal am besten, hier ist der TP4T-Preamp verbaut und ich lasse den EQ einfach flat. Da das Stimmgerät im Preamp leider das Signal nicht ausschaltet, hilft mir das Boss-Pedal hier weiter, indem man mit einem langen Druck das Ausgangssignal einfach stummschalten kann.
Es gibt Gitarren mit Pickups, die selbst schon versuchen, den Piezo nicht wie einen solchen klingen zu lassen. Ich spiele auch eine Epiphone EJ200 mit dem eSonic2-Pickupsystem, das aus einer Kombination aus Piezo (der aber auch mehr Resonanz vom Korpus aufnehmen soll als andere) und magnetischem Pickup besteht. Mit meiner typischen Mischung der beiden Pickups funktioniert das Boss-Pedal hingegen nicht gut. Der Pickup-Klang ist alleine schon so gut, dass das Pedal durch die Wegnahme der Mitten die Durchsetzungskraft nimmt und das Signal zu spitz und dünn und gleichzeitig untenrum zu schwammig klingt. Allenfalls mit sehr kleinen Werten beim Resonance-Regler könnte man hier arbeiten oder natürlich mit dem Hall, sofern benötigt. Ich bevorzuge diese Gitarre aber pur und es wird auch andere Systeme geben mit speziellen (weiter entwickelten) Pickups, wo das Pedal eher nachteilig klingen wird.
Insgesamt aber kann ich das AD-2 bedenkenlos empfehlen für alle, die live spielen und ihren Sound aufpolieren wollen. Auch im Studio macht der Effekt sicherlich eine gute Figur. Gerade bei günstigen Gitarren mit weniger ausgeklügelten Pickups gefällt der Effekt sehr gut.
Was ich nicht verstehe ist die Tatsache, dass dieses Pedal ein Pedal ist und dass man den Fußschalter mit der Funktion belegt hat, den Effekt ein- und auszuschalten. Wenn man das Pedal benutzt, um seinen Sound zu verfeinern, wird man den Effekt in aller Regel nicht ausschalten wollen, weder in Spielpausen noch im Solo noch wenn ein anderer Klang gefragt ist, denn dieser wäre ja dann nur das Original-Piezo-Signal. Also lässt man den Effekt einfach an. Wozu aber dann die Möglichkeit, den Effekt auszuschalten? Allerhöchstens um zu hören, wie die Gitarre ohne Effekt klingt, aber hier kann man die wenigen Regler auch mal eben zurückdrehen. Viel sinnvoller wäre es gewesen, dem Pedal einen zusätzlichen Regler zu spendieren, mit dem man einen Boost von ein paar Dezibel einstellen kann, welcher dann aktiviert wird, wenn man das Pedal drückt, während die eigentlichen Effekte immer aktiv sind. Das wäre ein echter Mehrwert und würde ein verbreitetes Problem vieler Gitarristen lösen.