Kreative Bass-Lines – 4 Tipps, wie die tiefen Töne interessanter werden

Kreative Bass-Lines – 4 Tipps, wie die tiefen Töne interessanter werden

Auf dem Bass lediglich den Grundton eines Akkordes zu liefern, kann für manche Musikstile exakt richtig sein. Thunderstruck von AC/DC besteht letztlich aus nichts anderem als diesen monorhythmischen Grundtönen, die dem Song Stabilität und zugleich das treibende Fundament verleihen. Doch es gibt weitaus mehr, was du aus deinem Bass kitzeln kannst. Mit ein wenig Harmonielehre und ein paar Rhythmuskenntnissen heben Bassisten ihr Tieftonangebot auf eine neue Stufe. Letztlich geht es darum, den Song und die Melodie spürbar mehr atmen zu lassen. Hier ein paar Tipps für die Suche nach den perfekten Basstönen … Am Ende des Blogartikels oder unter diesem Link findet ihr Tipps von Nathan Navarro zum Thema Bass-Lines.


1. Grundtöne mit Durchgangstönen aufpimpen

Nehmen wir zunächst ein paar Sechzehntel-Noten und brauen daraus ein straightes Bass-Menü. Wir bewegen uns über einen von A-Moll zu D-Moll wechselnden Gitarrenpart. Schon jetzt verharren wir aber nicht ausschließlich auf den beiden Grundtönen.

Stattdessen nutzen wir für die Akkordwechsel verschiedene Durchgangstöne. Versuch beispielsweise als Leittöne das G oder das C zu nutzen, weitere Töne sind denkbar, um das „Menü“ geschmackvoller und besser gewürzt zu kochen. Der Blues- und Rockcharakter bleibt mit Tönen aus der Pentatonik erhalten.

Soll’s melodischer werden, bedienst du dich bei den Leittönen den traditionellen Kirchentonarten. Es gibt zahlreiche Wege, wie man von einem Akkord zum nächsten kommt. Paul McCartney von den Beatles hat solche melodiösen Basssätze übrigens bis zur Perfektion getrieben; es war sein Markenzeichen.


2. Erweiterte Akkordtöne in den Bass setzen

Wichtig für uns ist: Wir müssen die Harmonien entschlüsseln. Spielen wir als Beispiel den Akkord A-Moll mit den Tönen A, C, E. Wir fügen dem Moll-Akkord einen weiteren Ton hinzu – das F – und basteln uns dadurch ein Am6 – einen Vierklang. Setzen wir das F jetzt in den Bass, verwandelt sich der Akkord wie von Zauberhand in ein Fmaj7. Während „oben“ ein reines, sauberes A-Moll erklingt, sorgt das F im Bass für einen völlig neuen, gewissermaßen sphärischen Klangcharakter.

Ihr könnt damit experimentieren, indem ihr den Akkordaufbau umkehrt, was gerade bei Vierklängen besonders reizvoll ist. In der Musiktheorie nennt man das eine enharmonische Verwechslung. Das heißt nichts anderes, als dass die übereinandergeschichteten Terzen und Modaltöne eines Akkordes nicht mit dem Grundton beginnen. Der Bassist muss nicht einfach nur den Grundton oder die Quinte spielen. Weitaus abwechslungsreicher wird es, wenn der die Terz, die Sexte oder die Septime mitnimmt.


3. Synkopen und Space-Töne – das Unbetonte betonen

Eine weitere hörenswerte Variante ist es, mit Synkopen und Space-Tönen zu arbeiten. Eine Frage der Rhythmik also. Der Bassist verabschiedet sich gewissermaßen aus dem rhythmischen Bandgefüge. Plakativ ausgedrückt spielt er immer dann, wenn die anderen nicht spielen.

Synkopen bedeuten, das Betonungsmuster wird dadurch aufgebrochen, dass auf eigentlich unbetonte Taktzeiten gespielt wird. Nehmen wir uns zum besseren Verständnis ein simples Beispiel: Du bewegst dich in einem Vierviertel-Takt. Die eigentlich betonten Zählzeiten sind eben die Eins, Zwei, Drei und Vier. Als Bassist kannst du das nun entweder monoton mitmachen oder dich zum rhythmischen Outlaw machen und das Strickmuster aufbrechen. Du fängst mit Deiner Line zum Beispiel auf der Zählzeit Zwei-Und an und arbeitest mit akzentuierten Tönen.

Der besondere Reiz liegt darin, dass der Rest der Band gerade und gleichmäßig spielt, während der Bassist Zwischenräume füllt, wodurch sich alles zu einem großen Ganzen verzahnt. Lohnt sich, einfach mal ausprobieren.


4. Doppeln – unisono an der passenden Stelle

Der Gitarrero spielt die Hook-Line, der Bassist liefert das rhythmische Fundament mit einigermaßen gleichmäßigen Achtel- und Sechzehntelnoten, wodurch er das Gerüst gestrafft hält. Einen besonderen Akzent kann man setzen, wenn der Bassist an einzelnen Passagen die Riffs des Gitarristen doppelt, dabei also wenige Töne exakt mitspielt, um dann wieder direkt zum eigentlichen Groove-Muster zurückzukehren.

Das will sagen: Du spielst nicht dauerhaft unisono mit dem Gitarristen, stattdessen nur kurze Parts, beispielsweise den letzten halben Takt einer Kadenz. Nur an diesen speziellen Stellen verlässt du den Groove. Besonders wirkungsvoll dann, wenn du diese Double-Einsätze mit für den Zuhörer gefühlter Unregelmäßigkeit variierst. Das soll nicht zum Dauerfaktor werden, ansonsten könnte der Gitarrist zu Hause bleiben. Es ist ein Effekt, aber ein wirkungsvoller.

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Diese Techniken dürfen und sollen durchaus miteinander kombiniert werden. Zumal du als Bassist der Rudelführer im Tieftonbereich bist, passt du auf, dass die Bass-Lines dadurch nicht hektisch werden. Damit würdest das Song-Gerüst möglicherweise ins Wackeln bringen. Vertraue einfach auf dein Fingerspitzengefühl, dann kannst du dich frei entfalten. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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Dominic hat als E-Gitarrist einer Alternative-Rockband etliche Clubs im deutschsprachigen Raum unsicher gemacht (die wenigsten davon mussten anschließend zu machen). Mit seiner Unplugged-Band steht er auch heute noch regelmäßig auf der Bühne.

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