
Der Vocoder ist ein meist mit menschlicher Stimme eingesetzter Effekt, erst in der elektronischen Musik zu hören war und sich längst auch in Rock- und Popmusik etabliert hat. Wir schauen auf die Entwicklung, Funktionsweise, aktuelle Modelle und haben auch jede Menge Musikbeispiele für euch!
Der Vocoder – die Entstehung
Der Vocoder wurde, wie so mancher Alltagsgegenstand, ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt. Ziel war es, Sprache verschlüsselt und mit geringerer Datenrate elektronisch zu übermitteln, was auch den Namen erklärt, der sich aus den englischen Begriffen „Voice“ und „Encoder zusammensetzt. Dabei wurde ganz vereinfacht ein Audiosignal in Frequenzbänder aufgeteilt, deren Werte als Parametersatz verschickt wurden. Das sparte eine große Datenmenge, denn die eigentliche Stimme wurde nicht verschickt.
Am anderen Ende wurde dann alles wieder resynthetisiert, indem aus einem Rauschsignal als Stimmenersatz durch die Parameter wieder ein Sprachsignal entstand. Es wurde dabei versucht, das menschliche Sprachorgan mit Stimmbändern (Rauschen) sowie Zunge und Lippen (Parameter) nachzuahmen. Das war zwar nicht so gut wie heutige Verschlüsselungstechniken und Kompressionsalgorithmen, aber der Vocoder wurde ja auch zwischen 1936 und 1939 entwickelt.
Nach ersten Versuchen in der elektronischen Musik durch Werner Meyer-Eppler, den Leiter der Phonetik-Abteilung der Universität Bonn, in den 50er-Jahren gab es dann Anfang der 60er mit dem in München entwickelten Siemens-Synthesizer den ersten Vocoder, der nur im musikalischen Kontext eingesetzt wurde. Und seit Bob Moog und Wendy Carlos 1971 einen Vocoder für den Soundtrack des Films „Clockwork Orange“ entwickelten und einsetzen, gab es für die weitere Entwicklung einen richtigen Schub. Spätestens Ende der 70er war der Vocoder durch Bands wie Kraftwerk, Pink Floyd oder Electric Light Orchestra in der populären Musik angekommen. Zwischen 1976 und 1979 erschienen Modelle wie der EMS Studio Vocoder, Korg MS-10 oder der Roland VP-330.
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Der Vocoder – Funktionsweise in der Musik
Das Grundprinzip eines Vocoders in der Musik ist grundsätzlich gleich zur Ursprungsversion, denn auch hier gibt es ein Trägersignal (englisch „Carrier“), dessen Pegel durch ein zweites Signal moduliert wird. Doch statt des Rauschens kommt nun meist ein frei wählbares Trägersignal zum Einsatz, das vom Modulationssignal beeinflusst wird. Viele Vocoder haben dazu eine eigene Klangerzeugung, die aber nicht zwingend nötig ist, wenn ein externer Eingang für das Carrier-Signal vorhanden ist. Das Modulationssignal wird nun auch hier durch Bandpassfilter in verschiedene Frequenzbänder unterteilt. In den einzelnen Frequenzbändern analysieren dann Envelope Follower den Lautstärkeverlauf und übertragen ihn entsprechend auf das Carrier-Signal. Somit ist der Carrier das, was als Klang aus dem Vocoder rauskommt, und das Modulationssignal beeinflusst, wie der Carrier zu hören ist.
Als Carrier eignet sich jedes möglichst gleichmäßige Dauersignal mit möglichst vielen Obertönen. So ist gewährleistet, dass die Modulationen durch das zweite Signal auch entsprechend zum Tragen kommen. Und selbstverständlich darf das Carrier-Signal auch eine Melodie oder mehrstimmige Akkorde sein, damit das fertige Vocoder-Signal anfängt zu singen.
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Oft wird als Modulationssignal die menschliche Stimme genutzt, was ja durch die Herkunft und das oftmals bei Vocodern schon vorhandene Mikrofon naheliegend ist. Aber es ist keinesfalls zwingend! Um markante Ergebnisse zu erzielen, funktioniert eigentlich jedes Signal, das das Carrier-Signal deutlich „bewegt“, also auch Drums, Percussion oder andere Signale mit schnellen Attack-Phasen und deutlichen Pegelunterschieden, die für entsprechende Sprünge im Carrier-Signal sorgen.
Der Vocoder – aktuelle Hard- und Software
Vocoder-Sounds tauchen immer wieder auf und sind aus der Musik nicht mehr wegzudenken. Dementsprechend gibt es nach wie vor aktuelle Modelle und Emulationen berühmter Klassiker, von denen wir euch ein paar vorstellen wollen.
Korg microKorg
Der Korg microKorg ist nicht nur der am längsten am Stück gebaute Synthesizer der Geschichte, sondern beherbergt auch einen toll klingenden Nachfahren des oben erwähnten Korg VC-10. Das Schwanenhalsmikrofon gehört nicht durch Zufall zum Lieferumfang!
Behringer Vocoder VC340
Dieser analoge Vocoder mit integriertem String Ensemble Synthesizer sieht nicht durch Zufall aus wie der oben erwähnte VP-330, sondern ist ein Klon, der sehr nah ans Original kommt. Und wesentlich günstiger ist er obendrein.
Arturia MicroFreak
In diesem kleinen Hybrid-Synthesizer mit Touch-Keyboard steckt inzwischen auch ein ausgewachsener Vocoder. Einfach Mikrofon einstöpseln und loslegen! Ein Schwanenhalsmikrofon gibt’s als (kostenpflichtiges) Zubehör unter diesem Link.
Rob Papen RoCoder
Auch als Software gibt es tolle Vocoder, die von den Vorzügen eines rechnerbasierten Effekts Gebrauch machen. So etwa dieser 32-Band-Vocoder von Rob Papen mit ganz vielen Zusatzfunktionen und Möglichkeiten, die zum Experimentieren einladen.
Vocoder – klassische und moderne Beispiele in der Musik
Hier sind ein paar Beispiele. Vielleicht kennt ihr den ein oder anderen Song. Viel Spaß! 🙂
Kraftwerk – Die Stimme der Energie
Klar, „Autobahn“ kennt jeder, aber noch einprägsamer ist dieser Track vom Album „Radioaktivität“, der dutzende Male gesamplet wurde.
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Pink Floyd – Sheep
Dieser Song vom Album „Animals“ von 1977 ist mit 10:18 Min. nicht gerade kurz. Der Vocoder setzt ab 6:24 Min. ein und zeigt die Experimentierfreude, für die die Band so beliebt war.
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Electric Light Orchestra – Mr. Blue Sky
ELO haben dem Vocoder mit dem Album „The Vocoder“ direkt mal ein musikalisches Denkmal gesetzt. Auf „Mr. Blue Sky“ von eben diesem Album setzt er ab 2:38 Min. ein.
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Zedd, Maren Morris, Grey – The Middle
Nach so vielen Oldies hier noch der Beweis, dass der Vocoder auch in aktueller Popmusik nach wie vor fleißig zum Einsatz kommt. Producer Zedd untermalt damit den ganzen Refrain.
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Vocoder: Teste dein Wissen mit unserem Quiz!
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Ein Kommentar
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IainHawk sagt:
Du hastb oben geschrieben, dass Pink Floyd’s Sheep nicht grade kurz ist. für Floyd ist das kurz 🙂 Guter Artikel ansonsten. weiter so!!!