Linkin Park
Der Sound von Linkin Park: Gitarren, Verstärker und Geheimes

Der Sound von Linkin Park: Gitarren, Verstärker und Geheimes

Für eine ganze Generation (wenn nicht sogar zwei) sind die Hymnen der kalifornischen Band Linkin Park der Soundtrack der Jugend – die perfekte Klangillustration von existenziellen Zweifeln, Ängsten und jener berührenden Sensibilität, die diese prägende Lebensphase ausmacht. Es ist das ideale Alter, um sich in ein Album zu verlieben, das einen ein Leben lang begleitet. Wer 15 war, als Hybrid Theory, Meteora oder sogar The Hunting Party herauskamen, erinnert sich sicher noch daran.

son signature linkin park

James Minchin III (rights holder), CeriRoberts (Warner Records representative)

Auch die, die am 3. November 2024 in der U Arena in Nanterre waren, als ein wiedergeborenes Linkin Park ein triumphales Comeback feierte, werden diesen Tag nie vergessen! Noch immer klingen unsere Ohren von diesem mächtigen Sound.

Zur Feier dieses erfolgreichen Comebacks werfen wir einen Blick zurück auf die Highlights der Band – insbesondere auf das Equipment der Gitarristen. 🎸

 

Hybrid Theory und die Liebe zu PRS

Mike Shinoda, das kreative Mastermind der Band, wechselt mühelos zwischen Keyboard, Gitarre und Gesang. Seine Vorlieben bei Equipment hält er meist geheimnisvoll. Anders Brad Delson, der ikonische Gitarrist mit den stets getragenen Kopfhörern: Seine Liebe zu den Gitarren von Paul Reed Smith ist kein Geheimnis.

„Die Custom 24 ist meine Hauptgitarre für Live-Auftritte und wahrscheinlich die, die mich am längsten begleitet. Sie liefert den ausgewogenen Sound, den wir suchen, und sieht dabei auch noch fantastisch aus.“

 

PRS Custom 24 CH

PRS Custom 24 CH

Delson schwört auf PRS-Gitarren seit dem ersten Album Hybrid Theory (2000). Damals nutzte er eine CE24 für die Aufnahmen, bevor er auf die Custom 24 umstieg, mit der er bis heute identifiziert wird.

PRS CE 24 Fire Red Burst

PRS CE 24 Fire Red Burst

Die Hauptunterschiede: Die Custom 24 hat einen geleimten Hals, die CE24 einen geschraubten, doch beide Modelle teilen den doppelt geschwungenen Mahagonikorpus mit geflammter Ahorndecke.

Chiragddude, en.wikipedia

Delson stimmt seine Gitarren meist auf Drop D oder Drop C#. Für die tiefen Töne von „With You“ griff er zu einer siebensaitigen Ibanez RG. Doch die PRS Custom 24 bleibt sein Favorit für einen satten, kraftvollen Sound. Besonders hervorzuheben sind Custom-Modelle mit dem Soldaten des Covers von Hybrid Theory als Dekor in Grau oder Rot.

Ibanez RG7421EX-BKF

Ibanez RG7421EX-BKF

 

Unendlich Gain: Verstärker für den typischen Sound

Bei Verstärkern ist Delson ein Fan des Dual Rectifier von Mesa Boogie. Im Musikvideo zu „Numb“ sind zwei dieser Verstärker hinter ihm zu sehen. Mit ihrer metallverstärkten Front sind sie unverkennbar. Seit seiner Einführung 1992 ist der Dual Rectifier ein Symbol für den Metal-Sound der 90er- und 2000er-Jahre, bekannt für seinen komprimierten Klang und seine scheinbar endlosen Gain-Reserven – perfekt für Delsons markante Powerchords voller Sättigung.

Mesa Boogie Dual Rectifier Head

Mesa Boogie Dual Rectifier Head

Zwar ist ein 100-Watt-Verstärker für viele überdimensioniert, vor allem wenn man an den Preis für in Amerika gefertigte Amps denkt. Doch der Sound des Dual Rectifier ist in den meisten Verstärkersimulationen zu einem Standard geworden. Auch in Form von speziellen Pedalen wie dem UAFX Knuckles oder dem Walrus ACS1.

 

Walrus Audio MAKO ACS1 MK II

Walrus Audio MAKO ACS1 MK II

 

Universal Audio UAFX Knuckles

Universal Audio UAFX Knuckles

Auf Meteora experimentierte Delson erstmals mit der Kombination verschiedener Amps: Neben dem Mesa fügte er einen Marshall Super Lead (den legendären Plexi) hinzu, um ihre klanglichen Eigenheiten zu verschmelzen.

 

Das Boss-Pedalboard

son signature linkin park

Brad Delson à Soundwave 2013 – Rechte : Chealse Vo

Delson bevorzugt robuste und zuverlässige Pedale, vor allem von Boss. Mit dem Noise Gate NS-2 (der berühmte „Noise Supressor“) unterdrückt er unerwünschte Hintergrundgeräusche des Dual Rectifier. Zusätzlich nutzt er zwei unterschiedlich eingestellte CS-3 Compressor-Pedale sowie punktuell markantere Effekte wie den CE-5 Chorus, BF-3 Flanger und das nicht mehr produzierte Ibanez LF-7, das durch moderne Alternativen wie das Source Audio Artifakt ersetzt werden kann. Alles, um im Studio erstellte Lo-Fi-Sounds zu reproduzieren.

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Während der Hybrid Theory Tour schloss Delson sein Pedalboard direkt an seine Amps an. Ab Meteora organisierte er seine Effekte in einem Rack hinter der Bühne, gesteuert durch einen Voodoo Lab Ground Control Switcher.

Voodoo Lab Ground Control Pro

Voodoo Lab Ground Control Pro

 

Minutes To Midnight: Stilwandel und neue Instrumente

Nach der kolossalen Meteora World Tour beschloss die Gruppe, ihren Stil weiterzuentwickeln. Deshalb wechselte sie den Produzenten von Don Gilmore – der für die ersten beiden Alben verantwortlich war – zu Rick Rubin. Rick ist der Mann, der es Gruppen wie Slayer, Red Hot Chili Peppers und System Of A Down ermöglicht hat, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Zusammen mit Rubin brachten sie ihren Sound mehr in Richtung Rock und etwas weg vom Metal, was sich auch deutlich in der Wahl der Instrumente bemerkbar macht.

Rick Rubin - Rechte: jasontheexploder

Rick Rubin – Rechte: jasontheexploder

Für die Aufnahmen von Minutes To Modnight verwendete Brad Delson viele verschiedene Gitarren wie eine Les Paul, eine Jaguar, eine Telecaster und besonders eine Vintage-Stratocaster, die ihn nachhaltig beeindruckte. Um ihren Sound auch auf der Bühne zu haben, spielte er eine Stratocaster Rory Gallagher aus dem Fender Custom Shop.

 

PRS SE McCarty 594 Singlecut BG

PRS SE McCarty 594 Singlecut BG

Dieses Instrument ist eine Replik der berühmten ’61-Strat des genialen irischen Bluesmusikers. Shinoda seinerseits blieb PRS treu. Er erweiterte aber sein Arsenal ebenfalls und wechselte von der Custom 24 auf das von der Les Paul inspirierte Single-Cut-Modell.

Fender Rory Gallagher Relic Strat

Fender Rory Gallagher Relic Strat

 

The Hunting Party und One More Light: Weiterentwicklung

Chester Bennington und Mike Shinoda in Montréal - 2014 ©Kristina Servent

Chester Bennington und Mike Shinoda in Montréal – 2014 ©Kristina Servent

Von da an erweiterte die Band ihr Klanguniversum immer wieder mit neuen Instrumenten und setzte den mit Rubin begonnenen Weg auf der Suche nach neuen Möglichkeiten fort. Nach zwei weiteren, weniger inspirierten Alben beschlossen sie 2014, The Hunting Party selbst zu produzieren. Für diese Aufnahmen versuchten sie, ihre üblichen Wege zu verlassen. Delson nutzte daher sehr unterschiedliche Modelle wie eine Fender Mustang Competition von 1972 oder eine ES-335 aus dem Jahr 1970, die wie viele Gibsons aus dieser Zeit in Walnussholzoptik gestaltet ist.

Fender 63 Strat Relic DAR MBDB

Fender 63 Strat Relic DAR MBDB

 

Epiphone Jim James ES-335 70s WF

Epiphone Jim James ES-335 70s WF

Fender Vintera II 70s Mustang CPB

Fender Vintera II 70s Mustang CPB

In der Zwischenzeit ließ er auch eine hervorragende Coral Red Type 62 Stratocaster anfertigen. Der Hersteller? Custom Shop-Baumeister Jason Smith. Diese Gitarre ist eine nicht allzu entfernte Cousine der Gallagher. Auf der Verstärkerseite mischte er dieses Mal einen Orange TH100, einen Bogner Twin Jet und einen Engl Fireball 100. Ein Cocktail, den er mit dem Fractal Axe FX II auf der Bühne reproduziert.

 

Orange TH30H

Orange TH30H

 

Engl Fireball 100 E635

Engl Fireball 100 E635

Live sahen wir Mike Shinoda auf einer roten SG, dann auf einer schwarzen Gibson SG Standard für die „One More Light“-Albumtour. Sänger Chester Bennington spielte für „Battle Symphony“ eine D’Angelico DC Deluxe, eine Semi Hollow mit Double Cut und Centerblock. Dieses Album sollte sein letztes sein und die Fans kennen die tragischen Folgen nur zu gut.

Dangelico Deluxe DC Satin Brown Burst

Dangelico Deluxe DC Satin Brown Burst

 

Gibson SG Standard EB

Gibson SG Standard EB

 

Gibson SG Standard HC

Gibson SG Standard HC

 

From Zero: Back in Black

From Zero – Linkin Park Live in der l’O2 Arena, Sept 2024 – Rechte : Denis Radaelli

Aber Linkin Park ist nicht mit Bennington gestorben! Zu jedermanns Überraschung veröffentlichte die Gruppe nach sieben Jahren des Schweigens im Jahr 2024 das hervorragende From Zero. Emily Armstrong, die Sängerin von Dead Sara, übernahm das Mikrofon. Und die Gitarrensounds sind fetter als je zuvor. Im Video zur fantastischen Single „Two Faced“ sehen wir Shinoda mit einer schwarzen SG und Delson holte seine berühmte rote PRS Custom 24 heraus, die mit dem Soldaten des Covers von Hybrid Theory verziert ist. So schließt sich der Kreis zu den Anfängen der Band.

Und wer im Juni oder Juli Linkin Park in Deutschland auf einem ihrer Konzerte besuchen wird, darf nicht weniger erwarten.

Welches ist dein Lieblingsalbum von Linkin Park?

Ist es Hybrid Theory oder Meteora? Diese sind bei den Fans am beliebtesten, aber vielleicht hast du auch einen anderen Geschmack? Lass es uns mit einem Kommentar wissen!

* Quelle der Fotos: Wikipedia

Author’s gravatar
Meon ist Gitarrist und Blogger. Er arbeitet seit 7 Jahren bei Thomann und ist permanent von Musik, Musikern und Instrumenten umgeben.

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