
Die allermeisten Songs in der westlichen Popularmusik sind im 4/4-Takt geschrieben. Und zwar mehr als 90 Prozent; je nach Subgenre kann die Zahl sogar noch höher ausfallen. Die Dominanz ist enorm, aber weshalb? Angeboren, antrainiert, kulturell erlernt oder einfach nur, weil wir so schön simpel gestrickt sind? Begebt euch mit uns auf die taktvolle Suche nach den GrĂŒnden! đŒ
Vierviertel-Takt â dem Pop-Takt hinter die Kulissen geblickt
Der Pianist, YouTuber und Komponist David Bennett hat sich die Frage gestellt, weshalb wir den 4/4-Takt insbesondere in der Popmusik lieben. Um sich den möglichen ErklĂ€rungen zu nĂ€hern, hat er reichlich Informationen, Analysen und Meinungen aus diversen Quellen zusammengetragen und die Resultate in einem YouTube-Video veröffentlicht. Soviel vorweg: Wenngleich es keine letztgĂŒltige ErklĂ€rung geben kann, sind die Ergebnisse mehr als interessant.
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David Bennett Piano â Why is 4/4 so common?
ZunĂ€chst erlĂ€utert David den 4/4-Takt: Wie ĂŒblich gibt die obere Zahl die Anzahl der GrundschlĂ€ge pro Takt an; die untere besagt, dass der Grundschlag eine Viertelnote ist. Es befinden sich also vier Viertelnoten in jedem Takt des MusikstĂŒcks. Zumal es sich hier um eine gerade Taktart handelt, sprechen wir in der Musik von einem binĂ€ren Takt. Leicht nachzuhören ist das zum Beispiel im Queen-Klassiker âWe Will Rock Youâ.
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Queen â We Will Rock You (Official Video)
Hunderte von Popsongs analysiert
In seinen Recherchen hat David 440 Popsongs der vergangenen Jahre ausgewertet und dabei herausgefunden, dass 94 Prozent davon im 4/4-Takt geschrieben sind. Dieser Takt ist derart bestimmend, dass er in der Musiktheorie auch als âCommon Time bezeichnet wirdâ und als Taktangabe in der Notation statt des Bruchs lediglich ein âCâ vorangestellt wird. Das belegt die Dominanz, erklĂ€rt allerdings noch nicht die GrĂŒnde. Und genau die will David Bennett herausfinden und steigt deshalb tiefer in die Thematik ein. Er tut, was viele tun, wenn sie eine komplexe Frage haben: Er befragt Reddit und bekommt von der Community rund 300 Antworten. AuffĂ€llig dabei ist, dass die Meinungen sich in hauptsĂ€chlich zwei Lager unterteilen: Die einen vertreten die Auffassung, der 4/4-Takt sei angeboren, die anderen meinen, er ist kulturell erlernt.
Gangoptimiert und dynamisch tanzbar angeboren
Eine der ErklĂ€rungen könnte nach Davids Recherchen somit lauten, die Beliebtheit des symmetrischen Taktes komme schlichtweg daher, dass der Mensch zwei Beine und zwei Arme hat, das Herz in zwei Schritten schlĂ€gt und wir in unseren Funktionen zweigeteilt sind. Immer schön simpel bleibend, mĂŒsste das allerdings bedeuten, dass die populĂ€rste â weil angeborene â Taktart der 2/4-Takt ist. Der Zweiertakt ist jedoch eher etwas fĂŒr die Blas- und Marschmusik und fĂŒr die Popmusik eher komprimiert einschrĂ€nkend. Weitaus vielschichtiger, abwechslungsreicher und weniger marschierend ist der 4/4-Takt, zumal er bei aller Symmetrie mehr Raum fĂŒr Dynamik lĂ€sst.
Vierviertel-Takt: kulturell erlernte Hörgewohnheiten
TatsĂ€chlich ist der 4/4-Takt insbesondere in der westlichen Musik prĂ€sent und prĂ€gend. In der traditionellen Musik von Indien, Serbien, Albanien, Griechenland, RumĂ€nien oder der TĂŒrkei und etlichen anderen Regionen sieht das vollkommen anders aus. Dort sind asymmetrische Taktarten wie der 7/8- oder 9/8-Takt und diverse andere weiter verbreitet. Zumal jedwede Musik sich immer auch aus der Tradition entwickelt hat, wirken die kulturell erlernten Hörgewohnheiten sich zugleich auf die landestypische Popmusik aus. Wie wir aufwachsen, welche Hörgewohnheiten wir annehmen, bestimmt auch unseren Musikgeschmack. Komplexe Rhythmen und asymmetrische Taktarten finden wir hierzulande eher bei Musikern, die ihre persönlichen Grenzen ausloten und sich experimentell von der Monotonie verabschieden wollen, beispielsweise im Jazz, Fusion oder Progressive, aber auch in klassischen Kompositionen und der Filmmusik.
Betonungen als Genre-typische Besonderheit
Dass der 4/4-Takt der aktuell beherrschende schlechthin ist, bedeutet allerdings nicht, dass er ĂŒberall gleich interpretiert wird. Einer der bemerkenswerten Unterschiede ist beispielsweise die gebrĂ€uchliche Betonung. In den meisten Popmusik-Songs wird die 2 und die 4 betont, in der afrikanischen Musik die 1, im Reggae wird wiederum nur die 4. Und all jene, die nicht im Groove klatschen können, betonen die 1 und die 3. Unter dem Strich erlaubt der 4/4-Takt deutlich mehr kreative Variationen als der 2/4-Takt.
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Master KG – Jerusalema (Feat. Nomcebo)
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Bob Marley & The Wailers – I Shot The Sheriff (Live at the Rainbow Theatre, Londen / 1977)
Den 9/8-Takt einfach glattgebĂŒgelt
Beispielhaft dafĂŒr, wie stark der 4/4-Takt in uns verwurzelt ist, zeigt sich etwa in âI Hung My Headâ von Sting. Der Song ist eigentlich im 9/8-Takt geschrieben, darĂŒber spielen die Memphis Horns ihre Passagen, allerdings im 4/4-Takt. Und kurioserweise passt das dennoch, denn sie zĂ€hlen einfach mit Auftakt. Die Memphis Horns sind Kult, haben zum Beispiel âThe Dock of the Bayâ oder âKnock on Woodâ und âHold on Iâm Comingâ eingespielt, haben mit Elvis Presley, Otis Redding, Aretha Franklin und vielen weiteren gespielt. Der 9/8-Takt-Song von Sting wurde spĂ€ter von KĂŒnstlern wie Johnny Cash oder Bruce Springsteen im 4/4-Takt interpretiert. Auf das neunte Achtel haben die Stars einfach verzichtet.
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Sting & The Memphis Horns – I Hung My Head (Lake House – 1996)
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Aretha Franklin und The Memphis Horns – Knock On Wood – (Live at Fillmor West, San Francisco)
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Sam & Dave mit den Memphis Horns – Hold on Iâm Coming
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Johnny Cash – I Hung My Head
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Bruce Springsteen – I Hung My Head
Viervierteltakt: dein Feedback
David Bennett kommt bei seinen Ăberlegungen letztlich zu dem Schluss, dass es nicht den einen einzigen Grund gibt, es sich stattdessen um eine vielschichtige Entwicklung mit der Symbiose zahlreicher BegrĂŒndungen handelt. Was meint ihr dazu? Warum hat der 4/4-Takt in der Popmusik eine derart beherrschende Position? Wir freuen uns auf eine angeregte Diskussion in den Kommentaren. đ
Ein Kommentar
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Thomas sagt:
Noch eine Möglichkeit, den 4/4 Takt interessanter zu machen, ist ihn in Achtel aufzulösen und dann die 1, die 4 und die 7 zu betonen. Das tun die Beatles z.B. teilweise im Song „Don’t let me down“ (1. Rooftop Performance)