Als Gitarrist gut gegurtet!

Als Gitarrist gut gegurtet!

Obwohl der Gitarrengurt vor allem für E-Gitarristen ein unverzichtbarer Zubehörartikel ist, fällt er im persönlichen Wichtigkeitsranking nicht selten noch hinter das Plektrum zurück. Dabei befindet er sich spätestens seit den 1960er Jahren zusammen mit der E-Gitarre auf einem unaufhaltsamen Siegeszug. Dass die Wäscheleinenvariante, mit der man sich in den Jahrzehnten davor die Wandergitarre um den Hals schnürte bei vier und mehr Kilo schweren Solidbody-E-Gitarren und Elektrobässen zu ergonomisch ungünstigen Verhältnissen führte, bedeutete auch den Startschuss für eine florierende Gurt-Industrie.


Wer heute auf der Suche nach dem richtigen Gitarrengurt ist, der steht vor einem recht unübersichtlichen Angebot. Und wie bei Gitarren reicht Letzteres vom preiswerten, industriell hergestellten Einfach-Gurt bis zur teuren Boutique-Variante, vom Kunststoffgurt bis zur handgearbeiteten Lederausführung.

Was macht einen guten Gitarrengurt aus?

Minotaur R2 Rivet & Skull Strap

Wenn man bedenkt, dass man mit einer E-Gitarre mit massivem Korpus wie einer Gibson Les Paul oder einer Fender Stratocaster in der Regel zwischen drei und vier Kilo an den Schultern hängen hat – bei bestimmten Modellen auch gerne das eine oder andere Pfund mehr – dann sollte auch der Gurt diesem Gewicht auf Dauer gewachsen ein. Und nicht nur das: Immerhin verhilft er euch zu einer immensen Bewegungsfreiheit – und bei euren Ausflügen auf der Bühne kommen weitere Belastungen auf ihn zu.

Bequem soll er sein und angenehm zu tragen, denn er wird Stunden auf eurer Schulter verbringen, und das nicht nur in wohlklimatisierten Räumen, sondern auch bei brütend heißen Open-Air-Festivals im Sommer und vielleicht sogar auf nackter Haut.

Und last but not least legen viele Gitarristen auch Wert darauf, dass der Gurt zum Outfit passt oder sogar selbst eine Botschaft mitbringt. Ein Gitarrist im Musikantenstadl wird nicht unbedingt den mit Totenköpfen und Nieten verzierten schwarzen Ledergurt wie den Minotaur R2 Rivet & Skull Strap tragen und der Death-Metal-Shredder wohl kaum den aus pinkfarbenem Nylon von Planet Waves. Dürfen Sie natürlich trotzdem, wenn Sie wollen! 😉

 

Die Befestigung

Bekanntlich wird das gesamte Gewicht der Gitarre lediglich von zwei doch relativ kleinen Gurtknöpfen gehalten, und genau dort beginnen vor allem bei billigen Gurten häufig die Probleme. Da sich die Belastung am Endstück des Gurtes auf den winzigen unteren Teil des Gurtlochs konzentriert, liegt dort auch die größte Schwachstelle. Fast jeder Gitarrist und Bassist kann mit Schreckmomenten aus seiner Karriere aufwarten, in denen sich das Instrument ganz plötzlich vom Gurt löste, weil das Gurtloch riss.

Harley Benton Gitarrengurt Wildleder schwarz
Thomann Gitarrengurt 3 LederWenn sie nicht komplett aus Leder bestehen, so kommen viele Gurte doch zumindest mit Endstücken aus echtem Leder, was in der Regel ein Qualitätsmerkmal darstellt. Häufig sind dabei die Gurtknopflöcher wie beispielsweise beim Harley Benton Wildledergurt noch einmal separat umnäht und verstärkt. Hier geht es zu den Ledergurten.

Statt der klassischen Gurtknöpfe verfügen einige Gitarren über sogenannte Strap- oder Security-Locks. Dabei handelt es sich um ein zweiteiliges Gurt-Haltesystem, bei dem ein Gurtpin statt des üblichen Gurtknopfes an der Gitarre und ein Basis-Schloss am Gurt selbst befestig wird. Die beiden müssen zum Lösen gezielt entsperrt werden, was ein zufälliges Aufgehen verhindert. Trotzdem sollte auch hier auf stabile Endstücke geachtet werden, denn die beste Gurtsicherung nutzt nichts, wenn der Gurt versagt. Einen anderen Weg geht Di Marzio mit dem Clip Lock Strap, bei dem zwei kurze Gurt-Endstücke anstelle der Gurtknöpfe direkt mit der Gitarre verschraubt werden und beim Gebrauch per Klipp-Verschluss mit dem eigentlichen Schulterteil verbunden werden.

 

Das Material

Wie bereits erwähnt, kommen bei der Herstellung von Gitarrengurten die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz, außer Leder auch diverse Natur- und Kunstfasern.

Thomann NylongurtBei preiswerten Gurten ist sehr oft Nylon das Basismaterial, das nicht nur extrem stabil ist, sondern sich auch leicht einfärben lässt, wie beim Planet Waves PWS111 zu sehen. Dass auch preiswerte Nylongurte nicht auf stabile Lederenden verzichten müssen, beweist sogar der günstigste in der Runde, der Thomann Nylongurt. In höheren Preislagen wird Nylongewebe auch häufig mit anderen Materialien wie Baumwolle oder Leder kombiniert, der LM Guitar Strap FF-15 C Jacquard oder der Taylor Suede/Poly Guitar Strap Copper gehören in diese Kategorie. Auch die Kombination mit Neopren wie beim Mono Cases The Betty Strap Short ist häufig anzutreffen.

Letzterer beispielsweise benutzt statt Lederenden solche aus Gummi und ist damit auch für diejenigen unter uns interessant, die auf eine vegane Lebensweise setzen.
Zu den veganen Gurten kommt ihr mit diesem Link.

Eine weitere häufig eingesetzte Kunstfaser ist Polypropylen, das den Vorteil hat, zu 100 % recyclebar zu sein, ein Beispiel ist der Richter Racoon Beige / Brown Gurt. Wie Nylon ist auch diese Kunstfaser extrem reißfest und stabil.

Baumwolle dient als natürlicher Rohstoff ebenso zur Herstellung von Gurten und nicht nur in Kombination mit anderen Materialien. Wer sich beispielsweise einen klassischen Tweed-Gurt wie den Fender Tweed Cotton Strap Gold vielleicht sogar passend zu seinem Amp-Klassiker aussucht, setzt auf das klassische Textil.

Natürlich steht die Entwicklung auch bei Gitarrengurten nicht still und viele Hersteller experimentieren mit Kunststoffen oder setzen auf andere natürliche Materialien wie Hanf, Flachs, Leinen oder Filz.

Mit Abstand das am häufigsten genutzte natürliche Material für Gitarrengurte allerdings ist und bleibt Leder. Und weil dieser Werkstoff viele unterschiedliche Quellen haben kann und sich auch auf unterschiedlichste Weise behandeln und gerben lässt, ist die Vielfalt extrem groß. Dabei geht es nicht nur um Farben und Formen, sondern auch darum, ob es beispielsweise mit Chrom gegerbt wurde oder mit pflanzlichen Stoffen, ob es glatt oder rau ist, fest oder weich – kurz gesagt, der eigene Geschmack ist gefragt. Die Palette reicht hier vom einfachen ungefütterten Thomann Gitarren-Ledergurt für unter zehn Euro bis zum exklusiven Richter Beavers Tail Dragon BK mit echten Perlmutteinlagen, für den fast vierhundert Euro fällig werden.

Was ist wichtig bei der Gurtauswahl?

Natürlich spielt der persönliche Geschmack bei der Auswahl eines Gitarrengurtes eine große Rolle, einige andere Faktoren solltet ihr aber nicht außer acht lassen.

  • Die Breite: Je schwerer das Instrument, desto größer sollte die Auflagefläche auf der Schulter sein. Standardgurte sind in der Regel zwischen 5 cm und 8 cm breit, schmalere bieten weniger Komfort und eine breitere Schulterauflage liegt unter Umständen am Hals an.
  • Die Länge: Die meisten Gurte sind in der Länge einstellbar und es ist vor dem Kauf sinnvoll per Maßband die ungefähre Distanz zu ermitteln, die er von einem Gurtknopf zum anderen über die Schulter zurücklegen muss. Spielt ihr eure Gitarre in Kniehöhe, solltet ihr beim Kauf auf eine extralange Version wie den Thomann Nylon XXL Gurt zurückgreifen
  • Die Passform: Grundsätzlich gilt, dass ihr euch mit eurem Gurt wohlfühlen müsst. Deshalb solltet ihr ihn regelrecht „anprobieren“, und zwar am besten mit eurem Instrument. Denn wo der eine mit einem einfachen flachen Ledergurt glücklich ist, braucht der andere eine dicke Neopren-Polsterung auf der Schulter.
  • Das Material: In unserem kurzen Überblick habt ihr die wichtigsten Materialien und einige ihrer Eigenschaften kennengelernt. Wenn ihr euch jetzt an euren letzten Gig erinnert, dann kommt ihr der richtigen Materialauswahl schon ein gutes Stück näher. Falls ihr die Bühne genau so trocken verlassen habt wie ihr sie betreten habt, dann bleibt euch die freie Auswahl. Fließt der Schweiß in Strömen, werden glatte Ledergurte noch glatter, genau wie Nylon- oder andere Kunstfasergurte. Hier solltet ihr möglicherweise über einen Velour- oder Rauledergurt nachdenken, der mit Feuchtigkeit erheblich besser zurechtkommt, oder einen Textilgurt in Erwägung ziehen. Aber auch das oben erwähnte Polypropylen macht in solchen Situationen eine gute Figur, immerhin wird das Material auch bei Funktionsbekleidung für Sportler eingesetzt.

 

Was sonst noch?

Mono Cases The Betty Strap ShortViele Standard-Gitarrengurte kommen mit zusätzlichen Schnüren, die für das Tragen von Westerngitarren gedacht sind. Während der Gurt an der unteren Zarge Halt an einem normalen Gurtknopf findet, wird das andere Ende am Anfang der Kopfplatte hinter dem Sattel unter den Saiten hindurch um den Hals geknotet. Aber immer mehr Akustikgitarren besitzen inzwischen einen zweiten Gurtknopf am Halsfuß, sodass auch hier nahezu jeder Standardgurt benutzt werden kann.

Wer mit der klassischen Gitarre auf die Bühne möchte, der hat normalerweise keinerlei Möglichkeiten, einen Gurt anzubringen. Hier hilft der Harley Benton Gurt für Konzertgitarre, der im Schallloch eingehängt wird und so das Spielen im Stehen erlaubt.

Zu allen Gitarrengurten auf thomann.de und zum entsprechenden Zubehör kommt ihr mit diesem Link!

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Meon ist Gitarrist und Blogger. Er arbeitet seit 7 Jahren bei Thomann und ist permanent von Musik, Musikern und Instrumenten umgeben.

8 Kommentare

    Hallo, ich habe immer das Problem, dass mir auf der Bühne bei heftiger Bewegung (zb „Springen“) die Gitarre vom Körper wegspringt, so ist schwer zu spielen. Gibt es eine Möglichkeit, die Gitarre zusätzlich zb irgendwie am Hosengurt zu befestigen, um dem vorzubeugen ?

    Hi Florian,

    es gibt Gurte, die deine Gitarre auch noch auf Bauchhöhe fixieren. Allerdings ist fraglich, ob diese deine Beweglichkeit gerade beim Springen nicht noch mehr einschränken. Ich empfehle dir, das einfach noch ein wenig mit einem normalen Gurt zu übern. 😉

    Viele Grüße!

    Mein liebstes Mittel zur Gurtsicherung ist noch immer das gute alte Flenslock! Im Idealfall erhält man mit jedem Bier bei der Probe noch einen Ersatz. 😉
    Und ja, ich kenne das, wenn die Gitarre plötzlich der Schwerkraft folgt.

    Sehr schöner Blogeintrag mit guten Tipps!

    Klar, die Variante gefällt optisch nicht jedem, aber erfüllt in fast jeder Situation ihren Zweck. 😉

    Mir persönlich fehlen die von Couch Straps. Die benutzen Vinyl als Hauptmaterial und sind für mich die besten der Welt!

    Stimmt, die Designs sind wirklich schick. 🙂

    Besonders insteressant wäre es zu wissen, welche Ledergurte eben nicht mit Gift verseucht sind nachdem bei der Herstellung die Umwelt stark belastet wurde. Ich mag Ledergurte aber bitte aus „vernünftiger“ Herstellung. Nehmt solche Gurte ins Sortiment, macht sie erkennbar und findbar … und ich kaufe gern ein paar.

    Das ist ein interessanter Ansatz, das gebe ich gerne mal an unseren Einkauf weiter.

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