9 Tipps für eine gute Ansage auf der Bühne

9 Tipps für eine gute Ansage auf der Bühne

Als Sängerin oder Sänger im Mittelpunkt zu stehen und Songs performen zu können macht Spaß. Aber heißt das auch automatisch zum Ansagen machen verdonnert zu sein? Singen ist ja was anderes als Sprechen – und Moderieren nicht das Gleiche wie Performen. Auch wenn es oft in einen Topf geworfen wird. Schließlich gibt es viele verdammt coole Frontleute, die zwischen den Songs die Zähne nicht auseinander bekommen.

Wenn für euch Ansagen eher ein Fluch als ein Segen sind, dann kann natürlich auch ein anderes, redegewandteres Bandmitglied den Job übernehmen. Aber was tut ihr, wenn sich niemand findet, oder ihr solo unterwegs seid?

Hier kommt ein kleiner Guide mit 9 Tipps für eine gute Ansage! ?


 

1. Es ist egal, was ihr erzählt, okay, fast …

Denn die wichtigsten Informationen kommuniziert ihr nonverbal. Ob ihr euch in eurer Haut wohlfühlt, wie ihr euch als Band einander gegenüber verhaltet, wie eure Körpersprache ist, wie ihr mit Fehlern umgeht. Das zeigt eure Persönlichkeit und stellt mehr Verbindung zum Publikum her, als es der reine Inhalt der Ansage kann.


2. Macht euch einen Stichwortzettel

Bereitet euch vor. Ansagen müssen nicht spontan sein. Sie sollen nur so wirken. Nehmt euch einen Zettel und stellt euch folgende Fragen zu den Songs:

– Was war der Anlass diesen Song zu schreiben?
– Was ist die Kernaussage des Songs?
– Was könntet ihr noch zu dem Song erzählen?
– Was bewegt euch, wenn ihr den Song singt?

Schreibt euch Antworten in Stichworten oder kurzen Formulierungen auf. Dann schreibt daraus in einem zweiten Schritt eine komplette Ansage. Diese lernt ihr aber nicht auswendig, sondern übt lieber, spontan aus den Stichworten eine Ansage zu formulieren. So wird die Ansage immer ein bisschen anders und wirkt nicht steril oder einstudiert. Ihr müsst auch nicht immer alle Stichpunkte mit in die Ansagen nehmen. Seht es eher als eine Art Fundus an, aus dem ihr schöpfen könnt.

3. Legt den Cue für den Beginn des nächsten Songs fest

Klassische Ansagenregel ist die Nennung des Titels des nächsten Songs am Ende der Ansage. So spielt euch die Musik nicht zu früh dazwischen und ihr irritiert nicht den Rest eurer Band, die nicht weiß, wann es weitergeht.


4. Tagesaktuelles einbauen

Ihr könnt auch über Dinge sprechen, die am selben Tag passiert sind oder euch aktuell bewegen. Patti Smith hat auf ihrer aktuellen Tour von Harvey der Libelle erzählt, die ihr in einer Songpause auf der Toilette (!) begegnet ist. Harvey zog sich durch alle weiteren Ansagen des Abends, und auch wenn es sich verrückt anhört: Es war ziemlich witzig!


5. Was muss gesagt werden?

Euer Bandnamen, die aktuelle/neue CD, neue Songs, das neue Video, soziale Netzwerke, Mailinglisten, die nächsten Auftritte, der Merch-Stand. Überlegt vor einer Show, ruhig mit der Band, was das Publikum erfahren muss, schreibt euch die Punkte auf einen kleinen Zettel und klebt diesen an die Monitorbox.


6. Bleibt in der Sprache authentisch

Redet wie ihr normal sprecht. Benutzt keine Schriftsprache oder Begriffe, die ihr sonst nicht sagt. Verbiegt euch auch in der Sprache nicht.


7. Wo braucht die Show Ansagen?

Versucht eine Gesamtdramaturgie von Ansagen und Songs zu planen. Welcher Song braucht eine Ansage? Wie lange soll die sein, um nicht Tempo aus der Show zu nehmen. Oder soll die Ansage Tempo machen? Welche Songs können auch mal direkt hintereinander gespielt werden? Lediglich der letzte Song muss angesagt werden. Aber nur, damit euer Publikum weiß, dass es der letzte Song ist.

 


8. Welche Alternativen zu klassischen Ansagen gibt es?

Eurer Fantasie sind generell keine Grenzen gesetzt. Beispiele wären Projektionen oder Lichtstimmungen benutzen oder rein musikalische Übergänge zwischen den Songs bauen.


9. Übung macht die besten Ansagen

Wie heißt es so schön: Übung macht den Meister. Hier haben wir drei Tipps für euch

– Übt eure Ansagen schon auf den Bandproben. Ladet dafür Freunde zu einem kleinen Minikonzert ein, um richtiges Publikum zu haben. Nehmt die Ansagen mit dem Handy auf Video auf und kontrolliert euch hinterher.

– Besucht einen Schauspiel- oder Rhetorikkurs, um Improvisieren und freies Sprechen zu lernen. Die kostengünstigere Variante: Ihr lest Artikel rund um das Thema.

– Seht anderen beim Ansagen zu und macht euch die besten Dinge zu eigen. Natürlich nicht Copy & Paste, sondern an euch angepasst. Sich inspirieren zu lassen ist erlaubt!


Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Habt ihr noch Anregungen oder Tricks?
Wir freuen uns auf eure Kommentare. ✍

 

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Dominic hat als E-Gitarrist einer Alternative-Rockband etliche Clubs im deutschsprachigen Raum unsicher gemacht (die wenigsten davon mussten anschließend zu machen). Mit seiner Unplugged-Band steht er auch heute noch regelmäßig auf der Bühne.

5 Kommentare

    Man weiß es ja, nicht alle Musiker spielen nur in einer Band, die haben oft noch andere Bands oder sind Solo unterwegs. Ich finde es schade, dass bei der Bandvorstellung dies meistens nicht erwähnt wird. „An den Drums Berndt Schmidt“ und das wars. Man könnte ja auch sagen „Ich bin sehr glücklich Berndt Schmidt hier zu haben und das er die Zeit für mich hat, ob wohl er auch noch bei XXXXX die Percussion macht. Er hat in Berlin Musik studiert und ist eine sehr große Bereicherung für uns. Unser Mann am Bass Andy Wolter, ihr glaubt es nicht, aber dieser Mann hat alles autodidaktisch gelernt und ist einer der besten Bassissten die ich je erlebt habe u.s.w.. Somit würde der Frontman zeigen wieviel Respekt und Bewunderung und Dankbarkeit er empfindet, mit diesen Musikern zusammen zu spielen.
    Man kennt ja die Ansage von dem man in black „Hello, I’m Johnny Cash. Bei den Highwayman hat einmal Waylon Jennings die Ansage gemacht und gesagt:“ Hello, my name is Waylon Jennings and his ain’t and his ain’t and his ain’t, and that is all you use to know“.

    Locker ist das a und o. Alles andere ist egal. Selbstbewusst, souverän, locker. Dann kann man das Publikum auch mal ne halbe Minute schweigend fixieren, so dass die Spannung steigt.

    @Norbert: Das klingt für mich nach einer Bühnenansage die das Publikum zu Tode langweilen. Zumindest habe ich genau sowas als Konzertbesucher erlebt und die Ansage war ultra langweilig. Niemand interessiert wer wo studiert hat oder sich selbst wasnbeigebracht hat. Entweder kann er gut spielen und so die Leute berühren oder nicht. Selbst beweist auch er und von wegen Autodidakt und hier studiert kommt fürs Publikum meiner Meinung nach unsouverän und nicht gerade sympathisch rüber.

    Man kann Sachen auch „zu Tode“ quatschen. Ob jemand Musik studiert hat, irgendwo anders noch spielt, seine Großmutter die besten Kuchen backt, interessiert normalerweise keinen.
    Dass jemand sein Instrument beherrscht, hört man ja.

    Ob man, bei selbst geschriebenen Songs, die ganze Entstehungsgeschichte, Motivation, Inspiration oder sonst was, erzählen sollte, halte ich auch für eher überflüssig.

    Facebook- oder Internetseite und zukünftige Termine dürften wohl die wichtigeren Ansagen sein.

    Im Zweifel gilt bei Ansagen aber immer: weniger ist mehr. Bevor man das Publikum langweilt, sollte man lieber die Instrumente „sprechen“ lassen.

    Für die einen ist es Gelaber, für die anderen Kommunikation. Als Bühnenakteur teilst du dich mit absolut allem, was du darstellst, mit – weil du dich nicht verstecken kannst: Nicht hinter Instrumenten, nicht hinter deiner Musik, nicht hinter Worten. Texte sind kein Ersatz für fehlende Souveränität. Daher schaue ich mich um, sehe die Leute an, flirte irgendwie, erspüre die Stimmung und bin einfach nur da – als einer von vielen. Oft sage wie ich mich fühle und was mich gerade an der Welt draussen bewegt. Und manchmal passt sogar ein Song dazu… Klingt vielleicht simpel. Doch hier zählt Persönlichkeit und Glaubwürdigkeit. Das muss stimmen. Wenn du deinem Publikum vertraust, dann trauen sich die Leute auch zu fühlen, was du (in deiner Musik) fühlst.

    Werbung für die eigene Internet- oder Facebook-Seite? Wer was von euch wissen will, findet das schon selber heraus… Werbung, wegen ein paar Klicks oder weil sich die Gelegenheit bietet, machen wir auf der Bühne nie. Mich törnt so etwas ab. Wir machen da ausschließlich Musik. Auch, damit die Leute mal vergessen können, dass es das Internet überhaupt gibt. Live is Life!

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