Slate Digital sind mir, bezüglich ihrer Marketingstrategie, häufig zu sehr "over the top". Nichts desto trotz halte ich einige der Plugins für sehr gut, insbesondere im Bezug auf das Preis-Leistungsverhältnis.
Zu diesen positiven Fällen zählt eindeutig das Virtual Mix Rack. Unter dessen Haube sich eigentlich ein recht flexibler Channelstrip (EQ & Dynamics), auf Basis der Emulation analoger Geräte verbirgt.
BEDIENUNG
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Die Bedienung im Pseudo System-500 Stil ist hübsch anzuschauen und kommt Hardware-Affinen Mischern besonders entegegen. Jedoch stehen Übersichtlichkeit und der Workflow manchmal ein wenig hinten an.
Als besonderes Plus empfinde ich auf der Gegenseite, dass mein Spieltrieb sehr stark angetriggert wird. Und daher gibt es dann doch vier Sterne für die Bedienung.
KLANGCHARAKTER
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Die Soundqualität der Elemente ist durchweg gut bis sehr gut.
Der extreme Hype (deutliche Sättigung und harmonische Anreicherung), den viele vergleichbare Analog-Emulationen an den Tag legen, kommt hier nicht vor. Das ist, im Sinne eines Allzweck-Werkzeugs, ein Vorteil - kann aber manchmal auch traurig sein (wenn man sich nach mehr Holzhammer-Analog-Prägung sehnt).
Die analoge Charakteristik, die subtil zu hören ist, ist angenehm und sehr Mix-freundlich - will sagen: sie funktioniert fast immer. (Ähnliches gilt übrigens für die Freeware "Shimmer", die auch mit an Bord ist.)
Bei kurzen, persönlich vorgenommenen Aliasing-Tests schnitten die Kompressoren auch sehr ordentlich ab. (Das ist häufig ein kritischer Faktor im digitalen Analog-Wahn, der auf Einzelquellen nicht gehört wird, aber im Mix für Unschärfe und mangelnde Transparenz sorgen kann.)
Die Nähe zu den Originalen würde ich im Mittelfeld verorten (mit einem Vorsprung seitens des Neve-EQs). Allerdings ist auch nicht jeder 1176 gleich und ich kann mich des Gefühls nicht erwähren, dass hier eher ein gemäßigter Durchschnitt statt DAS EINE Supermodell gesucht wurde.
ARBEITSFLUSS
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Zusammen mit der neuen Version der Virtual-Console-Channels, die sich nahtlos in das VMR integrieren, ist das System eines meiner Goto-Plugins um einen Mix auf einfache Weite "in-die-Tasche" (in the pocket) zu bekommen.
Auch bei VCC sind die Eingriffe recht subtil, in der Summe aber deutlich wahrnehmbar und funktionieren in ihrer "set-and-forget" Philosophie sehr zuverlässig.
Ein ganz klein wenig vermisse ich einen HP-Sidechain in den Kompressoren, aber der integrierte Mix-Regler ist wirklich sehr angenehm.
Nochmal hervorheben möchte ich den inneren Spieltrieb - Musik machen (und mischen) soll Spaß machen!
Da das VMR schlußendlich auch meinen Prozessor nicht all zu sehr in die Verantwortung nimmt, bin ich an dieser Stelle ebenfalls sehr glücklich.