Hier ebenfalls mein Review aus dem Musiker-Board:
Wie einer meiner Vorschreiber, brauchte ich hauptsächlich einen Bass für Recording-Aufgaben.
Da mein Budget zur Zeit arg erschöpft ist, blieb nur die Möglichkeit, einen Billigbass dafür zu erwerben.
Nun muss ich sagen, dass ich eigentlich ziemlich verwöhnt bin, was Instrumente angeht, in meiner "Sturm- und Drangzeit" habe ich neben einem Fender Precision unter anderem einen Steinberger XL2 für damals über 4500,- DM besessen. Insofern tat es mir dann doch ziemlich weh, auf etwas billiges zurückgreifen zu müssen.
Naja, im Endeffekt brauche ich ihn ja nur hin- und wieder und dann siegt halt doch ein einziges Mal die Vernunft über das G.A.S.
Also ein bisschen umgesehen, der Korpus sollte dann aber schon nicht aus Sperrholz sein, sondern aus richtigem Holz, und dadurch fiel meine Wahl auf den Hot Rod von Thomanns Eigenmarke Harley Benton, Kostenpunkt 111,- Euronen.
Formmässig eine Kopie des Precision, Korpus aus Lindenholz (im übrigen kommt der amerikanische Begriff BASSWOOD für Lindenholz nicht etwa von BASS, wie das einem Manche weismachen wollen, sondern vom BAST, der Bezeichnung für die innere Rinde )
Der Hals ist aus Ahorn mit einem aufgesetzten Palisander Griffbrett mit Dot-Inlays und 20 Bünden.
Die Lackierung ist ein transparentes Rot, das gut zusammenpasst mit dem Salami-Griffbrett.
Ausgestattet ist der Hot Rod mit zwei PUs, ein P-Style und ein J-Style, einer Brücke aus einem Metallwinkel wie beim Original sowie drei Potis, zweimal Volume, einmal Tone. Die Mechaniken sind welche von der kleineren, inzwischen weit verbreiteten Sorte. Hergestellt wurde der Bass laut Aufkleber in China, angeblich aus nachhaltigem Holz-Anbau.
Erster Eindruck:
Beim Auspacken des Basses kamen mir erstmal eine Menge Holzspäne entgegen, was mich dann doch verwundert hat. Eine genauere Untersuchung ergab dann, dass der Hersteller erst den Bass lackiert hatte, dann den Hals angesetzt hatte, dann die Schrauben eingeschraubt hatte und dadurch befanden sich noch die Späne zwischen Hals und Korpus. Hiess für mich: mal eben den Hals abmachen und die Späne entfernen. Im übrigen habe ich später im Elektronikfach auch noch Holzspäne gefunden, die Methode des Staubsaugens scheint in China noch keine große Verbreitung gefunden zu haben.
Mängel:
Beim Abnehmen der Saiten (die ich im übrigen direkt ausgetauscht habe) fiel mir dann auf, dass die Mechaniken klapperten, lag einfach daran, dass bei 2 Mechaniken falsche Unterlegscheiben verwendet wurden (zu klein), dadurch liessen sich diese nicht 100%ig fest anziehen. Bei aufgezogenen Saiten klappert aber nichts mehr, soviel sei zur Ehrenrettung gesagt.
Wo ich gleich dabei war habe ich auch das Elektronikfach kontrolliert, abgesehen von bereits erwähnten Holzspänen war das Fach sauber ausgefräst (wenigstens etwas sauberes) und die Elektronik war sauber verlötet. Nicht so schön: auch hier wurde nicht vorgebohrt als das Schlagbrett montiert wurde, hier sind Holzspäne rund um die Schraubenlöcher in den Lack gedrückt. Fällt natürlich nur auf, wenn man das Brett demontiert.
Der Sattel wirkte eher wie "mal kurz mit der Feile drüber, passt schon", war ziemlich unsauber gemacht. Hier bewährten sich die Original-Saiten das erste (und einzige) Mal: jeweilige Saite in die passende Kerbe, ein paar Mal mir leichtem Druck hin und her und schon hat man mir einer perfekt passenden "Feile" den Sattel richtig gekerbt....
Achja, richtig, auf der Rückseite im oberen Cutaway war ein ziemlich auffälliger Kratzer, nicht tragisch, aber halt unschön.
Beim montieren des Griffbrettes scheint den Mechanikern etwas die Leimflasche ausgerutscht zu sein, hier sind in Höhe des 7. Bundes auf beiden Seiten des Griffbretts Leimspuren zu sehen, die dann anscheinend einfach überlackiert anstatt beseitigt wurden. Stören auch nicht, aber trotzdem auch unschön.
Die Potiknöpfe sassen schief, ebenfalls unschön (wie überhaupt die Wertung "nicht tragisch, aber unschön" hier zu überwiegen scheint).
Als unorthodox, aber nicht als Mangel empfand ich im Übrigen die Methode zur Höhenanpassung der Pickups: ich bin Schrauben und Federn gewohnt, hier sind es Schrauben und ein untergelegter Schaumstoffklotz, der den PU hochdrückt. Kann aber auch sein, dass das jetzt Methode wird, das will ich mal aus der Bewertung lassen.
Als letztes: der Hals selber war nicht richtig eingestellt, zu weit nach vorne. Und ich musste doch schon einiges nachstellen. Allerdings habe ich ja auch die Saiten gewechselt BEVOR ich etwas eingestellt habe, deswegen würde ich das jetzt nicht soooo überbewerten.
Positiv:
Die Bünde sind sauber abgerichtet, keine scharfen Kanten, nix.
Die Potis arbeiten sauber und ohne Kratzen.
Die Schrauben am Griffbrett waren alle gerade drin, hier stand ebenfalls nichts vor.
Die Brücke ist ebenfalls gratfrei und dadurch verletzungsarm...
Und: fast genau eingestellt, ich musste die Reiter nur wenig verstellen, um Oktavreinheit zu erreichen.
Das Beste kommt noch: der Bass ist sogar bis auf wenige Cent bundrein! Hätte ich nicht erwartet, ehrlich gesagt.
Klang:
ja, wie klingt er denn jetzt?
Trocken gespielt offenbart er erstmal eine gute Basis, das Holz schwingt gut, der Ton hält lange an, auch die Brücke leitet die Saitenschwingung gut weiter, was ich auch so nicht erwartet hätte, aber anscheinend haben die Chinesen da doch ganz gut gearbeitet.
Und verstärkt?
Eigentlich ist hier noch ein Punkt, der unter Mangel fallen würde: der untere (J-)Pickup brummt. Und zwar wirklich extrem, sobald man in die Nähe von Monitoren kommt. Mehr als man sonst von Single-Coils gewohnt ist, oder besser: was ich von Single-Coils gewohnt bin. Dafür klingt er nicht schlecht, er zeigt eine Menge Höhen und wirkt ziemlich durchsetzungsfreudig, wirkt aber tatsächlich am besten zusammen mit dem P-Style PU, der nicht so ganz wie das Original klingt, aber ein gutes Fundament liefert, speziell wenn man den Tonregler zurücknimmt. Da kommt man sogar den 60er-Bässen im Klang nahe.
Ansonsten muss ich meinem Vor-Rezensierer 7 Eleven zustimmen, der Hot Rod bietet einen universell einsetzbaren Klang, der mir persönlich auch ganz gut gefällt, speziell da die Holzbasis tatsächlich gut ist.
Fazit:
1. der Preis
2. der Preis
3. der Preis
dann kann man so langsam auf die Verarbeitung achten. Hier gibt es tatsächlich noch einiges zu bemängeln, das Staubsaugen scheint dem Arbeitsablauf zum Opfer gefallen zu sein, anscheinend wäre ein weiterer Schritt um das Instrument zu reinigen zu teuer gewesen.
Der Punkt, dass die Unterlegscheiben von 2 Mechaniken falsch dimensioniert waren, ist aber so gesehen wohl eher auf Pragmatismus zurückzuführen (passt schon-Syndrom), auch bei Billigbässen nicht ganz entschuldbar, es sein denn, hier wird Resteverwertung betrieben (kann ja sein).
Ein brummender Pickup mag für jemanden, der nicht in die Nähe von Störungsquellen kommt, entschuldbar sein, für mich ist es das nicht, da ich den Bass nun mal genau da brauche: in der Nähe eines Monitors.
Aber da gibt es ja noch
4. den Preis
und da relativiert sich so manches. Eigentlich kann ich nicht anders als den Bass zu empfehlen, speziell wenn man Anfänger ist, nicht so viel Geld ausgeben will oder kann. Man sollte aber jemanden kennen, der einem beim einstellen (und Späne-Entfernen) helfen kann. Oder sich selber damit auskennen.
Und wenn man dann (so wie ich) zufälligerweise noch ein paar passende Unterlegscheiben für die Mechaniken, einen Preci-Pickup aus einem Squire und einen DiMarzio JassBass PU rumliegen hat, kann man sogar das Brummen eliminieren. Seitdem klingt das Teil übrigens richtig gut, und ich werde ihn auf jeden Fall behalten.....